Die 4-jährige Johanna ist von den Reitstunden in Stadtlohn ganz begeistert.

© Christin Lesker

Das Reiten an der Johannes-Reithalle bringt Kinderaugen zum Strahlen

rnJohannes Reit-Therapiezentrum

Öffentliches Ponyreiten, Zeit mit den Tieren oder Therapiestunden: Die Johannes-Reithalle in Stadtlohn ist ein Ort voller Freude für jedermann. Der nächste Teil unserer Serie „Zu-Hause-in“.

Stadtlohn

, 04.08.2020, 14:12 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist warm, auf dem Sandplatz scheint die Sonne und es duftet nach Heu. Der perfekte Zeitpunkt für eine Reitstunde beim Johannes-Reitverein Fortuna in Stadtlohn. Neben dem öffentlichen, sonntäglichen Ponyreiten kommen viele Kinder und Erwachsene regelmäßig hierher, um Zeit mit und auf den Pferden zu verbringen und so über sich hinaus zu wachsen. „Was hier passiert, ist wie Zauberei“, meint Freya Mels, Leiterin des Reit-Therapiezentrums.

Die Corona-Regeln werden natürlich beachtet.

Die Corona-Regeln werden natürlich beachtet. © Christin Lesker

Etwas aufgeregt, aber mit großer Vorfreude kommen Johanna, Jan-Luka und Paul zu ihrer Reitstunde. Die Ponys Dina, Pacco und Balou stehen schon bereit. Johanna ist erst zum zweiten Mal hier, aber nach einem liebevollen Streichler über Dinas Kopf ist das Eis gebrochen und es geht ans Putzen. Hufe auskratzen, Striegeln, Trense und Reitgurt anlegen – und dann raus auf den Sandplatz.

Ein Gefühl wie Fliegen

Auf ein paar Runden Führen über den Reitplatz folgt für die Kinder eine abwechslungsreiche Reitstunde. Auch Jan-Lukas Eltern Felix und Heike Bockhoff schauen vom Rand aus gerne dabei zu. „Für Jan-Luka ist das immer ein großer Spaß. Das Team ist toll und die Kinder werden viel selbstbewusster“, sind sich beide einig.

Das öffentliche Ponyreiten muss zwar aktuell ausfallen, die Therapiestunden finden aber weiter statt.

Das öffentliche Ponyreiten muss zwar aktuell ausfallen, die Therapiestunden finden aber weiter statt. © Christin Lesker

Vom Pferderücken aus werden Geschicklichkeitsspiele mit Bällen, wie zum Beispiel Dosenwerfen gemacht. Später geht es an die Longe. „Terap Dina“, ruft Freya Mels dem gold-glänzenden Pony zu und schon wird Dina schneller. Auf ihrem Rücken gibt die 4-Jährige Johanna alles, um gerade sitzen zu bleiben und sich dem Rhythmus anzupassen.

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Der 10-jährige Jan-Luka kommt seit mehr als zwei Jahren zum Reiten und sitzt schon sicher auf dem gescheckten Pacco. Auf Kommando geht der in den Galopp über. Gekonnt löst Jan-Luka seine Hände vom Gurt und fliegt auf Paccos Rücken förmlich über den Platz.

Reiten für jedermann

Das vielseitige Programm der Johannes Reithalle ist schwerpunktmäßig für Menschen mit Förderbedarf. „Aber jeder Mensch, in jedem Alter kann zu uns kommen“, betont Franz Marpert. Er ist ausgebildeter Pädagoge und Psychologe und seit 15 Jahren ehrenamtlicher Leiter des Reit-Therapiezentrums. „Wir wollen hier allen Menschen individuell begegnen“, erklärt er. Deshalb werden Inklusion und Integration groß geschrieben.

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„Vom Leistungssport grenzen wir uns bewusst ab“, ergänzt Freya Mels. Es gehe um das Vertrauen zum Tier, um Beweglichkeit und Selbstbewusstsein. „Die Pferde nehmen die Kinder mit der Stimmung, die sie haben“, macht sie klar. Manchmal reiche es schon, das Pferd einfach zu streicheln oder in den Arm zu nehmen.

Die Reitstunden geben den Kindern viel Selbstvertrauen.

Die Reitstunden geben den Kindern viel Selbstvertrauen. © Christin Lesker

Neben den 22 Festangestellten sind rund 100 Ehrenamtliche im Reitzentrum beschäftigt. Die vielen Helfer ermöglichen zum Beispiel die Reiterferien, die mehrmals im Jahr stattfinden. Außerdem gibt es ein Café und normalerweise jeden Sonntag ein Ponyreiten. Drei Runden kosten drei Euro, allerdings findet es wegen Corona im Moment nicht statt.

Voll Freude und Leben

„Hier ist ein Ort voll Freude und Leben“, findet Freya Mels und bringt es damit auf den Punkt. Nicht nur das Engagement, das das Reit-Therapiezentrum trägt, auch der liebevolle Umgang und der gegenseitige Respekt machen diesen Ort zu einem ganz besonderen für Mitarbeiter, Pferde und vor allem für die Kinder.

Nach der Reitstunde sitzen Paul und Jan-Luka zusammen und Streicheln „Herrn Müller“, die Katze des Stalls. Für beide sind die Pferde das Schönste an den Stunden. „Danke fürs Reiten!“, ruft Jan-Luka deshalb, als er Freya Mels zum Abschied in den Arm nimmt. Und auch die 4-Jährige Johanna ist sich nach der heutigen Reitstunde sicher: „Ich komme jetzt ganz oft!“