
© Stefan Grothues
Blindgängerverdacht: Künstliche Insel für Kampfmittelräumer in der Berkel
Kampfmittelsondierung
Unter dem Flussbett der Berkel schlummert ein verdächtiger Gegenstand aus Metall. Niemand weiß, ob es sich um eine Bombe handelt. Eine künstliche Insel soll eine sichere Bergung ermöglichen.
Was wird denn hier eigentlich gemacht?“ Das Passant blickt am Donnerstag ratlos auf die neue künstliche Halbinsel in der Berkel. Der Baggerführer gibt augenzwinkernd Auskunft: „Das wird ein neues Café!“
Seinen Scherz stellt er aber umgehend mit ernstem Gesicht richtig: „Nein, hier entsteht ein Arbeitsplateau für die Kampfmittelsondierung.“

Gerd Große Frericks vom Tiefbauamt und Baggerführer Michael Vinkelau auf der künstlichen Halbinsel. © Stefan Grothues
Experten haben bei einer systematischen Überprüfung der Uferbereiche und des Flussbetts festgestellt, dass unter der Berkelsohle nahe der Losbergschule ein metallischer Gegenstand liegt. Ist es ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg? Oder ist das harmloser Schrott?
Das wollen Kampfmittelräumer der Bezirksregierung Arnsberg im September genauer untersuchen. Das geht aber nicht, wenn die Berkelwellen sie umspülen. Für ihre gefährliche Arbeit brauchen die Kampfmittelräumer ein trockenes Arbeitsfeld.
Künstliche Halbinsel misst zwölf Mal zwölf Meter
Dafür wurden große Beton-Legosteine ins Flussbett eingebaut. Sie markieren ein etwas zwölf Mal zwölf Meter große Quadrat, unter dessen Mitte der unbekannte metallische Gegenstand schlummert. Baggerführer Michael Vinkelau hat das Quadrat am Donnerstag mit Sand gefüllt.
In der nächsten Woche senken Spezialisten aus den Niederlanden den Grundwasserspiegel ab und lassen ein Ringsystem mit drei Meter Durchmesser zweieinhalb Meter tief in die künstliche Insel ein. So können die Kampfmittelräumer sich trocken und sicher zum verdächtigen Gegenstand vorarbeiten – und ihn im Falle eines Falles entschärfen.

Am Mittwoch wurden zunächst die Beton-Legosteine in das Flussbett gesetzt. © Stadt Stadtlohn
Hat er ein mulmiges Gefühl bei der Arbeit über eine möglichen Bombe? Baggerführer Michael Vinkelau winkt ab. „Das ist Berufsrisiko“, sagt er. Außerdem liege der metallische Gegenstand ja in einigen Metern Tiefe. „Ich lass‘ es einfach ein bisschen vorsichtiger angehen. Es gibt keine starken Erschütterungen, wenn ich hier arbeite.“
„Wir müssen den schlimmsten Fall annehmen“
Den verdächtigen Gegenstand einfach auf Dauer in der Tiefe ruhen zu lasse, sei keine Option, sagt Gerd Große Frericks. Der Tiefbauexperte ist im Rathaus der zuständige Mann für Hochwasserschutz und Berkelfragen. Ab November werden in Höhe der Losbergschule Stahlspundwände in die Berkel eingerammt.
Spätestens dann könnte ein Sprengkörper zu einem lebensgefährlichen Risiko werden. „Wir müssen vom Worst Case ausgehen, also den schlimmsten Fall annehmen, um geeignete Vorsorge zu treffen, damit niemand gefährdet wird“, sagt Gerd Große Fericks.

Das Arbeitsplateau von der Fußgängerbrücke an der Uferstraße aus gesehen. © Stefan Grothues
Warum werden denn im November überhaupt Stahlspundwände in das Berkelbett getrieben? Grund ist der anstehende Neubau des Mühlenwehrs und die Neugestaltung der Berkelpromenade. Dafür wird ein trockenes und freies Arbeitsfeld gebraucht.
Die Stahlspundwände bilden einen „Fangedamm“, erklärt Gerd Große Fericks. Dieser provisorische Damm wird die Berkel etwa ab Losbergschule bis zur Unterberkel unterhalb des Wehrs umleiten. Dann fließt die Berkel vorübergehend auf der anderen Seite der Uferstraße.
Jetzt aber nimmt Gerd Große Frericks erst einmal die Wetterberichte genau in den Blick. „Sollte es Starkregen geben, dann müssen wir die Lage genau im Blick haben. Die künstliche Halbinsel kann zwar überspült werden. „Wenn ein Hochwasser droht, dann werden wir das Plateau innerhalb eines halben Tages auch wieder aus dem Flussbett nehmen können.“