„Carolin-Carolin-Carolin“-Rufe hallen durch den Losbergpark. Drei Schritte zum Gewehr, einmal tief Luft geholt, Maß genommen und um 21.54 Uhr fallen die letzten Reste des Vogels zu Boden. Ein Schuss, mit dem Carolin Kopetzki bei der St.-Otgerus-Schützengilde Geschichte geschrieben hat.
Im ersten Moment kann sie es noch gar nicht richtig fassen. Erst als Schießwart Tobias Terliesner ihr zu jubelt, reißt sie selbst die Arme in Höhe. Sekunden später verschwindet sie in einer Jubeltraube. „Unfassbar. Ich bin sprachlos“, bringt die neue und erste „richtige“ Schützenkönig noch heraus.
Absolute Premiere
Noch nie zuvor ist es einer Frau gelungen, bei einem Vogelschießen der St.-Otgerus-Schützengilde den Vogel von der Stange zu holen. Ihren Eintrag ins Vereinsinterne Rekord-Register hat sie somit sicher.
Zum König nahm sich Carolin Kopetzki Mitkonkurrenten Michael „Hans“ Kropp. Zusammen mit Patrick Klose lieferten sie sich ein spannendes Schießen um die große Vogel-Würde.

Und als das Vogelschießen um Punkt 18 Uhr begann, ahnte wohl noch niemand der Schützen und der zahlreichen Zuschauer, dass sich das Ganze zu einem echten Krimi und Marathon entwickeln würde. Denn zu Beginn sah es so aus, als könnte es eine schnelle Nummer werden.
Mit dem 90 Schuss fiel der rechte Flügel, mit dem 145 Schuss segnete den linken Flügel das Zeitliche. Da waren nicht mal zwei Stunden rum. Doch dann wurde es zäh. Oder anders gesagt: Der Vogel zeigte sich von seiner zähen Seite. Treffer um Treffer steckte er ein und weg.
Spannung an Anschlag
Um 21 Uhr war die Spannung am Anschlag. An den Absperrgittern zum Schießplatz war es brechend voll. Jeder Königsanwärter hatte seine „Fanschar“ hinter sich. Mehrfach wollte Carolin Kopetzki die Flinte ins Korn werfen, nicht mehr mitschießen. Doch ihre Fans trieben sie an. Immer und immer wieder.
Wie sehr die drei Königsanwärter der Krimi mitnahm, konnte man gut an ihren Gesichtsausdrücken ablesen. Nicht nur einmal holten sie sich das Fernglas vom zweiten Schießwart Bernhard Lammerding, um den Vogel vor dem Schuss auf Schwachstellen zu untersuchen.

Und von Vogel konnte man nach knapp vier Stunden Schießen am Ende auch nicht mehr wirklich sprechen. Nur noch ein winziger Holzrest klammerte sich an die Haltevorrichtung, ehe diesem Carolin Kopetzki mit dem 361. Schuss den Rest gab.
Ein Schuss für die Ewigkeit und ein Schuss hinein ins Schützenglück. Der Losberkpark tobte und die St.-Otgerus-Schützen huldigten ihre erste „richtige“ Königin. Der Beginn einer langen Party-Nacht...