
© Pascal Albert
Drei Stadtlohner geben ihren Mitbürgern ein wenig Freiheit wieder
Corona-Hilfe
Maik Veldscholten, Thomas Veldscholten und Jan Vos haben den Stadtlohnern ein wenig Freiheit gegeben. Angefangen hat alles mit einer Facebookgruppe, wo sich Stadtlohner melden konnten.
Was mit einer einfachen Facebook-Gruppe begann, wurde schnell zu einem monatelangen Projekt. Die Stadtlohner Maik Veldscholten, Thomas Veldscholten und Jan Vos haben nicht lange gewartet, als es im März ernst wurde mit der Pandemie. Sie haben die Corona-Hilfe Stadtlohn gegründet. Jetzt blicken sie auf die letzten Monate zurück.
Mitte Oktober in Stadtlohn. Die Hotline steht still, der Lieferwagen ist zur Zeit nicht im Einsatz. Noch ist es ruhig, wie auch schon in den Sommermonaten. Doch die Zahl der Neuinfektionen steigt rapide. Maik Veldscholten, Thomas Veldscholten und Jan Vos von der Corona-Hilfe besprechen sich. Sollte es wieder einen Lockdown geben wie im März, dann ist eines klar: „Wir sind da. Wir stehen Gewehr bei Fuß“, so Maik Veldscholten.
Als Facebook-Gruppe angefangen
Angefangen hat die Corona-Hilfe vor einigen Monaten mit einer Facebook-Gruppe. Sie war eine Anlaufstelle für Stadtlohner, die sich Sorgen machten oder Angst hatten zum Einkaufen raus zu gehen. „Das war einfach so eine Idee, und wir haben alle drei sofort gesagt, das packen wir an“, erklärt Thomas Veldscholten den Tatendrang der Gruppe. Auch eine Hotline gab es. Diese wurde tagsüber von der Stadt bedient, abends von Maik Veldscholten.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Stadtlohn und dem Jugendkomitee entstand ein Lieferservice für den Einzelhandel. Dafür hat Jan Vos eine zentrale Internetseite erstellt, auf der aufgelistet ist, welche Geschäfte sich an der Aktion beteiligen und wie sie zu erreichen sind. „Das wurde alles relativ gut angenommen und vielleicht hat das ja dazu beigetragen, dass die Innenstadt jetzt nicht komplett leer steht“, sagt Jan Vos rückblickend.
Drei Wochen Autokino
Die Gastronomen konnte das Team der Corona-Hilfe damit aber nicht unterstützen. Also hat sich die Gruppe etwas anderes überlegt: Ein Autokino, das zwei Wochen lang Ende Mai und Anfang Juni stattgefunden hat. Für die Initiatoren war das eine sehr intensive Zeit.
Von der Idee bis zum ersten Film sind gerade einmal drei Wochen vergangen. Die Männer erzählen, dass es für sie nach der Arbeit immer direkt zum Autokino ging, oft bis weit nach Mitternacht. Und am nächsten Morgen mussten sie dann wieder früh raus. Aber: Der Aufwand hat sich gelohnt.
Hochzeit wurde gestreamt
„Wir haben den Leuten ein bisschen ihre Freiheit wiedergegeben – die Freiheit etwas Schönes zu erleben“, sagt Maik Veldscholten. Gerade die ökumenische Pfingstmesse im Autokino sei für ältere Menschen eine Möglichkeit gewesen, wieder aus dem Haus zu kommen. Aber auch die Hochzeit, die live im Autokino gestreamt wurde, war etwas ganz Besonderes.

150 Autos passen vor die Leinwand im alten Berkelstadion. Der Andrang bei den ersten Vorstellungen war groß. © Christin Lesker
„So was bleibt einfach im Kopf – bei dem Paar selbst, aber auch bei Freunden und Bekannten. Das fand ich schon ziemlich cool“, erzählt Thomas Veldscholten. Die Gruppe selbst nimmt ebenfalls einiges von der Aktion mit. „Sowas schweißt natürlich zusammen. Da sind echt tolle Freundschaften entstanden.“ Bedanken möchten sich die drei Männer deswegen bei ihrem Stammteam Bernd Busert, Aidan Ellerkamp, Alida Schichal und Christoph Voß.
Unterstützung durch Unternehmen
Auch für die Unterstützung der Stadtlohner Unternehmen ist die Gruppe dankbar. „So viele Unternehmen waren bereit Sponsoren für das Autokino zu sein, obwohl das ja auch für sie eine schwierige Zeit ist. Ohne die wäre es nicht machbar gewesen“, sagt Thomas Veldscholten.
Und auch die Gastronomen selbst haben die Aktion unterstützt, indem sie dem Team zwischen durch etwas zu essen gebracht haben. „So schließt sich der Kreis dann. Man hat gemerkt: Wir ziehen an einem Strang“, freut sich Jan Vos.
Gutscheine zu gewinnen
Die Einnahmen aus dem Autokino werden in Zukunft in Form von Gutscheinen ausgeschüttet – insgesamt sind das rund 10 000 Euro. Bei einem Stadt-Quiz per App können Teilnehmer diese Gutscheine gewinnen und dann innerhalb von circa fünf Tagen bei einem Gastronomen ihrer Wahl einlösen. Das Pfand aus dem Getränkeverkauf und die Kollekte aus der Feiertagsmesse im Autokino kamen dem Hospiz Stadtlohn in Form von materiellen Spenden zugute.
Das geleistete Ehrenamt ist für Maik Veldscholten, Thomas Veldscholten und Jan Vos eine Selbstverständlichkeit, die ihnen in den letzten Monaten viele tolle Erinnerungen beschert hat – trotz der schwierigen Zeit. Maik Veldscholten ist sich sicher: „So ist aus der negativen Sache Corona doch noch etwas Positives entstanden.“
Das Praktikum bei der Münsterland Zeitung hat mich für den Journalismus begeistert. Also ging es nach Dortmund, um Journalistik zu studieren. Wenn ich wieder in der Heimat bin, liebe ich es über Themen zu berichten, die die Menschen hier bewegen.
