Bürgermeisterkandidat Berthold Dittmann (49) an einem Ort seiner Kinderheit: dem Kinderspielplatz am Drubbel. Familiengerechtes Wohnen ist für ihn eine zentrale Aufgabe kommunaler Politik.

© Stefan Grothues

Bürgermeisterkandidat Berthold Dittmann: „Ich spüre eine Wechselstimmung“

rnKommunalwahl 2020

Berthold Dittmann ist Kommunalpolitiker durch und durch. Jetzt will der 49-Jährige Bürgermeister in Stadtlohn werden. Zum Kandidatengespräch trafen wir ihn an einem Ort seiner Kindheit.

Stadtlohn

, 13.07.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Hier stand früher eine Rutsche und da auf dem Bolzplatz habe ich viele Nachmittage zugebracht. Oder im Wald, der liegt ja auch schon da vorne. Wir waren als Kinder ja immer draußen.“ Berthold Dittmanns Blick schweift über den Spielplatz am Drubbel – und zurück in die Vergangenheit. Der Bürgermeisterkandidat hat diesen Treffpunkt für das Kandidatengespräch gewählt. Er möchte zeigen, wo er aufgewachsen ist.

Und er möchte zeigen, was ihm für die Zukunft in Stadtlohn wichtig ist: familienfreundliche Wohngebiete und eine starke, mit der Stadt verbundene Wirtschaft, das seien seine zentralen Anliegen.

Politik schon in die Wiege gelegt

Der 49-Jährige deutet auf eines der Reihenhäuser. „Das ist mein Elternhaus.“ Hier ist er als jüngster unter sechs Geschwistern, drei Brüdern und zwei Schwestern, aufgewachsen. Und hier wurde sein Interesse für die Politik geweckt. „Mein Vater war ein überzeugter Sozialdemokrat. Und er war Mitglied im Stadtlohner Rat.“

Berthold Dittmanns Mutter engagierte sich ehrenamtlich in der Arbeiterwohlfahrt und im Krankenhaus. „Vielleicht habe ich von ihr meine soziale Ader“, sagt Berthold Dittmann. Er selbst war in der CAJ und bei den Messdienern St. Joseph aktiv. Und schon ab 14 übernahm er ehrenamtlich Sonntagsdienste im nahegelegenen Krankenhaus Maria-Hilf.

„Damals träumte ich aber noch davon, Polizist zu werden“, sagt Berthold Dittmann. Doch die Arbeit im Krankenhaus faszinierte ihn. Er wählt den Beruf des Krankenpflegers, macht eine Ausbildung in Münster. „Danach habe ich schnell wieder die Anker nach Stadtlohn geworfen. Das Berkelwasser fehlte mir.“ Mit 27 trat er in die SPD ein. „Ich wollte mich als junger Familienvater für weniger Autos in der Innenstadt stark machen“, sagt er.

2017 Austritt aus der SPD wegen der Bundespolitik

Von 2006 bis 2017 war Dittmann Ratsmitglied, zuletzt auch zweiter stellvertretender Bürgermeister. Vor zwei Jahren trat Berthold Dittmann aus der SPD aus und legte seine Ämter nieder. Als Grund nannte er damals die Bundespolitik und das Gerangel in seiner Partei um den Eintritt in die Große Koalition.

Nach sieben Berufsjahren im Stadtlohner Krankenhaus wechselte Berthold Dittmann zum Medizinischen Dienst als Gutachter und Qualitätsprüfer. Heute arbeitet er als selbstständiger Berater für Unternehmen im Gesundheits- und Sozialwesen. Zwischenzeitlich war er auch als Geschäftsführer für Seniorenwohnprojekte und einen Pflegedienst mit knapp 70 Beschäftigten tätig.

Zurzeit lebt der Bürgermeisterkandidat „sozusagen als Exil-Stadtlohner“ mit seinen drei Töchtern (24, 20 und 15) in Ahaus. „Wir konnten vor knapp einem Jahr kein Haus in Stadtlohn finden.“ Schweren Herzens sei der deshalb in die Nachbarstadt gezogen. Ein Umzug nach Stadtlohn ist aber fest geplant – „ganz egal wie die Wahl ausgeht“.

Dittmann will Entscheidungen moderieren und Bürger einbeziehen

Wie schätzt Berthold Dittmann denn seine Chancen ein? Die Antwort kommt ohne Zögern: „Sehr gut, das Feedback im Wahlkampf ist durchweg positiv. Ich nehme eine breite Wechselstimmung wahr.“ Die Entwicklung des Berkelstadions, der Rahmenplan für die Bahnallee, die Informationspolitik der Stadt, eine Verbesserung des Busverkehrs, das seien die Themen, die den Stadtlohner im Wahlkampf auf den Nägeln brennen.

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Dittmann hat allerdings keine Patentlösungen in der Tasche. Seine Kandidatur wird von UWG, SPD, FDP und Bündnis90/Die Grünen unterstützt. „Da gibt es in Einzelfragen durchaus unterschiedliche Auffassungen. Ich lege aber Wert darauf, ein unabhängiger Kandidat zu sein. Ich will die politischen Entscheidungen moderieren und vor allem auch die Bürgerinnen und Bürger mehr einbeziehen.“