
Im Stadtlohner „Musikerviertel“ sind die Grundstücke eng geschnitten. Alexander Taubert hat keinen eigenen Stellplatz für sein Auto. Im Vorgarten darf er laut Bebauungsplan auch keinen Stellplatz mit E-Ladesäule anlegen. © Stefan Grothues
E-Ladestation: Im Musikerviertel sind Stellplätze im Vorgarten nicht erlaubt
E-Mobilität
Alexander Taubert kann auf seinem Grundstück keinen Stellplatz mit E-Ladestation errichten. Er hofft, dass die Stadt Stadtlohn den Bebauungsplan ändert. Das ist kein Einzelfall im Musikerviertel.
Im „Musikerviertel“ fühlt sich Alexander Taubert mit seiner Familie wohl. „Ich bin ja hier ganz in der Nähe aufgewachsen. Als ich 2003 die Chance hatte, ein Haus an der Schubertstraße zu kaufen, musste ich nicht lange überlegen“, sagt der 49-jährige Elektrotechnikmeister.
Er schätzt die ruhige Wohnlage, die kleinteilige Bebauung, die vielen Fußwege. Da hat es ihn auch nie groß gestört, dass zu seinem Haus keine Garage gehört. Auf seinem Grundstück gibt es auch keinen Stellplatz. Die beiden Familienautos werden am Straßenrand geparkt. Kein Problem für die Tauberts. So geht es auch anderen Anwohner rund um Bruckner-, Händel- und Lortzingstraße.
Rat lehnt Verkauf eines möglichen Garagengrundstücks ab
Doch jetzt ist Zeit für die Energiewende bei den Tauberts: „Die Photovoltaikanlage ist bestellt. Und das neue E-Auto wird in einigen Wochen geliefert“, sagt Alexander Taubert. Und er hatte schon eine Idee für einen Garagenbau mit Ladestation. Zwei Häuser weiter stehen sechs Garagen in einer Reihe. Und es wäre dort auch Platz für eine siebte Garage. Die nötige Stromversorgung für eine E-Ladestation könnte Alexander Taubert mit Einwilligung seines Nachbarn auch von seinem eigenen Grundstück dorthin legen.
Für den siebten Garagenplatz müsste aber die Stadt Stadtlohn eine 18 Quadratmeter große Fläche an ihn verkaufen. Das hat der Rat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich abgelehnt. Unter anderem, weil für die Zufahrt zur Garage ein öffentlicher Stellplatz verloren ginge. Die Meinungen aber waren konträr.

Dort, wo die Sträucher wachsen, hätte Alexander Taubert gerne ein siebte Garage an die sechs vorhandenen angebaut. Dadurch wäre der öffentliche Stellplatz vorne verloren gegangen. Die Stadt hat ein Kaufgesuch abgelehnt. © Stefan Grothues
„Es gibt einen hohen Parkdruck in dem Viertel“, sagt Ratsherr Martin Könning (CDU), der selbst Anwohner im Musikerviertel ist. „Wir dürfen keinen Platz wegnehmen und damit einen Präzedenzfall schaffen“, so Könning weiter. Außerdem sei er dagegen, dass eine öffentliche Grünfläche für den Garagenbau verloren ginge.
Reinhold Dapper (SPD) sprach sich indes für einen Verkauf des Grundstücks aus. „Dieser Schritt würde den Ausbau der E-Mobilität fördern. Es besteht ein berechtigtes Interesse.“ Und eigentlich, so Dapper weiter, gehe ja auch kein öffentlicher Stellplatz verloren. Wenn die Familie künftig die Garage nutze, bliebe ja ein öffentlicher Stellplatz vor dem Haus frei. „Das ist ein Nullsummenspiel“, sagte auch Richard Henrichs (Grüne). Auch er stimmte für das Garagenprojekt.
Bebauungsplan sieht keine Stellplätze im Bebauungsplan vor
Die UWG war geteilter Meinung. Am Ende gab es eine deutliche Mehrheit aus CDU, FDP und Teilen der UWG gegen das Garagenprojekt. Und jetzt? Alexander Taubert schaut auf seinen kleinen Vorgarten. „Wenn es sein muss und wenn ich darf, dann lege ich mir hier einen Stellplatz mit Ladestation an.“ Aber ist das erlaubt?
Dies Frage stellte in der Ratssitzung auch Dr. Albert Daniels (FDP). Fachbereichsleiter Mathias Pennekamp gab eine klare Auskunft. „In diesem Wohngebiet ist die Schaffung von Stellplätzen im Vorgarten nicht erlaubt. Das verstößt gegen die Festsetzungen des Bebauungsplans.“ Mathias Pennekamp erklärte aber auch, dass sich diese Frage im Musikerviertel in Zukunft wohl häufiger stellen werde.
Albert Daniels fordert klares Signal für Ausbau der E-Mobilität
Martin Könning hat beobachtet, dass an vielen Stellen schon Stellplätze in Vorgärten angelegt worden seien – „und keiner hat sich daran gestört“. Das erboste Reinhold Dapper: „Wenn das vielfältig schon passiert ist, dann müssen wir von einem Versagen der Bauverwaltung sprechen. Die muss doch die Einhaltung der Bebauungspläne kontrollieren.“
Albert Daniels mahnte den Rat: „Wir müssen ein klares Signal setzen, dass wir auch im Musikerviertel Lösungen finden für den Ausbau der E-Mobilität. Dann müssen wir eben die Bestimmungen ändern und Stellplätze in den Vorgärten ermöglichen.“ Alexander Taubert wartet unaufgeregt ab. „Mein neues Auto ist ein Hybridfahrzeug. Ich bleibe mobil. Und an der Firma habe ich die Möglichkeit, den Wagen aufzuladen. Aber es wäre mir schon lieber, eigenen Solarstrom zu tanken.“