
Zwei große „Z“ wurden an ein Haus in der Fährenkampsiedlung in Selm gesprüht. © Privat
„Z“ auf Haustür und Garage in Selm geschmiert: „Lasse mich nicht einschüchtern“
Schmiererei
Ein Haus in einer Selmer Wohnsiedlung wurde von Unbekannten beschmiert – vermutlich, weil der Besitzer seine Solidarität mit der Ukraine bekundet. Nun soll der Staatsschutz ermitteln.
Aufkleber mit der Aufschrift „Frieden für die Ukraine“ und einer Friedenstaube zieren den Briefkasten eines Hauses in der Fährenkampsiedlung. In einem Fenster daneben hängt ein Poster in den Nationalfarben der Ukraine. Damit zeigt ein Selmer seine Solidarität mit dem Land, das sich seit über drei Monaten im Krieg mit Russland befindet. Das gefällt aber offenbar nicht allen.
„Das war ein Schock heute Morgen“, berichtet Ralph S, der seinen Namen nicht vollständig veröffentlich sehen möchte. Er habe gerade eine Runde mit seinem Hund gehen wollen, als ihm beim Blick zum Fenster neben der Haustür etwas seltsam vorkam. Als der Hausbesitzer die Tür öffnete, erblickte er die Schmiererei: Auf seiner Haustür und einem Teil der Fassade wurden mit schwarzer Farbe zwei große „Z“ gesprüht. Beim Gang zur Garage neben dem Haus zeigte sich dem 64-Jährigen ebenfalls dieser Buchstabe auf dem weißen Garagentor.

Auch auf der Garage neben dem Haus wurde eine Schmiererei hinterlassen. © Privat
„Das muss in den frühen Morgenstunden passiert sein“, glaubt der Selmer. Der oder die Täter mussten dafür durch das Tor des Vorgartens gegangen sein – oder sind direkt über den etwa hüfthohen Zaun gestiegen. Das „Z“ ist als Aufschrift seit Kriegsbeginn auf Fahrzeugen der russischen Truppen und wird von Befürwortern des russischen Angriffskrieges als Symbol der Solidarität genutzt.
Die Schmier-Aktion bezeichnet Ralph S. als „feige Handlung“, die völlig indiskutabel sei. Würden Kritiker seiner Positionen an seiner Tür klingeln und mit ihm in den Dialog treten wollen, wäre er dazu bereit. So aber tätigte S. am Morgen einen Anruf.
Ein Fall für den Staatsschutz
„Die Polizei war hier und die drei Polizisten haben eine Anzeige aufgenommen“, berichtet er. Die Beamten hätten sich überrascht gezeigt, dass so etwas in Selm vorkommt.
Polizeisprecherin Vera Howanietz kann bestätigen, dass der Behörde eine Anzeige aus der Fährenkampsiedlung vorliegt: „Es wurde Sachbeschädigung durch Graffiti angezeigt.“ Allerdings endet mit der Aufnahme der Anzeige bereits die Zuständigkeit der Kreispolizeibehörde in Unna. Weil der Verdacht einer politisch motivierten Straftat besteht, wird der Fall an den Staatsschutz in Dortmund übergeben. Solange dieser Vorfall der Behörde nicht übermittelt wurde, sind auch keine weiteren Auskünfte dazu möglich.
Für die Polizei in Unna war es nicht der erste Fall dieser Art in ihrer Zuständigkeit. Mindestens ein weiterer Vorgang, in dem eine „Z“-Schmiererei angezeigt wurde, war bei der Behörde in Bearbeitung, so Polizeisprecherin Howanietz.
„Z“-Symbol kann strafbar sein
Dabei kann diese Art Graffiti auch über den Tatbestand der Sachbeschädigung hinausgehen. Der stellvertretende NRW-Ministerpräsident Joachim Stamp forderte bereits Ende März: „Das ‚Z‘ als Symbol des Putinschen Faschismus sollte deutschlandweit verboten werden.“
Grundlage dafür kann ein bereits bestehendes Gesetz sein. Schon jetzt stellt der Paragraf 140 des Strafgesetzbuches das Billigen bestimmter Delikte unter Strafe. Darunter könnte auch die Befürwortung des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges in der Ukraine fallen, die durch ein „Z“ kundgetan wird. Im Falle einer Verurteilung würden für eine Tat wie in der Fährenkampsiedlung bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe drohen.
Solidarität bleibt
Ralph S. hofft nun, dass seine Versicherung für den Schaden an Haus und Garage aufkommt. Weil auch der Klinker beschädigt ist, könne die Entfernung durchaus teuer werden, vermutet er. „Ich lasse das aber alles erst einmal so wie es ist“, sagt er – damit die Selmerinnen und Selmer sehen können, zu was manche Menschen bereit sind.
Die Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine sollen ebenfalls am Haus hängen bleiben, kündigt Ralph S. an: „Ich lasse mich ganz bestimmt nicht einschüchtern.“
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
