Zu fünft auf 40 Quadratmetern in Selm Familie aus Aserbaidschan sucht größere Wohnung

Familie aus Aserbaidschan sucht dringend größere Wohnung
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Wenigstens ab und zu hätte Tochter Ayla gerne die Möglichkeit die Türe hinter sich zu schließen und alleine zu sein. So wie andere Teenager mit 14 Jahren auch. Doch sie teilt sich ein Zimmer mit ihrer 18-jährigen Schwester. Bis vor kurzem lebte sogar ihr 12-jähriger Bruder außerdem mit im Zimmer. Doch der schläft inzwischen lieber im Wohnzimmer auf der Couch. Im dritten Zimmer der Wohnung steht das Bett der Eltern: Zu fünft lebt die Familie in drei Zimmern und auf 40 Quadratmetern. Seit drei Jahren und drei Monaten.

„Wir wünschen uns sehr etwas mehr Platz“, sagt Mutter Lhala Atayeva und ihr Ehemann Elman Atyer nickt zustimmend. Als die Familie vor vier Jahren aus Aserbaidschan nach Deutschland kam – geflohen vor dem autoritären Regime, das dort herrscht – lebte sie zunächst in den Containern in der Industriestraße. Nach einem Jahr zogen sie in die kleine Wohnung am Kohuesholz, das noch außerhalb von Cappenberg liegt.

Als Soziallehrerin an der Schule

„Seit acht Monaten sind wir auf der Suche“, erzählt Elman Atayev. „Doch wir finden einfach nichts. Die Wohnungen sind entweder zu klein oder zu teuer.“ Wie teuer und wie groß die Wohnung sein darf, bestimmt dabei das Jobcenter: bis zu 110 Quadratmeter, vier Zimmer, 800 Euro warm. Da Lhala Atayeva als gelernte Pädagogin noch auf Minijob-Basis als Soziallehrerin in der Ludgerischule arbeitet, ist die Familie auf Unterstützung angewiesen.

Aktuell lässt sie sich ihre Qualifikation anerkennen und möchte dann als Pädagogin in der OGS der Ludgerischule arbeiten. Außerdem engagiert sie sich ehrenamtlich im Gebrauchtwaren-Kaufhaus Düt & Dat.

Weite Fahrt zur Schule

Elman Atayev fehlt derzeit der Aufenthaltsstatus. Noch hat er eine Duldung, die alle drei Monate verlängert wird. Wenn er endlich arbeiten darf, möchte er eine Ausbildung zum LKW-Fahrer absolvieren. Alle drei Kinder gehen in Selm aufs Gymnasium.

Die Enge ist dabei nicht der einzige Grund für die Suche nach einer neuen Wohnung: „Wenn die Kinder mit dem Bus nach Hause fahren, habe ich immer Angst“, beschreibt Lhala Atayeva die Situation. „Weil die Fahrt so weit ist, rufe ich immer an, ob alles ok ist.“

Alle fünf fühlen sich aber grundsätzlich wohl in Selm. Sie wollten in Freiheit leben. Um richtig anzukommen, fehlt jetzt nur noch eine angemessene Wohnung direkt in Selm.

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