Wohnbaugenehmigungen in Stadtlohn: Spannender als die Zahlen, die die Verwaltung jetzt in ihrem Quartalsbericht vorgelegt hat, waren für die Politiker am Dienstag offenbar die Zahlen, die nicht genannt wurden: Wie viele Stadtlohnerinnen und Stadtlohner würden gerne ein Eigenheim errichten – wenn sie denn ein Baugrundstück bekämen?
Am Dienstagabend hat Fachbereichsleiter Mathias Pennekamp die Zahl der genehmigten Bauanträge für das dritte Quartal im Stadtentwicklungsausschuss vorgelegt. Die Wohnbautätigkeit in Stadtlohn kann danach nicht gerade als lebhaft bezeichnet werden. Im Gegenteil. Sie ist auf einem Tiefstand.
Nur drei Wohnungsbauanträge
Im Juli, August und September 2022 sank die Zahl der genehmigten Bauanträge in Stadtlohn auf 20. Im Quartal zuvor waren es noch 27. Dramatischer ist der Rückgang, wenn man gewerbliche oder sonstige Baumaßnahmen ausklammert.
Dann bleiben für den Bereich der Wohnnutzung im dritten Quartal 2022 nur 3 genehmigte Anträge übrig. Im vorangegangenen Quartal waren es noch 15. Im dritten Quartal des Vorjahres lag die Zahl der genehmigten Wohnbauvorhaben noch bei 25.
Zahl der Freistellungen halbiert
Bei den Baumaßnahmen mit Genehmigungsfreistellungen sieht es nicht besser aus. Hier hat sich die Zahl der gegenüber dem vorangegangenen Quartal von 15 auf 6 mehr als halbiert. Davon wurde nur in einem Fall eine zusätzliche Wohneinheit geschaffen.
Im zweiten Quartal dieses Jahres gab es immerhin noch Genehmigungsfreistellungen für 15 neue Wohneinheiten in Stadtlohn. Im dritten Quartal 2021 waren es 6.
Baugrundstücke fehlen
Die Ursachen für den Rückgang liegen auf der Hand. Explodierende Baukosten und der Anstieg der Bauzinsen machen für viele den Traum vom eigenen Heim unerreichbar.
In Stadtlohn wie auch andernorts gibt es aber noch eine zweite Ursache: Es fehlt schlichtweg an verfügbaren Baugrundstücken für diejenigen, die sich das Bauen noch leisten können. Die Stadt Stadtlohn kann zurzeit keine neuen Baugebiete ausweisen, weil geeignete Flächen fehlen.
364 Bewerber auf der Warteliste
Bislang hat die Verwaltung den Quartalsberichten immer auch eine Statistik über die Interessentinnen und Interessenten für Baugrundstücke zugefügt. Sie sollte den Bedarf an Baugrundstücken dokumentieren.
Für das Frühjahr 2022 führte die Liste 364 Grundstücksbewerber auf, darunter viele junge Familien mit Kindern. 327 von ihnen suchten ein Grundstück für ein Einfamilienhaus möglichst in einem Neubaugebiet.
Liste wird auf Null gesetzt
Am Dienstag fehlte die Interessentenliste im Quartalsbericht. „Warum wird die Zahl der Interessenten nicht mehr aufgeführt?“, wollte Helmut Stowermann (CDU) von der Verwaltung wissen.
„Die Liste wird auf Null gesetzt. Zum Jahresbeginn 2023 wird es eine neue Liste geben“, lautete die Antwort von Bürgermeister Berthold Dittmann. Die alte Bewerberliste sei aus Sicht der Verwaltung nur noch wenig aussagekräftig.

„Viele Bewerberinnen und Bewerber stehen schon lange auf der Liste. Wir wissen nicht, ob die Bauabsichten vor dem Hintergrund der Zins- und Baupreisentwicklung überhaupt noch aktuell sind“, erklärte der Bürgermeister.
Hinzu komme, so Dittmann weiter, dass auf dem Immobilienmarkt in Stadtlohn zurzeit durchaus Bestandsimmobilien zu haben seien. Auch das könne Einfluss auf die Bewerberliste haben. Die Zahl der tatsächlich noch aktuellen Bewerber könne niedriger sein als die Zahl der Bewerber in der Liste.
Nachfrage bleibt hoch
Ganz unabhängig von möglichen Karteileichen ist für Bürgermeister Dittmann aber klar: „Es gibt nach wie vor eine sehr hohe Nachfrage nach Grundstücken. Es ist notwendig, dass wir neue Baugebiete entwickeln müssen. Das steht fest.“ Eine aktualisierte Liste habe zudem den Vorteil, dass auch die Art der gewünschten Grundstückszuschnitte neu abgefragt werden könne.
Den großen Bedarf unterstrichen auch Sprecher aller Fraktionen. Otger Harks (SPD) bezeichnete den vom Bürgermeister vorgeschlagenen Weg als „sehr gut“. Dr. Markus Könning (CDU) gab zu bedenken: „Ich sehe nicht, dass die Stadt im nächsten halben Jahr überhaupt ein neues Grundstücksangebot schaffen kann.“ Der WISA-Ausschussvorsitzende Jürgen Wörmer (UWG) erklärte: „Das ist das Wichtigste, dass wir neue Bauflächen ausweisen. Sonst lohnt das ganze Abfragen nicht.“
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