Zeltstadt in Bork soll bis Juni 2024 bleiben Reduzierung der Belegung auf maximal 500 Geflüchtete

Zeltstadt soll bis Juni 2024 bleiben: Nur noch maximal 500 Flüchtlinge
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Die Zukunft der Zeltstadt in Bork über das Jahresende 2023 hinaus war lange unklar. Spätestens nach der öffentlichen Forderung von Landrat Mario Löhr, die Flüchtlingsunterkunft auf dem LAFP-Gelände Ende Dezember zu schließen, war eine Debatte eröffnet. Bei einer Bürgerversammlung haben Bezirksregierung und Stadt jetzt über die weiteren Pläne informiert.

Die wichtigste Nachricht, die Dr. Alexander Hohlfeld und Dr. Christina Schaefer von der Bezirksregierung den rund 70 Besuchern in der LAFP-Mensa überbrachten: Die Zeltstadt wird bis Juni 2024 weiterhin Flüchtlinge beherbergen. Darauf hat man sich mit der Stadt verständigt. Allerdings wird die Belegung um ein Drittel auf maximal 500 Bewohner reduziert, bislang liegt die Obergrenze bei 750 Flüchtlingen. „Das Betreuungspersonal und die räumliche Situation bleiben allerdings gleich, sodass eine intensivere Betreuung möglich ist und mehr Platz für die Bewohner vorhanden ist“, erläuterte Alexander Hohlfeld.

Rund 70 Interessierte waren vor Ort und hatten einige Fragen zu den Plänen für die Flüchtlingsunterkunft.
Rund 70 Interessierte waren vor Ort und hatten einige Fragen zu den Plänen für die Flüchtlingsunterkunft. © Günther Goldstein

Rat muss noch entscheiden

Die Reduzierung der Belegung in der Unterkunft war eine zentrale Forderung der Stadt, um einer weiteren Nutzung zuzustimmen. „Ohne diese Veränderung hätten Stadt und Politik die Verlängerung nicht mitgetragen“, betonte Bürgermeister Thomas Orlowski bei der Veranstaltung. Er stellte erfreut fest, dass die Einführung eines Umfeldmanagers als Ansprechpartner vor allem für die Anwohner zu einer Verbesserung der Atmosphäre rund um die Zeltstadt beigetragen habe. Die Beigeordnete Sylvia Engemann erläuterte, dass die in der Landeseinrichtung lebenden Flüchtlinge auch bei reduzierter Zahl dafür sorgen, dass Selm höchstwahrscheinlich keine weiteren kommunalen Flüchtlinge zusätzlich aufnehmen muss. Außerdem würde eine Schließung der Zeltstadt zum Jahresende finanzielle Folgen für die Stadt haben.

Ein Bürger machte gegenüber der Bezirksregierung deutlich: „Es sind in der Vergangenheit einige Aussagen nicht eingehalten worden, das hat das Vertrauen bei den Bürgern nachhaltig beschädigt.“ Er erkundigte sich, was passiert, wenn der Stadtrat in seiner Sitzung am 16. November den Plänen nicht zustimmt. „Der Wille der Stadt ist für uns entscheidend“, unterstrich Alexander Hohlfeld. Ohne ein Ja des Rates werde man die Pläne für das erste Halbjahr 2024 nicht umsetzen. Sylvia Engemann erläuterte, dass die Stadt dann 230 bis 250 Flüchtlinge in fünf monatlichen Schritten aufnehmen muss: „Räumlich und finanziell wäre die Lage dann für uns wesentlich akuter.“

Sprach- und Integrationskurse

Neben der reduzierten Belegung war eine weitere Forderung der Stadt die Ausweitung von Integrationsangeboten und Sprachkursen in der Einrichtung. Verschiedene Sprachkurse werden laut Christina Schaefer bereits angeboten, sogenannte Erstorientierungskurse zur Integration sollen bald beginnen. Die Aufenthaltsdauer sei zuletzt von zuvor durchschnittlich rund vier Monaten leicht zurückgegangen. Auch die ehrenamtliche Hilfe von Vereinen wie dem Asylkreis sei in den vergangenen Monaten sehr wichtig gewesen, hier habe sich einiges getan. „Wir werden diesen Weg fortsetzen und freuen uns über weitere Unterstützung“, meinte die Vertreterin der Bezirksregierung. Das Begegnungsfest als besonderer Höhepunkt soll auf jeden Fall wiederholt werden.

Bei der Bürgerversammlung kam es auch zu einigen kritischen Anmerkungen.
Bei der Bürgerversammlung kam es auch zu einigen kritischen Anmerkungen. © Günther Goldstein

Planungen für Zukunft laufen

Alexander Heiliger, Anwohner und Verfasser einer früheren Petition zu der Thematik, äußerte die Sorge, dass die Bezirksregierung in Zukunft an dieser Stelle eine Zentrale Unterbringungseinrichtung errichten würde. „Das war zu keiner Zeit Gesprächsthema“, stellte der Bürgermeister klar. Die Bezirksregierung verwies auf die geplante Reduzierung und schloss eine solche Entwicklung angesichts der Bedingungen in Bork aus. Die Leichtbauhallen sind für eine dauerhafte Unterbringung nicht vorgesehen. Stattdessen ist die Stadt jetzt bereits dabei, die Planungen für die Zeit nach der Schließung der Zeltstadt voranzubringen. „Es ist wichtig, dass wir uns darum kümmern. Wir müssen die Gelder hier sinnvoll einsetzen“, kündigte Thomas Orlowski an. Unter anderem nannte er die Industriestraße als möglichen Ort, um Flüchtlinge in Zukunft aufzunehmen. Bei Bedarf könnte es vielleicht auch erforderlich sein, wie in Olfen oder Nordkirchen weitere Kapazitäten durch den Bau einer Unterkunft zu schaffen.

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