In der „Auszeit“ am Stadtlohner Markt wird Wert auf hochwertige Speisen und Getränke in moderner Atmosphäre gelegt. Das Konzept überzeugt, auch wenn beim Test nicht alles ganz perfekt war.

Stadtlohn

, 02.03.2019, 12:00 Uhr / Lesedauer: 5 min

Eine Auszeit, genau das richtige an einem Samstagabend. Im Herzen von Stadtlohn, im Schatten der Kirche und direkt am Marktplatz, liegt das Restaurant mit dem Namen „Auszeit“. Im Internet sind hochwertige Fotos von gekonnt angerichteten und hübsch dekorierten Fleisch- und Fischgerichten zu sehen. Das spricht uns an.

Doch als wir den kleinen Gastraum betreten, sind wir überrascht. Bei dem sehr schlichten Logo und dem Untertitel „Ess- und Trinkkultur“ haben wir eher mit einem gediegenen Restaurant mit weißen Tischdecken, vielen Kerzen und leiser Piano-Musik gerechnet. Doch es läuft rhythmische Lounge-Musik, hinter der Bar wirbelt ein Barkeeper Flaschen und Gläser herum beim Mixen von Longdrinks und Cocktails. Die Tischdecken sind aus grobem, dunklen Stoff, die Wände sind zum Teil mit einer gold-rostfarbenen Tapete verkleidet, zum Teil aus Backsteinen gemauert. Von den mit Absicht offen liegenden Lüftungsrohren an der Decke hängen haufenweise auf alt gemachte Glühbirnen. Industrial Style nennt sich das. Wir mögen es.

Die Wand hinter der Bar ist gemauert, von der Decke hängen Glühbirnen im Industrial Style.

Die Wand hinter der Bar ist gemauert, von der Decke hängen Glühbirnen im Industrial Style. © Restaurant Auszeit

Die Speisekarte

Die Karte wiederum ist übersichtlich und schlicht. Die neun Seiten sind schwarz-weiß gehalten mit einer geradlinigen Schrift in Großbuchstaben. Ein Kontrast zu dem leider etwas lauten und vollen Gastraum, in dem es an diesem Samstagabend ein wenig hektisch zugeht.

Die Vorspeisen sind geprägt von Tomate und Käse, es werden aber auch hauchdünnes Kalbfleisch überzogen mit Thunfischcreme (11,50 Euro) oder pikante Gambas in Pfeffer- oder feuriger Knoblauchsoße (12,50 Euro) angeboten.

Bei den Hauptspeisen haben wir die Auswahl zwischen Fleisch vom Grill, Fisch oder Wildkräutersalaten. Rind, Lamm, Kalb, Schwein, Lachs, Dorade oder Zander gibt es in jeweils zwei unterschiedlichen Variationen. Außerdem gibt es Tagesangebote, die auf einer Tafel im Gastraum angepriesen werden. Die wechseln regelmäßig, erklärt einer der Inhaber, Chrysovalantis Manoloudas, später. „Je nachdem, was wir bei unserem Einkauf bekommen. Manchmal ist es ein besonderer Fisch oder eine Fleischsorte.“ Sowieso setze das Restaurant darauf, alles selber zu machen — von der Soße bis zum gefüllten Hackbraten.

Die Nachtische fehlen in der Karte. Das kann doch gar nicht sein, denken wir uns. Suchend schauen wir uns um und werden fündig. Auf einer Tafel an der Wand stehen die klassischen Desserts von Panna Cotta über Tiramisu bis zum griechischen Joghurt mit Honig. Auch hier gibt es laut Chrysovalantis Manoloudas immer mal wieder tagesaktuelle Angeboteu. Zum Beispiel, wenn auf dem Markt besondere Früchte angeboten wurden.

Unsere Vorspeisen

Wir starten unser Menü mit dem Schafskäse vom Grill (8,90 Euro) und dem Lachs im Quadrat (10,50 Euro). Das Lachstatar ist sehr gut gewürzt und schmeckt vor allem in Kombination mit dem kalten Grillgemüse aus Zucchini, Möhre, Paprika und Tomate hervorragend. Der Rucola ist die perfekte Ergänzung. Die Portion ist ordentlich, sodass ich die Scheibe Brot gerne an meinen Begleiter abgebe.

Der freut sich, denn ihm gefällt die Kombination aus Schafskäse und selbst gebackenem Brot. Im Gegensatz zum Lachstatar ist dies eine warme Vorspeise. Der zart geschmolzene Käse wird in einer kleinen Schale gemischt mit Oliven, Peperoni und Tomate serviert. Ein gelungener Start, jetzt wird es Zeit für Fleisch.

Das Lachstatar wird im Quadrat angerichtet, als Beilage gibt es Grillgemüse.

Das Lachstatar wird im Quadrat angerichtet, als Beilage gibt es Grillgemüse. © Victoria Thünte

Der warme Schafskäse kommt direkt vom Grill und ist zart geschmolzen.

Der warme Schafskäse kommt direkt vom Grill und ist zart geschmolzen. © Victoria Thünte

Unsere Hauptspeisen

Gefühlt warten wir nach der Vorspeise etwas länger als üblich auf unsere Hauptspeisen. Doch kurz bevor die Wartezeit zu lang wird, kommt das Essen.

Ich habe mich für das Schweinefilet aus der Pfanne (16,90 Euro) entschieden. Vor allem, weil ich die Walnuss-Pfeffer-Soße, die dazu serviert wird, probieren möchte. Schon beim Anschneiden eines der drei Fleischstücke merke ich, dass es die richtige Entscheidung war. Das Fleisch ist schön zart und in der Mitte noch leicht rosa. Ich tunke es in die sehr flüssige Soße, die vermutlich auch deswegen in einer kleinen Schale auf dem Teller steht, und bin begeistert. Die Soße ist gut abgeschmeckt, die kleinen Walnussstückchen darin sind mein Highlight.

Das Schweinefilet ist perfekt gebraten. Das Highlight ist die Pfeffer-Walnuss-Soße.

Das Schweinefilet ist perfekt gebraten. Das Highlight ist die Pfeffer-Walnuss-Soße. © Victoria Thünte

Zu den Hauptspeisen gibt es laut Karte „Tagesbeilagen“. In unserem Fall ist das ein Möhren-Püree, darauf ein bunter Mix aus Kartoffel, Möhre, Zucchini, Tomate, Bacon und Zwiebel, der vielleicht ein bisschen wärmer hätte sein können. Mal was anderes als Pommes oder Bratkartoffeln. Doch auch die könne man auf Nachfrage bekommen, sagt Chrysovalantis Manoloudas später. Standardmäßig orientiert sich die Beilage aber am Angebot beim Einkauf. „Es gibt immer Gemüse, verschiedene Sorten, und dazu eine Kartoffel-Variation“, erklärt Manoloudas, der die Auszeit gemeinsam mit seinem Schwager Björn D‘Anna betreibt.

Im Oktober 2017 haben die beiden Männer den Restaurant- und Barbetrieb am Markt eröffnet. Seitdem haben sie viel renoviert, unter anderem die Terrasse, die allerdings nur im Sommer geöffnet ist. Die beiden Betreiber sind waschechte Gastronomen. Bei unserem Besuch sorgt Chrysovalantis Manoloudas als Kellner dafür, dass wir die ganze Zeit mit Getränken versorgt sind. „Wir wechseln uns alle zwei Wochen ab. Einer ist immer im Service, der andere in der Küche“, erklärt Chrysovalantis Manoloudas.

Die Sommer-Terrasse haben die beiden Betreiber renoviert.

Die Sommer-Terrasse haben die beiden Betreiber renoviert. © Restaurant Auszeit

Mein Begleiter bekommt an diesem Samstag dieselbe Beilage wie ich, dazu ein sehr dickes Stück Rinderfilet. Das steht nicht in der Karte, wurde aber an diesem Abend als Spezialangebot serviert. Offenbar ein sehr beliebtes Angebot, denn direkt nach unserer Bestellung streicht Chrysovalantis Manoloudas das Gericht von der Tafel im Gastraum. Glück gehabt.

Denn das Rinderfilet ist richtig gut. Es ist geschätzte sieben Zentimeter dick und perfekt gebraten. An der dicksten Stelle ist es zwar noch etwas zu rot, doch wegen der guten Qualität des Fleisches kann man es auch als Medium-Fan sehr gut genießen.

Das Rinderfilet steht nicht auf der Karte, sondern war ein Spezial-Angebot an diesem Abend.

Das Rinderfilet steht nicht auf der Karte, sondern war ein Spezial-Angebot an diesem Abend. © Victoria Thünte

Unsere Desserts

Auf den Nachtisch freue ich mich immer am meisten. Ich bestelle die Crème brulée (sechs Euro), einer meiner Lieblingsnachtische. Deswegen hängt die Latte sehr hoch, doch ich werde nicht enttäuscht. Die Karamell-Kruste ist super knusprig, die Crème darunter schön vanillig und geschmeidig. Perfekt! Der einzige Nachteil: Die Portion ist für meinen Geschmack etwas zu klein.

Gut, dass mein Begleiter schon satt ist und mir eines der beiden Gläschen Mousse au Chocolat (sechs Euro) abgibt. Die Konsistenz ist super, allerdings fällt vor allem im direkten Vergleich zu der Crème brulée auf, dass die Mousse au Chocolat sehr wenig süß ist. Dafür kommt der Schokoladen-Geschmack sehr gut raus. Zum Abschluss essen wir noch die saure Sternfrucht, die als Dekoration auf dem Teller liegt, und sind zufrieden.

Die Creme Brulée ist herrlich süß mit einer perfekten Karamell-Kruste.

Die Creme Brulée ist herrlich süß mit einer perfekten Karamell-Kruste. © Victoria Thünte

Die Mousse au Chocolat ist nicht besonders süß, aber sehr schokoladig.

Die Mousse au Chocolat ist nicht besonders süß, aber sehr schokoladig. © Victoria Thünte

Die Getränke

Auf die Getränke legen die Betreiber genauso viel Wert wie auf das Essen. Nicht umsonst heißt die Mischung aus Restaurant und Bar „Auszeit – Ess- und Trinkkultur“. Auf der Karte stehen verschiedene Biere, Longdrinks, Spirituosen, Aperitifs, Weine, Gin- und Whiskey-Sorten. Auf den vielen Tafeln an den Wänden werden außerdem spezielle Saison-Angebote angepriesen. Das gehört zum Konzept. Ich gönne mir einen Lillet Wildberry und bin begeistert, wie viele Waldfrüchte darin schwimmen.

Auf die Getränke legen die Betreiber genauso viel Wert wie auf das Essen.

Auf die Getränke legen die Betreiber genauso viel Wert wie auf das Essen. © Restaurant Auszeit

Die Preise

Wir bezahlen am Ende rund 90 Euro. Dafür haben wir sehr gut gegessen und getrunken. Die Vorspeisen kosten zwischen 4,90 Euro und 13,50 Euro, Hauptspeisen mit Fleisch gibt es ab 17 Euro, Salate ab 15 Euro. Die Desserts kosten zwischen fünf und zehn Euro. Softdrinks und Bier gibt es für 2,30 Euro, Wein ab 4,90 Euro, Aperitifs ab 4,50 Euro. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unserer Meinung nach sehr stimmig.

Kinderfreundlichkeit

Eine spezielle Karte für Kinder gibt es nicht, allerdings seien vor allem das Schweinefilet oder Schnitzel mit Pommes bei den kleinen Gästen sehr beliebt, weiß Inhaber Chrysovalantis Manoloudas.

Barrierefreiheit

Kein Problem, hier ist alles barrierefrei erreichbar.

An- und Abfahrt/Parkplatzsituation

Da das Restaurant direkt am Markt liegt, gibt es keine Parkplätze vor dem Gebäude. Man muss also einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt in Kauf nehmen und außerhalb auf einem der vielen Parkplätze parken. Dabei sollte man darauf achten, dass man nicht nur für zwei Stunden stehen bleiben darf, denn die sind in der Auszeit schnell vorbei.

Das sagt das Netz

Bei Facebook gibt es 4,7 von fünf Sternen. Besonders gelobt wird die gute Qualität des Essens und das freundliche Personal. Kritisiert werden zum Teil lange Wartezeiten und die Lautstärke an vollen Wochenenden. Unter der Woche soll es laut Bewertungen übrigens ruhiger und entspannter zugehen. Bei Tripadvisor gibt es vier von fünf Punkten.

Fazit

Wer am Wochenende seine Ruhe haben möchte beim Essen, der ist hier falsch. Wer aber in entspannter und cooler Atmosphäre sehr hochwertig essen und später den Abend bei einem Cocktail ausklingen lassen möchte, findet genau das in der Auszeit.

Restaurant-Infos

Auszeit – Ess- und Trinkkultur

Markt 9 in Stadtlohn

Tel.: (02563) 211 97 86

Mail: essundtrinkkultur@auszeit-stadtlohn.de

Internet: www.facebook.com/AuszeitStadtlohn/

Wie funktioniert der Restaurant-Check?

Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.