So sieht die neue Hilgenbergschule aus, wenn der Siegerentwurf von Twoo Architekten umgesetzt wird. „Ein Traum wird wahr", sagt Schulleiterin Christa Engelmann.

So sieht die neue Hilgenbergschule aus, wenn der Siegerentwurf von Twoo Architekten umgesetzt wird. „Ein Traum wird wahr", sagt Schulleiterin Christa Engelmann. © Twoo Architekten

Christa Engelmann: Pläne für neue Hilgenbergschule sind ein Volltreffer

rnSchulneubau

Die Tage der alten Hilgenbergschule in Stadtlohn sind gezählt. Die Gebäude sind in die Jahre gekommen. Der Neubau soll ganz neue Maßstäbe setzten. Für das Kollegium könnte ein Traum wahr werden.

Stadtlohn

, 18.08.2022, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ihr freudestrahlendes Gesicht sagte alles. Christa Engelmann saß am Dienstagabend in der Zuschauerreihe des großen Sitzungssaals im Rathaus. Die Leiterin der Hilgenbergschule war in der Sitzung des Bauausschusses nur Zuhörerin, als der Kölner Architekt Jörn Warnebier (Büro Twoo Architekten) die Politikerinnen und Politiker auf einem virtuellen Rundgang durch die neue Hilgenbergschule führte.

Nach der Sitzung aber konnte Christa Engelmann ihrer Begeisterung freien Lauf lassen: „Ein absoluter Volltreffer!“ , sagte sie im Gespräch mit unserer Redaktion. „Mit den Plänen werden unsere Träume wahr. Man merkt, dass der Architekt Erfahrungen mit Schulen und ein Blick für neue pädagogische Konzepte hat. Die neue Hilgenbergschule wird ein Vorzeigeprojekt für die Stadt Stadtlohn.“

Die alte Losbergschule soll abgerissen werden.

Sowohl der alte Querriegel der Hilgenbergschule (M.) sowie der Gebäudeteil aus den 1950er-Jahren (r.) sollen nach den Vorstellungen von Twoo Architekten komplett abgerissen werden. Von der alten Hilgenbergschule bliebe allein die Turnhalle (l.) übrig. © Stefan Grothues

Christa Engelmann gehörte der Jury an, die die 14 eingereichten Vorschläge im städtebaulichen Realisierungswettbewerb begutachtet und den Entwurf von Twoo Architekten zum Sieger gekürt hatte. Eine formelle Entscheidung für die Umsetzung des Entwurfs steht noch aus. So viel lässt sich aber jetzt schon sagen: Der Entwurf kam auch bei den Ausschussmitgliedern gut an. Erwin Plate (UWG) erklärte gar: „Schade, dass wir nicht mehr in diese Schule gehen können. Das ist eine andere Schule als die, in der wir lernen mussten.“

In der Tat vollzieht der Entwurf von Jörn Warnebier und Sabine Trilling eine Abkehr von der klassischen „Flurschule“ mit aufgereihten Klassenräumen und weiten Wegen. „Die Schule von heute“, so der Architekt, „ist nicht nur ein Ort des organisierten Lernens. Das Raumkonzept muss auch Freiräume für kindliches Spiel, Heimat und Heimeligkeit bieten.“ Einfache Orientierung, Verbindung von Innen und Außen, ein Maßstab, der sich an Kindern orientiert, das seien die Leitmotive der Planung.

So siegt der Grundriss der neuen Hilgebergschule im Siegerentwurf aus; unten links die alte Turnhalle.

So sieht der Grundriss der neuen Hilgebergschule im Siegerentwurf aus; unten links die alte Turnhalle. © Twoo Architekten

Und wie sieht nun die Planung aus? Jörn Warnebier stellte einen kompakten Baukörper mit zwei quadratischen aneinandergefügten Grundflächen vor. Im Erdgeschoss gibt es keine Klassenräume. Als „Agora“ – so nannten die alten Griechen ihren Marktplatz – bietet das Erdgeschoss Raum für Mensa, Aula, Verwaltung, OGS, Lehrerzimmer, Musikraum, Computerraum und Differenzierungsräume.

Alle zwölf Klassenräume befinden sich im Obergeschoss, angeordnet nach Jahrgängen in individuellen „Lernhäusern“ ohne lange Flure und mit Differenzierungsräumen und zugeordneten Freiluftklassen. Die Hilgenbergschule wird mit zurzeit 239 Grundschülerinnen und -schülern dreizügig geführt.

„Genau das wünschen wir uns seit langer Zeit“

Das Konzept von Twoo Architekten begeistert Schulleiterin Christa Engelmann. „Genau das wünschen wir uns seit langer Zeit. Diese Architektur ist gemacht für moderne Pädagogik. Den Frontalunterricht alter Schule gibt es ja schon lange nicht mehr.“ Besonders gut gefallen ihr die kurzen Wege aus den Klassenräumen an die frische Luft, die Kompaktheit des Entwurfs, die Flexibilität der Raumnutzung und das Konzept, Licht und kindgerechte Lebensräume zum Wohlfühlen ins Gebäude zu integrieren.

Die Schule heute, so Engelmann, sei ein ganz anderes Lernsystem. „Zu unserem 45-köpfigen Kollegium gehören ja nicht mehr nur Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch Schulsozialarbeiter, Schulbegleiter, Betreuerinnen.“ Die Schule von heute müsse eine neue architektonische Antwort auf neue pädagogische Herausforderungen finden.

So sehen die Schnitte durch die neue Hilgenbergschule aus, die der Architekt Jörn Warnebier am Dienstagabend im Bauausschuss vorgestellt hat.

So sehen die Schnitte durch die neue Hilgenbergschule aus, die der Architekt Jörn Warnebier am Dienstagabend im Bauausschuss vorgestellt hat. © Twoo Architekten

Darum ist Christa Engelmann auch nicht traurig, dass der Siegerentwurf sich nach den Worten des Architekten „radikal für einen Abriss der alten Gebäude entschieden hat.“ Warnebier: „Wir erhalten gerne auch alte Bausubstanz. Aber in diesem Fall ist der Bestand ist sehr problematisch und bietet wenig Potenzial. Ein kompletter Neubau nach heutigen Gesichtspunkten ist die beste Lösung.“

Das sehen auch die Schulleiterin und ihr ganzes Kollegium so: „Wenn man schon viel Geld in die Hand nimmt, dann kann man es auch gleich richtig machen.“ Die Kosten für das Gebäude werden auf 9,3 Millionen Euro geschätzt. Inklusive aller weiteren Kosten wie Erschließung, Außenanlagen, Ausstattung und Baunebenkosten ist mit Gesamtprojektkosten in Höhe von 12,5 Millionen Euro zu kalkulieren. Die Kosten für den zweitplatzierten Entwurf erreichen in etwa die gleiche Größenordnung – trotz Erhalt des jüngeren B-Gebäudes aus den 1970er-Jahren.

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Der Bauausschuss beschloss am Ende einstimmig, die Planungen fortzusetzen und die Kosten im Haushalt und der mittelfristigen Finanzplanung der nächsten Jahre zu berücksichtigen. Nur die FDP enthielt sich der Stimme. Wenn alles glatt laufe, könnte 2024 die neue Schule gebaut werden, hatte Fachbereichsleiter Mathias Pennekamp bereits im Vorfeld der Sitzung auf Anfrage erklärt.