Es war am 23. Februar dieses Jahres, als Nadine Stegemann eine Begegnung mit einem Tier hatte, das zumindest einem Wolf ähnlich war. In der Nähe der Füchtelner Mühle in Olfen sei es gewesen. Sie habe im Auto gesessen, als das Tier die Straße gequert habe und weitergelaufen sei. Sie konnte sogar noch ein Video machen. Fünf Tage später hatte auch ein Mann eine Begegnung mit einem wolfsähnlichen Tier. Ebenfalls in der Nähe der Füchtelner Mühle. Am 3. März wurde in der Nähe des Tierparks Eversum dann ein Reh gefunden, das gerissen worden war.
Mit allen drei Fällen beschäftigt sich seitdem das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) NRW. Wie ist hier nach knapp zwei Monaten der Stand der Untersuchungen? Handelt es sich bei den beiden Sichtungen und bei dem Tier, das das Reh gerissen hat, wirklich um Wölfe? Dazu sagt Birgit Kaiser de Garcia, stellvertretende Pressesprecherin, auf Anfrage am Dienstag (30. April): „Am Reh, das gerissen worden ist, sind Spuren genommen worden. Wenn die Proben gut genug sind und der Kadaver früh genug gefunden wurde, dann können an den Bissspuren noch Speichelreste von dem Tier nachgewiesen werden. Die werden auf Genetik untersucht, ob ein Wolf beteiligt war oder nicht.“ Diese Untersuchungen seien aber noch nicht abgeschlossen.
„Sehr viel Wolfsgeschehen“
Den Grund dafür nennt die Lanuv-Sprecherin gleich mit: „Wir hatten in den letzten Monaten sehr viel Wolfsgeschehen wegen der Jungtiere, also der jungen, erwachsenen Wölfe, die aus ihren Rudeln herausgetrieben werden, weil es im Mai/Juni in den Rudeln neuen Nachwuchs gibt. Die jungen, erwachsenen Wölfe suchen dann neuen Lebensraum. Deshalb haben wir relativ viele Beobachtungen oder auch Risse.“

Wie sieht es bei den Sichtungen des Bildmaterials, zum Beispiel dem Video von Nadine Stegemann aus? „Das schauen wir zunächst hier beim Lanuv an. Dann geht das zur Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf nach Sachsen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben einen Erfahrungsschatz, weil sie für ganz Deutschland solche Bilder begutachten. Da werden einzelne Körperteile vermessen. Da wird genau geguckt, ob das Foto zu den Angaben, die da gemacht werden, also Jahreszeit und Umgebung passt.“
Die Auswertungen gehen dann zurück zum Lanuv. „Diese Begutachtung warten wir ab. Wenn ein Wolf nachgewiesen ist, erscheint das dann auch auf der Liste der Nachweise.“ Diese Liste pflegt das Lanuv online unter https://www.wolf.nrw/wolf/de/nachweise.
Wolf bei Borken nachgewiesen
Das Lanuv bestätigte übrigens zum 23. April einen neuen Wolfsnachweis bei Borken. Dazu heißt es: „Das Ergebnis beruht auf den Untersuchungen des Senckenberg Forschungsinstituts in Gelnhausen. Durch einen Nutztierschaden konnte das Weibchen GW3650f am 5. März 2024 erstmals in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen werden. Das Tier stammt aus dem Rudel Hechtel-Eksel in Belgien und wurde im Juli 2023 erstmals in der Nähe von Oudsbergen bestätigt. Über den weiteren Verbleib dieses Individuums ist bislang nichts bekannt.“
Nun ist Borken etwas mehr als 50 Kilometer von Olfen entfernt. Nur 50 Kilometer muss man sagen, denn Wölfe können laut Birgit Kaiser de Garcia eine solche Strecke allein nachts zurücklegen. Wie wahrscheinlich ist dann, dass dieses Wolfsweibchen in Olfen auftauchen könnte oder gar bereits aufgetaucht ist? „Ausschließen kann man das auf gar keinen Fall“, sagt die Lanuv-Sprecherin. „Aber mit Sicherheit sagen kann man es auch nicht.“