
© Stefan Grothues
Bürgermeisterwahl: Berthold Dittmann wirft als erster seinen Hut in den Ring
Kommunalwahl 2020
Berthold Dittmann will Bürgermeister werden – UWG, SPD, FDP und Grüne unterstützen den 49-Jährigen als unabhängigen Kandidaten. Die CDU will am Montagabend ihren Kandidaten benennen.
Eines steht fest: Stadtlohn wird im Herbst einen neuen Bürgermeister bekommen. Amtsinhaber Helmut Könning (CDU) hat bereits angekündigt, nach über 16 Amtsjahren bei der Kommunalwahl am 13. September 2020 nicht erneut kandidieren zu wollen. Berthold Dittmann will sein Nachfolger werden. Das erklärte er am Mittwoch im Gespräch mit unserer Redaktion.
„Parteiunabhängiger Bürgermeister“
Als „erster parteiunabhängiger Bürgermeister“ will der 49-Jährige ins Stadtlohner Rathaus einziehen. UWG, SPD, FDP und Grüne unterstützen seine Kandidatur. „Meine Partei ist Stadtlohn“, sagt Berthold Dittmann, der 2018 aus der SPD ausgetreten ist.
Offen ist noch, mit welchem Kandidaten die CDU ins Rennen gehen wird. „Der Vorstand wird am kommenden Montag einen Vorschlag machen. Nominiert wird der Kandidat dann von der Stadtverbandsversammlung im März“, erklärt der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Dr. Markus Könning.
Die Wahl wird spannend
Wen auch immer die Union als stärkste Partei in Stadtlohn nominieren wird, sicher ist mit der Kandidatur Dittmanns, dass es am 13. September spannend werden wird. Auf der einen Seite stellt die CDU seit vielen Jahrzehnten den Bürgermeister. Auf der anderen Seite bündeln nun erstmals die anderen vier im Rat vertretenen Parteien und Gruppierungen erstmals ihre Kräfte.
Zum Kräfteverhältnis: UWG, SPD, FDP und Grüne errangen bei der letzten Kommunalwahl rund 56 Prozent der Stimmen und 19 Ratsmandate, die CDU rund 44 Prozent und 15 Ratsmandate.
Alter Bekannter in der Kommunalpolitik
Berthold Dittmann ist in der Stadtlohner Kommunalpolitik kein Unbekannter. Von 2006 bis 2017 saß er für die SPD im Rat der Stadt Stadtlohn. 2014 trat er für die SPD als Bürgermeisterkandidat an. Damals gewann der CDU-Amtsinhaber Helmut Könning die Wahl deutlich mit 58 Prozent der Stimmen. Auf Dittmann entfielen 24 Prozent, auf Bernd Schöning (FDP) 18 Prozent. Von 2014 bis 2017 war Dittmann zudem zweiter stellvertretender Bürgermeister.
Vor zwei Jahren trat Berthold Dittmann aus der SPD aus und legte seine Ämter nieder. Als Grund nannte er damals die Bundespolitik und das Gerangel in seiner Partei um den Eintritt in die Große Koalition.
Er betonte damals jedoch: „Ich habe immer gerne Kommunalpolitik gemacht. Es hat eine Menge Spaß gemacht, hier in der Stadt vieles zu bewegen und mitzugestalten.“ Heute sagt er: „Mir hat die Kommunalpolitik in den letzten Jahren gefehlt.“
Im September 2019 haben sich Vertreter von UWG, SPD, FDP und Grünen erstmals zu informellen Gesprächen über ein Zusammengehen bei der Kandidatenkür getroffen. Schon bald fiel in dieser Runde der Name Berthold Dittmann. „Wir kannten ihn ja schon: Er ist ein Mensch der zuhört, der sehr offen ist und der was von der Kommunalpolitik versteht“, sagte Erwin Plate (UWG) am Mittwoch im Gespräch mit unserer Redaktion.
Neue Wege in der Kommunalpolitik
Vor allem aber, so Plate, gehöre Dittmann keiner Partei an. „Damit können wir in Stadtlohn Geschichte schreiben. Einen parteilosen Bürgermeister hat es hier noch nicht gegeben.“, so Plate. Das könne für frischen Wind im Rathaus sorgen und für einen ausgewogeneren Informationsfluss an alle Fraktionen sorgen.
„Unser Kontakt zu Berthold Dittmann ist auch nach seinem Parteiaustritt nicht abgerissen“, sagte Otger Harks von der SPD am Mittwoch. Dittmann habe nicht nur Erfahrung in der Kommunalpolitik, sondern sich als Unternehmer in der „Pflege mit Plan“ GmbH erfolgreich bewährt. Seit einem halben Jahr ist der von seiner Frau getrennt lebende Vater dreier Töchter freiberuflich in der Qualitätsentwicklung von Pflegeunternehmen und als Dozent an der Akademie für Pflegeberufe tätig.
Dittmann: „Ich bin ein bekennender Netzwerker“
Als seine wichtigsten Ziele nennt der Bürgermeisterkandidat die Stärkung des Wirtschaftsstandortes, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs, die Bewältigung des demografischen Wandels und die Digitalisierung. „Ich will genauer hinhören. Ich bin ein bekennender Netzwerker. Ich will die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nehmen“, sagt Berthold Dittmann. „Unabhängig, transparent, innovativ und bürgernah“, so benennt Dittmann seine vier Leitmotive.
Fraktionen bleiben eigenständig
In den kommenden Wochen soll ein Wahlkampfteam der UWG, SPD, FDP und Grünen ein konkretes Wahlprogramm erarbeiten. „Jede Fraktion behält aber ihre Eigenständigkeit“, betont Erwin Plate.
„In Einzelfragen werden sicher inhaltliche Unterschiede bleiben“, betont auch Richard Henrichs von den Grünen. Die Parteien würden im Wahlkampf für ihre Position streiten. „Aber wir werden gleichzeitig unseren gemeinsamen unabhängigen Kandidaten unterstützen“, so Otger Harks. Dittmann ist es jedoch auch wichtig klarzustellen, dass er mit allen Fraktionen im Rat der Stadt Stadtlohn, also auch mit der CDU, auf gleicher Basis zusammenarbeiten wolle.