Zweirad Becking schließt nach 41 Jahren Fahrradgeschäft hat aber eine Zukunft in Stadtlohn

Zweirad Becking schließt nach 41 Jahren: Fahrradgeschäft hat aber Zukunft
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Kette verschlissen? Reifen platt? Oder soll es ein ganz neues Fahrrad sein? Die Stadtlohner haben dafür seit über 40 Jahren in allen „Fietsenfragen“ eine feste Adresse: Zweirad Becking an der Gutenbergstraße. Für Zweiradmechanikermeister Franz-Josef Becking war keine Aufgabe zu kniffelig.

Doch in zwei Wochen ist für ihn Schluss. „Es ist Zeit für den Ruhestand. Ich bin ja schon 68“, sagt Franz-Josef Becking. Das ist die schlechte Nachricht für die Stadtlohner: Zweirad Becking schließt am 24. Juni. Die gute Nachricht: Es gibt einen Nachfolger. Nach einer einwöchigen Umbauzeit geht es weiter.

Franz-Josef und Lisa Becking im Fahrradgeschäft
Über 40 Jahre fürs Fahrradgeschäft gelebt: Franz-Josef und Lisa Becking gehen jetzt in den Ruhestand. © Stefan Grothues

Der Lingener Fahrradspezialist Fahrwerk Timmer übernimmt am 1. 7. Werkstatt und Fahrradgeschäft an der Gutenbergstraße 13. „Die Mietverträge sind unterzeichnet. Ich bin froh, dass es hier weitergeht. Wir sind ja das letzte Fahrradgeschäft in Stadtlohn“, sagt Franz-Josef Becking.

Für ihn und seine Frau Lisa Becking sind der Laden und die Werkstatt ein Lebenswerk. Als frischgebackener Meister hat Franz-Josef Becking 1982 das Geschäft eröffnet. Lisa Becking stand von Anfang an an seiner Seite und hat sich ums Büro und die Warenbestellung gekümmert.

Familiäre Atmosphäre

Franz-Josef Becking hat seinen Traumberuf gelebt. Nicht nur als Mechaniker. „Das wollte ich immer schon werden. Ich habe schon mit 14 ein Praktikum bei Fahrrad Schlattmann an der Vredener Straße gemacht.“ Mit 15 begann er dort seine Lehre. Die Meisterschule besuchte er später in Bielefeld.

Aber nicht nur das Schrauben liegt Franz-Josef Becking im Blut. „Ich mochte auch immer den Umgang mit den Menschen. Wir haben es ja hier immer ganz familiär gehalten“, sagt er. Seine Frau Lisa ergänzt: „Diejenigen, die bei uns ihr erstes Kinderfahrrad bekommen haben, waren ja Jahre später wieder mit ihren eigenen Kindern hier.“

Mofas, Roller, E-Bikes

Den Zeitenwandel gab es auch in der Werkstatt und im Verkauf. Anfang der 1980er-Jahre rollten noch viele Mofas und Mopeds auf den Straßen. „Die haben wir ja auch repariert“, sagt Franz-Josef Becking. Nach dem Fall der Mauer kam die Schwalbe in Mode, später die Motorroller.

Und seit 20 Jahren sind die E-Bikes auf dem Vormarsch. „Heute sind neun von zehn verkauften Fahrrädern E-Bikes“, sagt Franz-Josef Becking. „Seit den Coronajahren können wir gar nicht so viele E-Bikes bestellen, wie wir verkaufen könnten.“

Mehr Zeit fürs Radfahren

Jetzt aber sehnen sich Franz-Josef und Lisa Becking nach etwas mehr Ruhe und etwas mehr Freizeit. Von früh bis spät standen die beiden an sechs Tagen in der Woche in der Werkstatt oder im Laden. „Das Geschäft war unser Leben. Mein Mann hat bei kniffligen Sachen sogar noch bis tief in die Nacht gearbeitet. Einmal war sogar die Polizei da, weil die sichergehen wollten, dass da keine Einbrecher am Werk sind.“

Und wenn der Ausverkauf abgeschlossen ist, bleibt auch mehr Zeit für eine Sache: fürs Fahrradfahren. Franz-Josef Becking: „Ich habe seit ein paar Jahren ein E-Bike, aber ich bin erst wenige hundert Kilometer gefahren. Es fehlte einfach die Zeit.“

Dritter Fahrwerk Timmer Store

Der Becking-Nachfolger Fahrwerk Timmer ist ein noch junger Spross des Lingener Autohauses Timmer, das in der Zweiradsparte ein zusätzliches Geschäftsfeld entwickelt. Das Lingener Familienunternehmen zählt in der Autosparte an fünf Standorten rund 220 Mitarbeiter.

Die ersten Fahrwerk Timmer Bike Stores in Lingen und Bocholt wurden in diesem Frühjahr eröffnet. Am 1. Juli folgt der Standort Stadtlohn. Fahrwerk Timmer wird einen der beiden angestellten Zweiradmechaniker Beckings übernehmen. Der andere möchte sich beruflich neu orientieren.