Samstagsarbeit im Fahrwerk Timmer: Beraten, kassieren, kurz schrauben und weiter. Gezielt findet Sebastian Bartel (38) für einen Kunden ein Kettenschloss. Der Store-Manager berät dann eine junge Mutter zum Helm, den ihr kleiner Sohn für sie fordert.
Gerome Schlüter (28) ist Bereichsleiter für die drei Fahrwerk-Stores. Heute hilft er in Stadtlohn und zurrt die Befestigung einer Lenkertasche nochmal richtig fest. Später berät er ein Paar, das ein Rad für den Arbeitsweg der Frau sucht. Nebenbei rücken die Mitarbeiter die Fahrradreihen in dem Geschäft wieder gerade. Sie haben kaum Zeit, der Münsterland Zeitung zu berichten, wie es so läuft, seitdem sie am 1. Juli eröffnet haben.
41 Jahre lang war hier an der Gutenbergstraße Fahrrad Becking - lange der einzige Fahrradladen der Stadt. Nun ist das der Fahrwerk-Store. Deshalb die große Kundenschar am vergangenen Samstag und wie Schlüter und Bartel berichten, auch sonst in der Woche.
In der Werkstatt stehen mehrere Reihen noch nicht aufgebauter Neu-Räder. Es ist viel zu tun. Neben Store-Manager Bartel arbeiten in der Woche hier zwei weitere Zweirad-Mechatroniker, am Samstag haben die beiden frei. Schlüter betreut die anderen zwei neuen Fahrwerk-Läden, in Lingen und in Bocholt.

Eine kleine Bike-Store-Kette
Bocholt öffnete am 1. März, dort arbeiten fünf Fahrradexperten, darunter ein Meister, Lingen öffnete am 25. März und beschäftigt fünf Personen, darunter einen Meister und einen Auszubildenden.
„Hier in Stadtlohn wollten wir den Werkstattservice möglichst nahtlos übernehmen“, sagt Gerome Schlüter. Nach einer Woche Umbau öffneten sie. Zwei Mitarbeiter sind geblieben. Auch ihr ehemaliger Chef Franz-Josef Becking schaut oft vorbei und hilft aus.
Der jetzige Store-Manager Sebastian Bartel ist ein bisschen früher von Becking zu Fahrwerk Timmer gewechselt. Hier sollen auch bald fünf Personen arbeiten.

„Wir sind im Onboarding-Prozess“, sagt Schlüter. Neue Fachkräfte anziehen soll beispielsweise die Urlaubsmöglichkeit auch in der Fahrrad-Hochsaison. Quereinsteiger werden gründlich weitergebildet, sagt er. Bartel sei ein Beispiel dafür. Er ist aus dem Kfz-Bereich herübergewechselt und hat schon die erste Hälfte der Meister-Ausbildung in der Fahrrad-Mechatronik hinter sich.
Die drei Radläden sind eine Ausgründung des Lingener Autohauses Timmer. Der inzwischen verstorbene Senior betrieb eine Tankstelle, einen Eisen- und einen Zweirad-Handel. Mit den drei Stores ist der Familienbetrieb „zu den Wurzeln zurückgekehrt“, sagt Schlüter.
Er erkennt die kleine Kette aber auch als Teil eines Strukturwandels, weg von inhabergeführten Einzelgeschäften. Die Lagerhaltung in den drei Geschäften nennt er als Vorteil für die Kunden. Was die anderen zwei Geschäfte einlagern, könne schnell in das dritte geliefert werden. Die Timmer-Gruppe im Hintergrund helfe sehr, so bei Buchhaltung, Marketing und in der IT.
Erweitertes Angebot
Fahrrad Becking legte den Schwerpunkt auf Gazelle-Rädern. Der Fahrwerk-Store hat das Sortiment erweitert. Er bietet nun zum Beispiel E-Bikes von Falter, Rennräder von Giant, Mountain-Bikes von Corratec und Lastenrädern von Babboe an. Babboe bietet laut Schlüter Lastenräder mit „familienfreundlichen“ Preisen.
Schlüter und Bartel sind in der Freizeit Fahrrad-Fans, wie die meisten bei Fahrwerk. Schlüter fährt Rennrad, Bartel MTB. Sie berichten über neue Trends in ihren Hobby-Bereichen. Für Rennräder nennt Schlüter die elektrische Schaltung, die hydraulischen Scheibenbremsen, die dicker werdenden Reifen.
Günstigere Carbon-Materialen machten leichtere Räder eher erschwinglich. Bartel nennt für die MTBs die neuen Motoren und Möglichkeit, bis zu 45 Kilometer pro Stunde zu fahren. Es bewegt sich viel. Beide sind froh, das auch die Lieferzeiten im Radbereich wieder stark gesunken sind.