War ein Patient wegen Rückenschmerzen beim Orthopäden oder wegen Herzrasens im Krankenhaus, dann erhält sein Hausarzt alle wichtigen Informationen, Untersuchungsergebnisse und Laborbefunde per Arztbrief.
Rund 200 Arztbriefe erreichen zum Beispiel Monat für Monat die Praxis des Stadtlohner Arztes Dr. Manfred Terbrack. „Wir benötigen ja die Informationen für die weitere Behandlung des Patienten“, sagt der praktische Arzt. Doch die Informationen fließen noch umständlich. Der elektronische Arztbrief soll das ändern.
Die Arztbriefe von Fachärzten oder Krankenhäusern erreichen die Hausärzte auf mehreren Wegen, aber nur ganz selten digital. „Wir leisten uns ja den Wahnsinn, dass Fachärzte oder stationäre Einrichtungen die digitalen Informationen auf Papier ausdrucken, um sie per Post oder Fax zu versenden. Oder um sie dem Patienten mitzugeben und ihn so als Briefträger zu verpflichten“, sagt Manfred Terbrack.
In den Hausarztpraxen werden die „Papier-Informationen“ dann wieder mühsam eingescannt, um sie digital nutzen zu können. „Das ganze Verfahren kostet viel Zeit und macht dem Versender des Arztbriefes wie unserem Praxisteam viel Arbeit“, sagt der Stadtlohner Hausarzt. Er erwartet eine echte Verbesserung durch die elektronischen Arztbriefe.

Am Mittwoch, 18. Januar, findet ein Informationsabend zur Einführung des elektronischen Arztbriefes im Kultur- und Integrationszentrum (KIZS) an der Eschstraße in Stadtlohn statt. Als ehemaliger Leiter der Stabsstelle Digitalisierung im Gesundheitswesen im Gesundheitsministerium NRW koordiniert der Stadtlohner Mathias Redders die Aktion mit Unterstützung von Ärzten aus Stadtlohn, Vreden und Legden.
Im KIZS können Ärzte, Zahnärzte und Apotheker aus Vreden, Stadtlohn, Legden, Südlohn und Ahaus Informationen und Erfahrungen rund um die Einführung des elektronischen Arztbriefes austauschen. Themen werden die technischen, organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen in den Praxen sein.
„Ernüchternde Erfahrung mit E-Rezept“
Mit dem e-Arztbrief können Ärzte und Kliniken direkt aus ihrer Praxissoftware medizinische Informationen wie Untersuchungsergebnisse, Befunde, Laborberichte oder Medikationspläne sicher versenden und empfangen. Nach Empfang kann der e-Arztbrief direkt in die eigene Praxissoftware übernommen werden – unabhängig davon, welche Praxissoftware der Absender nutzt.
Das klingt anwenderfreundlich. Das war nicht bei jedem Digitalisierungsschritt in der hausärztlichen Versorgung so. Beim elektronischen Rezept und bei der elektronischen Arbeitsunfähigkeitserklärung (AU), so Manfred Terbrack, sei die Digitalisierung auf halbem Wege stehen geblieben. „Da haben wir sehr ernüchternde Erfahrungen gemacht“, sagt der Stadtlohner Arzt.
„Durchbruch für Digitalisierung“
Sowohl beim e-Rezept wie bei der e-AU habe es eine Mischform aus Papierinformationen und digitalen Daten gegeben. „Das hat für uns in den Praxen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeutet“, sagt Manfred Terbrack. Aus diesem Grund und im Fall des e-Rezepts auch aus Datenschutzgründen seien diese beiden Digitalisierungsvorhaben ins Stocken geraten.
Zur Digitalisierung gebe es aber keine Alternative, sagt der Stadtlohner Mediziner Manfred Terbrack. Das sähen auch die allermeisten seiner Berufskollegen so. Die e-Arztbriefe könnten ein wichtiger und sinnvoller Schritt sein. Mathias Redders formuliert noch deutlicher: „Sollte es uns wirklich gelingen, den elektronischen Arztbrief hier in der Region flächendeckend einzuführen, wäre das der ,Durchbruch‘ für die Digitalisierung.“
Probleme noch im Detail
Denn so gut die Idee des elektronischen Arztbriefes auch sei, im Detail hake es noch, sagt der praktische Arzt Manfred Terbrack, der einen geringen Anteil seiner Arztbriefe bereits auf digitalem Wege erhält. Noch zu oft aber bereiten Hardware und Software Probleme. „Es fehlt ein echter Ansprechpartner für technische Fragen, der den Ärzten hilft, wenn es nicht läuft“, sagt Manfred Terbrack.
Am Ende, so sagt er, lohne sich der Aufwand aber. „Der elektronische Arztbrief bringt ja einen echten Benefit für die Patienten.“ Das gelte auch für die elektronische Patientenakte. Aber die ist für Manfred Terbrack noch Zukunftsmusik. „Wir sollten Schritt für Schritt vorgehen und nicht alles auf einmal einführen. Schließlich ist die Arbeitsdichte in den Praxen auch ohne den Digitalisierungsaufwand schon extrem hoch.“
Die Informationsveranstaltung im KISZ, Eschstraße 23, beginnt am Mittwoch, 18. Januar 2023 um 18.30 Uhr. Interessenten können die Veranstaltung live oder per Zoom besuchen. Infos unter Tel. (0160) 5083131 oder per E-Mail unter info@e-arztbrief.com .
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