Bei einer Polizeikontrolle auf der Grabenstraße in Stadtlohn (Foto) fiel der 27-jährige Angeklagte zum ersten Mal auf. Nur 16 Tage später wurde er erneut unter Drogeneinfluss und ohne Führerschein am Steuer ertappt.

© Markus Gehring

Drogen und kein Führerschein: Einkaufsfahrt wird teuer für Stadtlohner

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Wollte er Essen für die Kinder einkaufen? Oder Blättchen für den Joint? Richtig klar wurde das im Prozess nicht. Gleich zwei Mal ist ein Autofahrer ohne Führerschein erwischt worden.

Stadtlohn

, 11.01.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zwei Mal innerhalb von nur drei Wochen ist ein 27 Jahre alter Stadtlohner im vergangenen Juli von der Polizei am Steuer eines Pkw angehalten worden. Einen Führerschein besaß er nicht. Den hatte er schon zwei Jahre zuvor wegen seiner Drogenprobleme abgeben müssen.

Polizeibeamte in Quarantäne

Am Dienstag musste sich der Mann wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis vor dem Amtsgericht in Ahaus verantworten. Für das Vergehen sieht der Gesetzgeber eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr vor. Allerdings waren die Polizeibeamten, die vor Gericht als Zeugen aussagen sollten, nicht erschienen – wegen Coronaquarantäne, wie der Richter sagte.

Doch die Aussage der Polizeibeamten war gar nicht notwendig. Der Angeklagte legte zerknirscht ein umfassendes Geständnis ab. Nachdem die Anklageschrift verlesen worden war, erklärte er: „Ja, das stimmt so. Ich weiß, dass das nicht richtig war.“ Er erklärte sein Vergehen so: „Meine Frau war sehr krank. Ich musste einkaufen, für die Kinder etwas zu essen holen.“

Vor dem Fahrtantritt einen Joint geraucht

Den Polizisten hatte er bei der Verkehrskontrolle an der Grabenstraße am 14. Juli noch etwas anderes erzählt: Er wolle Longpapers kaufen. Dabei handelt es sich um extragroßes Zigarettenpapier, das oft zum Drehen von Joints genutzt wird. „War das wirklich so?“, wollte der Richter wissen. Der Angeklagte: „Ich war komplett am Ende. Ich habe den Polizisten irgendetwas aufgetischt.“

Weil den Polizeibeamten die geröteten Augen des 27-Jährigen aufgefallen waren, befragten sie ihn auch nach seinem Drogenkonsum. Freimütig räumte er daraufhin ein, vor Fahrtantritt einen Joint geraucht zu haben. Weil die Polizeibeamten zu einem dringenden Einsatz mussten, wurde damals aber keine Blutprobe entnommen.

Staatsanwalt spricht von einer gewissen kriminellen Energie

Dazu hatten die Beamten nur 16 Tage später Gelegenheit, als sie den Mann erneut am Steuer eines Pkw erwischten. Auch dieses Mal stand er wieder unter Drogeneinfluss, und zwar von Amphetaminen und Cannabis, wie eine Blutprobe belegte. Der Staatsanwalt bescheinigte dem Angeklagten wegen des schnellen Rückfalls beim Fahren ohne Führerschein „eine gewisse kriminelle Energie“.

Der 27-Jährige redete vor Gericht nicht drumherum. „Bei mir war einiges aus den Fugen geraten. Ich hatte ein Drogenproblem. Ich war damals psychisch am Ende“, sagte der Mann, der eine abgeschlossene Handwerksausbildung, einen festen Arbeitsplatz und 2000 Euro Nettomonatslohn vorweisen kann.

27-Jähriger hat sich in Therapie begeben

Inzwischen habe er aber sein Leben geändert. Seit seiner Hochzeit im Oktober habe er keine Drogen mehr konsumiert. „Ich bin jetzt auch bei einem Therapeuten“, erklärte der 27-Jährige. Der Richter wollte dem Angeklagten gerne Glauben schenken und bestärkte ihn: „Es ist sicher richtig, die Wurzel des Problems anzugehen.“

Aber, so der Richter, der Angeklagte müsse auch eine spürbare Strafe erhalten. Die beiden Einkaufsfahrten kommen den 27-Jährigen nun teuer zu stehen. 2800 Euro Geldstrafe (70 Tagessätze à 40 Euro) muss er zahlen. Auch die Kosten des Verfahrens muss der 27-Jährige tragen. Der Staatsanwalt hatte eine Geldstrafe in Höhe von 3200 Euro gefordert.

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Das Gericht verhängte auch eine sechsmonatige Führerscheinsperre. Der Richter erklärte jedoch: „Wahrscheinlich wird es aber wegen zusätzlicher Auflagen der Straßenverkehrsbehörde sehr viel länger dauern, bis Sie wieder einen Führerschein bekommen.“