
Lea Mußenbrock (l.) und Eileen Cornelis zeichnen bei Bio Lesker für das Market Gardening verantwortlich. Dort wachsen unter anderem Schwarzkohl und auch Physalis. © Sven Asmuß
Bio Lesker setzt auf Market Gardening und auf außergewöhnliches Gemüse
Neue Vielfalt im Gemüseanbau
Nicht alltägliche Gemüsesorten, angebaut auf einer recht kleinen Fläche – Market Gardening hat bei Bio Lesker in Stadtlohn dafür gesorgt, dass das Produktportfolio deutlich größer ist.
Market Gardening, eine Form des Gemüseanbaus, die sich in den vergangenen Jahren vor allem in den USA und in Kanada ausgebreitet hat, ist nun auch in der Region angekommen. Bei Bio Lesker in Stadtlohn kümmern sich seit dem Winter Lea Mußenbrock und Eileen Cornelis um diese Anbauweise, bei der eine große Gemüsevielfalt auf einer kleinen Fläche angebaut wird – in Bioqualität..
„Wir wollten unser Angebot im Lieferservice und im Hofladen erweitern, den Kunden einfach mehr Auswahl bieten", beschreibt Lea Mußenbrock die Anfänge. Sie war es, die sich federführend um das Projekt kümmerte, die Planungen vorantrieb, erste Kulturen auswählte und bestellte und sich auch mit der Herrichtung der Fläche hinter den großen Gewächshäusern auf dem Hof beschäftigte.
1,2 Hektar umfasst das Areal, auf dem bei Lesker nun Market Gardening betrieben wird. Viele Gemüsesorten, auch solche, die man nicht unbedingt in dieser Region erwarten würde oder die man klassisch in anderen Formen kennt, wurden in verhältnismäßig kleinen Mengen angepflanzt.
„Teilweise haben wir die Kulturen und Samen in Kompostbeete gepflanzt. Das hat sich im Nachhinein in der Größe des Gemüses bezahlt gemacht", erzählt Eileen Cornelis begeistert und ergänzt: „Für das nächste Jahr wollen wir auf jeden Fall die komplette Fläche mit Kompostbeeten bestücken. Dazu fehlte in diesem Jahr auch ein bisschen die Zeit."
Ausprobieren und im Zweifel besser machen
Genau das ist ein Teil des Konzepts hinter dem Market Gardening. „Ausprobieren und schauen, was passiert. Wenn es nicht klappt, dann überlegen wir, woran es gelegen haben könnte und was wir unter Umständen im nächsten Jahr besser oder anders machen können", erzählt Lea Mußenbrock. Beide Gärtnerinnen sind „Quereinsteiger" und sammeln ihre ersten Erfahrungen mit dem Market Gardening.
Ein weiterer Vorteil des Market Gardenings ist es, dass ziemlich genau die Mengen produziert werden können, die auch abgenommen werden. Der Warenausschuss bleibt insgesamt übersichtlich. Außerdem wird auf diesem Wege noch etwas für die Biodiversität getan.
Aktuell erfreuen sich Bienen und Hummeln an blühendem Rucola, der nicht mehr geerntet werden konnte. Auch eigens gepflanzte Sonnenblumen und ein Blühstreifen mit bunten Blumen sorgen dafür, dass auch Insekten ausreichend Nahrung finden.
Nachdem im Januar die ersten Pflanzen, insbesondere Salat, gesetzt wurden, konnte im März die ersten Waren verkauft werden. „Während wir in den Gewächshäusern Gemüse produzieren, dass in ganz Deutschland vermarktet wird, sind die Ernten aus dem Market Gardening ausschließlich für die Direktvermarktung bestimmt", verdeutlicht Ulrike Heidemann, bei Bio Lesker für das Marketing zuständig.
Kunden sind begeistert vom neuen Angebot
Bei den Kunden, derzeit werden etwa 1.200 Gemüsekisten pro Woche ausgeliefert, kommt das erweiterte Produktportfolio gut an. „Viele Dinge wurden direkt gut nachgefragt, bei anderen mussten wir ein bisschen nachhelfen", erzählt Lea Mußenbrock schmunzelnd.
„Irgendwann hatten wir 40 Kilogramm Schwarzkohl geerntet, aber niemand hatte den bestellt. Also haben wir die Ernte zu den Kisten dazugepackt, damit die Kunden probieren konnten. Inzwischen werden pro Woche etwa fünf Kilogramm geordert", so Mußenbrock.
Schwarzkohl ist eigentlich in Italien zu Hause, wird auch toskanischer Palmkohl genannt. Im Westmünsterland hat er jetzt seinen Weg angetreten, bekannter zu werden.
Neben Klassikern wie Lauchzwiebeln, Rote Bete, Wirsing oder Karotten haben Lea Mußenbrock und Eileen Cornelis auch viele ungewöhnliche Gemüsesorten angebaut. Flower Sprouts, eine Mischung aus Rosenkohl und Grünkohl, kam bei den Kunden ebenso gut an wie die roten Mairübchen oder der Jaromakohl. Das ist eine Weißkohlart, die aber viel bekömmlicher ist.
Auch runde Zucchini sind nicht unbedingt bekannt. Für die Verarbeitung der unbekannteren Gemüsesorten gibt es auch immer Rezeptideen dazu. Auch im Obstanbau haben sich die beiden Market Gardener versucht. In Stadtlohn gedeihen derzeit leckere Physalis, auch Andenbeere genannt.
Beim Market Gardening ist vieles Handarbeit
Auf der Market Gardening-Fläche wird so weit es geht auf den Einsatz von schweren Maschinen verzichtet. „Je weniger wir den Boden verdichten, desto besser kann er Feuchtigkeit aufnehmen und speichern. Das ist uns gerade in diesem trockenen Sommer sehr zu Gute gekommen", erklärt Lea Mußenbrock.
Teilweise halfen auch Tricks wie das Ausbringen von Holzhackschnitzeln zwischen den einzelnen Gemüsereihen oder das Verteilen von Schafwolle an den Pflanzen, um den Boden vor dem Austrocknen zu bewahren. „Bioqualität gedeiht auf einem gesunden Boden nun einmal am besten", weiß Eileen Cornelis. Gedüngt wurde nur mit organischem Dünger, und Unkraut wurde händisch entfernt.
„Der Aufwand ist schon sehr hoch, wenn man nach Bio-Normen produziert. Daher sind unsere Produkte vielleicht höher im Preis als konventionell produziertes Gemüse, aber den Unterschied kann man sehen und schmecken", erklärt Ulrike Heidemann. Die Kunden im Lieferservice und im Hofladen wissen es auf jeden Fall zu schätzen.