Seit zehn Jahren gibt es es das Restaurant Lumberjack’s Diner in Selm. An der Ecke Kreisstraße/Beifanger Weg. Zehn Jahre mit krisenbedingten Aufs und Abs. Kein Wunder, wenn Wirt Christian Reimann im Gespräch mit der Redaktion sagt „We are still alive“ (Wir leben noch). Dass es das Restaurant Lumberjack’s Diner noch gibt, hat diverse Gründe. Über die haben wir mit Christian Reimann gesprochen.
Es war der 1. März 2014, als Reimann das Lumberjack’s Diner eröffnete. Der gebürtige Dortmunder hat sich nach eigener Aussage Selm ganz bewusst als Standort für sein Burger-Restaurant ausgesucht. „Ich bin in Selm groß geworden, bin hier zur Lutherschule gegangen“, erzählt der 58-Jährige. Seine Kochausbildung habe er im Restaurant Jakobsbrunnen absolviert. Beim langjährigen Betreiber Willi Heitmann, der 2022 gestorben ist.
Langjährige Verbindung nach Selm
Christian Reimann ist auch Hotel-Betriebswirt. Mit Selm verbindet ihn auch eine Phase, in der er schon einmal einen eigenen Gastronomiebetrieb geführt hat: „Das war von 1995 bis 2000 das Bluebird-Café an der Ecke Brückenstraße/Breite Straße.“ Das habe ihm auch 2014 bei Gründung des Lumberjack’s Diner einen Vorteil verschafft: „Die Leute kennen mich von früher.“
„Die Gastronomie hier an der Ecke kenne ich schon sehr lange“, erzählt Reimann. Seit 1911 sei im Gebäude an der Kreisstraße/Ecke Beifanger Weg immer Gastronomie gewesen. Die Idee, das Lumberjack’s Diner zu eröffnen, komme aus seiner Biografie: „Ich bin von Mutterseite mit Rock’n’Roll- und Country-Musik groß geworden. Ich fahre einen Jeep, fahre eine Harley Davidson, bin immer Amerika-affin gewesen.“ Einige Jahre habe er auch bei einer amerikanischen Fastfood-Kette als Restaurant-Leiter gearbeitet. „Ich habe also immer etwas mit Burgern zu tun gehabt. Und als Koch kann ich das hier alles verknüpfen.“
In der Tat ist die Speisenkarte auf Burger-Spezialitäten ausgerichtet. Aber eine Native American-Holzfigur im Eingangsbereich des Restaurants, eine Holzfällersäge und Musikinstrumente an der Wand sowie Plakate von Konzerten im Lumberjack’s Diner bestätigen ebenfalls das Konzept, das Christian Reimann fährt: alles urgemütlich. Wer hereinkommt, weiß, was ihn erwartet. „Mein Wohnzimmer sieht genau so aus“, sagt der 58-Jährige lachend.

Dieses Konzept ist einer der Gründe, warum sich das Lumberjack’s Diner seit zehn Jahren hält. Ein weiterer Grund: 2014 gab es kein Burger-Lokal in Selm. Reimann ist also in eine Lücke gestoßen, die er seit zehn Jahren ausfüllt. Grund Nummer drei: die Konzerte. Viele Bands und Künstler haben im Restaurant gastiert. Und so soll es auch bleiben, sagt der Gastwirt.
Faktoren, die mit dazu beigetragen haben, dass die Gäste dem Lumberjack’s Diner in all den Jahren treu geblieben sind. „Trotz Corona-Krise, trotz der Baustellen wegen des Kreisstraßen-Umbaus und des Baus des Kreisverkehrs hier vor der Tür.“
Das Lumberjack’s Diner ist nach wie vor auch Treffpunkt für Selmer Vereine. Da gebe es einen Dartclub, da komme der Pfadfinderstamm Selm. Viele Jahre hat auch der Chor „Liederbrücke“ dort geprobt. Jetzt nicht mehr, sondern in den Räumen der Sekundarschule.
Eigentlich spielt sich das Leben im Restaurant-Inneren ab. „Wir haben halt keinen Biergarten.“ Deshalb habe er 2023 auch draußen am Restaurant Stühle und Tische aufgestellt. „Das machen ich dieses Jahr nicht.“ Der Grund ist sichtbar. Acht Häuser sollen abgerissen werden und Neubauten weichen. „Aber da passiert ja nichts“, kritisiert Reimann. Unkraut, Müll und Zäune in der direkten Nachbarschaft seien kein schönes Ambiente, um draußen sitzen zu können. Und auch Gästen von außerhalb falle das negativ auf. „Es wird Zeit, dass sich was tut“, erklärt der Gastwirt entschieden.
Viele Stammgäste
Es gibt viele Stammgäste. Die sprechen auch mit Christian Reimann - und umgekehrt. Das sei wichtig: „Wenn es mal Kritik gibt, kann ich an der Speisenkarte oder den Zutaten was ändern.“ Seine mehrfach auf Wunsch der Gäste veränderte Burgersauce sei mittlerweile auch für private Veranstaltungen gefragt.
Bei all den Komponenten, die aus dem Lumberjack’s Diner das Restaurant machen, was es heute ist - diese Kommunikation ist wohl mit der wichtigste Grund für den Erfolg. Christian Reimann drückt das so aus: „Ich höre zu und reagiere. Nur wer Fehler kennt, kann daran arbeiten.“
Klingt, als ob der Wirt des Lumberjack’s Diners auch in zehn Jahren noch sagen kann: „We are still alive“. „Auf jeden Fall“, erklärt Reimann. Doch es gebe etwas, das ihn umtreibt: „Jetzt macht ja bald in der Dreifachhalle am Campus ein Burger-Lokal auf. Warum fragt die Stadt nicht mal uns Gastwirte in Selm nach unserer Meinung, was nach Selm passen könnte oder nicht? Ein vegetarisches oder veganes Restaurant zum Beispiel oder ein Fischrestaurant oder etwas gehobenere italienische Gastronomie. Das würde Selm auch überregional guttun. Aber nicht noch ein Burger-Restaurant. Das gibt es doch schon. Hier mit dem Lumberjack’s Diner.“
