Zeuge nennt belastende Details über Selmer Rocker

Bandidos-Prozess

Der frühere Präsident der Steinfurter Bandidos sei der Chef gewesen. Doch der Finanzier der meisten Drogengeschäfte soll der angeklagte Selmer Rocker gewesen sein. So die Darstellung des Kronzeugen im Bandidos-Prozess bei seinem zweiten Auftritt am Freitag im Landgericht Münster.

SELM/MÜNSTER

11.03.2016, 17:41 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Ex-Präsident sei „größenwahnsinnig“ geworden, habe Drogen und Medikamente genommen und sei „ausgerastet“, wenn etwas seiner Kontrolle entglitt, so der Kronzeuge. Der Selmer Bandido sei dagegen der Mann mit den guten Beziehungen und der Nase fürs Geschäft gewesen. „Er war immer gut flüssig. Kohle war bei ihm nie ein Problem“, so der Kronzeuge über den 46-jährigen Selmer.

Er habe das Geld sogar in einem Bunker im Blumenbeet vor seiner Wohnung vergraben müssen. Das habe ihm der 46-jährige selbst gezeigt. Einige Male sei er auch an der Halle des Rockers an der Lüdinghausener Straße gewesen, um Amphetamin abzuholen. In anderen Fällen habe er das Amphetamin auf Selmer Supermarkt-Parkplätzen bekommen, einmal sogar drei Kilo.

Maschinengewehr und Handgranaten

Eines Abends, so der Kronzeuge, sei er überrascht worden. Im Auto an seiner Halle habe ihm der Selmer ein M16 Maschinengewehr samt Munition gezeigt, das er für 1500 Euro verkaufen wollte. Auch Handgranaten hätten der Selmer und andere Bandidos besorgen können. Beim Präsidenten in Steinfurt habe er einen Trommelrevolver und eine Pistole gesehen und im Bordell eines anderen Angeklagten einige Schlagringe.

Während die Schilderungen des Kronzeugen bei den Waffen recht flüssig wirkten, waren sie bei den Drogen ausgesprochen zäh. Wenig kam als spontane Erinnerung. Das meiste musste der Richter erst wieder mit Hilfe der polizeilichen Vernehmungen aus dem Jahr 2014 zu Tage fördern.

Zeuge verstrickt sich in Widersprüche

Bisweilen verstrickte sich der Zeuge in Widersprüche. Etwa bei den Fahrten nach Enschede, um dort „beim Araber Gras“ abzuholen. Bei größeren Mengen sei man mit Jeep und Hänger gefahren, um das Marihuana unter Sand oder Schrott zu verstecken. Dann wieder will er außer der Fünf-Kilo-Fahrt für den Südkirchener Dealer nur kleinere Mengen geholt haben. Erst will er maximal fünf Mal nach Enschede gefahren sein. Dann kommen nach Vorhalt des Richters plötzlich zwei Touren mit einem Pritschenwagen hinzu.

Am nächsten Dienstag wird die Befragung des Kronzeugen fortgesetzt.