Der 24. Juni war ein großer Tag für Carolin Kopetzki und die Bürgerschützen St. Otgerus Schützengilde Stadtlohn. Seit diesem Tag gibt es in dem Schützenverein die erste Königin. Carolin Kopetzki holte den Vogel an dem sonnigen Samstag gegen 21.54 Uhr mit dem 361. Schuss von der Stange und schrieb damit Geschichte.
In der Theorie wäre es seit 2018 möglich gewesen. „Seit 2017 haben wir die Satzung geändert“, erklärt Pressewartin Christa Heetpaß. Seitdem dürfen Frauen Mitglied bei den Bürgerschützen werden. Nach einer einjährigen Wartefrist hätte es somit 2018 die erste Königin im Verein geben können.
Seit vergangenem Jahr ist Carolin Kopetzki Mitglied im Schützenverein. Dass sie sich in diesem Jahr zur Königin schießt, war nicht geplant. „Erstmal wollte ich das nur aus Spaß machen. Ich wollte nur ein-, zweimal mitschießen“, sagt die Schützenkönigin.
Ihre Schüsse trafen jedes Mal genau die richtige Stelle. Schnell merkte sie, dass es ernst wird und wollte eigentlich schon einen Rückzieher machen. „Das wird mir jetzt zu bunt“, dachte sich die 29-Jährige während des Schießens.

Die passenden Treffer auf den Vogel haben der Stadtlohnerin aber so viel Spaß gemacht, dass sie nicht aufhörte. „Alle meinten, dass ich weitermachen soll. Selbst mein Freund meinte, dass er sich dann bei uns im Verein anmeldet“, erklärt sie die Motivation, die ihr zum Königsschuss verhalf. Als es dann so weit war, konnte sie es erst gar nicht fassen: „Ich war wirklich ein wenig geschockt. Ich habe damit nicht gerechnet“, beschreibt Kopetzki die Momente, nachdem der Vogel gefallen ist.
Auf das kommende Jahr ihrer Regentschaft freue sie sich sehr. Sie musste ihren Sieg allerdings erst einmal verarbeiten. „Zuerst hatte ich ein wenig Angst, was auf mich zukommt“, beschreibt die Schützenkönigin ihre Gedanken. Nun überwiege allerdings die Freude.
Kritik an der Frau im Amt
Auch der Vorsitzende der Schützengilde, Mike Eilhardt, habe mit dem Sieg der jetzigen Königin nicht gerechnet. „Aber ich bin total glücklich damit“, ergänzt er. Doch es gab auch Kritik: „Viele denken halt, Schützenverein ist eine Männer-Bastion“, beschreibt Christa Heetpaß die Resonanz.
Zu 95 Prozent sei es eigentlich positives Feedback. Im Internet und bei anderen Vereinen seien vereinzelt Stimmen laut geworden, die dem Geschlecht der neuen Amtsträgerin kritisch gegenüberstehen, so die Schützenkönigin.
Der Verein sei jedoch stolz darauf, so offen zu sein und lässt sich vom Gegenwind nichts anhaben. Die Schützengilde hat mittlerweile rund 10 Prozent Frauen als Mitglieder. „Ich hätte vorher schon eine Anmeldung abgegeben, aber ich wusste nicht, dass es geht“, so Kopetzki.

Geänderter Festablauf
Gefeiert wird das neue Königspaar erst richtig im kommenden Jahr beim Krönungsball. Der neue Festablauf entspanne die Situation für die neuen Amtsträger enorm, sagt Christa Heetpaß. „Man kann dann leichter sagen: Komm, wir ballern einfach mal drauflos. Der Rest kommt schon“, erklärt sie. Früher fand der Krönungsball im selben Jahr wie das Schießen statt. Das habe Kopetzki die Entscheidung, es zu probieren, erleichtert.
Kopetzkis Freund habe im Übrigen sein Wort gehalten: Direkt am Abend nach dem entscheidenden Schuss habe er sich bei der St.-Otgerus-Schützengilde angemeldet. Vorher war er schon in einem anderen Schützenverein Mitglied.
Video vom St.-Otgerus-Schützenfest: Carolin Kopetzki jubelt nach finalem Treffer
Viele Fotos vom Vogelschießen: St. Otgerus-Schützen haben „echte“ Königin
Sensation bei den St.-Otgerus-Schützen: Carolin Kopetzki schießt als erste Frau den Vogel ab