Die Fanfare ertönt - und schon geht der Puls nach oben. Bei allen. Bei rund 300 Overbergschülern, dem Schulpersonal und - ja - auch beim Reporter. Hereinspaziert. Herzlich willkommen im Zelt des Circus Phantasia an der Kreisstraße, direkt gegenüber der Overbergschule. Seit Montag, 6. Februar, und noch bis Samstag, 11. Februar, läuft hier das lang ersehnte Zirkusprojekt der Selmer Grundschule. Die Mädchen und Jungen proben für Aufführungen für ihre Angehörigen und die interessierte Öffentlichkeit. Statt proben könnte man auch trainieren sagen. Denn was die Kinder leisten, geht weit über das hinaus, was sie sonst in ihrer Freizeit tun dürften. Oder im Sportunterricht.
Hier wachsen die Kinder teilweise über sich hinaus, lernen, gelenkig am Trapez zu posieren, zu balancieren, sich nicht von Schwertern durchbohren zu lassen, andere als Clowns zum Lachen zu bringen. Hier wachsen Mädchen und Jungen immer weiter zu kleinen Persönlichkeiten heran mit individuellen Talenten. „Was hier passiert, ist gut für ihr Selbstvertrauen“, sagt Lehrerin Katrin Stadthaus.
Gemeinsam
Was hier während des Zirkusprojekts aber auch klar zum Vorschein kommt: Gemeinsam geht vieles besser. Zum Beispiel, beim Lied „Er ist Clown in einem Zirkus“ mitzusingen. Jeden Morgen vor Trainingsbeginn kommen alle im Zirkuszelt zusammen. Auch die, die nicht im Zelt trainieren, sondern in Räumen der Schule. Und dann singt Zirkusdirektor Lars Wasserthal die Strophen vom Clown, der klein und auch nicht schön daher kommt, aber im Zirkusrampenlicht plötzlich wunderschön ist. Den Refrain singen alle zusammen. Beziehungsweise an einer Stelle dürfen die Kinder laut schreien. Und das tun die Mädchen und Jungen auch. Gänsehaut pur - auch beim Reporter.
Tim Seiler, der mit einem Team das Zirkusprojekt organisiert, kündigt jetzt schon an: „Da werden einigen Eltern die Tränen die Wangen runterfließen.“ Das dürften Tränen der Freude sein. Tränen des Stolzes. Über das, was die Kinder vorführen werden, als ob sie nie etwas anderes getan haben. Na, wenn das nicht zur Persönlichkeitsentwicklung positiv beiträgt.

Nehmen wir als Beispiel mal Pauline. Sie ist acht Jahre jung. Schwupps, steht sie mit Unterstützung auf dem Trapez im Zirkuszelt. Genauer: auf den Schultern von Tuba (10), die ebenfalls auf dem Trapez steht. Hoch in der Luft unter dem Zeltdach - wie ist es da eigentlich für ein Mädchen? „Am Anfang war ich etwas ängstlich“, erzählt Pauline. „Aber es ist doch schön.“ Für Tuba, die ebenfalls als Trapezakrobatin auftreten wird, ist es schlicht und einfach „cool“, hoch oben zu sein.
Die Kinder machen eben Dinge, die sie noch nie getan haben. Vor allem aber lachen sie viel. Über den Reporter zum Beispiel, der über eine Kante stolpert. „Ich könnte hier als Clown auftreten, ne?“, fragt er die Kinder. Dutzendfaches Kopfnicken und Lachen bestätigen ihn.

Das wird nicht geschehen. Es ist aber schön, zu erleben, wie Kinder spielerisch, aber durch intensives Training, viel für ihre Persönlichkeit und ihren Körper tun. Und wie die Mädchen und Jungen anderen Menschen durch ihr Tun Freude bereiten.
Das wird ganz sicher auch während der öffentlichen Zirkusvorstellungen sein. Die Aufführungstermine: Mittwoch, 8. Februar, 17 Uhr; Donnerstag, 9. Februar, 17 Uhr; Freitag, 10. Februar, 17 Uhr; Samstag, 11. Februar, 10 Uhr.
Der Eintritt kostet für Erwachsene 12 Euro, für Kinder (3 bis 13 Jahre) 6 Euro.
Karten gibt es an der Kasse im Zelt am jeweiligen Vorstellungstag. Sie öffnet etwa eine Stunde vor der Aufführung.
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