Wolf angeblich in Selm gesichtet - das sagt ein Experte
Wolfssichtung
Eine Selmerin hat am Sonntag früh angeblich einen Wolf gesehen - auf der Straße kurz hinter der Kreuzung Cappenberger Damm / Werner Straße. „Das ist absolut möglich“, sagt ein Experte.

An dieser Stelle, 500 Meter hinter der Kreuzung Werner Straße und Cappenberger Damm, hat eine Autofahrerin am Sonntag früh angeblich einen Wolf gesehen. © Martina Niehaus
Es ist 4.30 Uhr, als die Selmerin das Tier sieht, das aus dem Wald an der Werner Straße kommt, rund 500 Meter hinter der Kreuzung am Cappenberger Damm. „Das Tier lief sehr langsam über die Fahrbahn, ich konnte es im Scheinwerferlicht gut sehen, und das war auf keinen Fall ein Hund“, schildert die Frau im Lokalkompass. Ihren Namen möchte sie dort nicht nennen. Das Tier, das sie gesehen hat, kann sie allerdings sehr genau beschreiben: „Das Fell an den Beinen war hell, wurde zum Rücken hin dunkler, der Wolf war groß und für meine Begriffe ziemlich mager“, schildert sie.
„Leider gibt es keine Bilder von der Sichtung“
„Es kann durchaus sein, dass die Frau einen Wolf gesehen hat. Die Sichtung ist leider nicht griffig genug, weil es keine Bilder gibt“, bedauert Berufsjäger und Wolfsberater Peter Markett. Der 50-Jährige hat seinen Dienstbezirk in der Davert, aber auch Cappenberg gehört dazu. „Es ist immer möglich, dass auch hier in der Gegend Wölfe auftauchen“, sagt er.
An der Stelle, an der das Tier gesehen wurde, gibt es mehrere kleine Höfe, die auch Schafe auf der Weide haben. „Auch Lämmer sind auf den Weiden. Oft folgt kurz nach einer Sichtung ein Riss. Das würde bestätigen, dass es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt hat“, sagt Markett.
Ein Elektrozaun kann Weidetiere schützen
Der Jäger möchte keine Panik machen - er rät den Herdenbesitzern aber, ihre Tiere mit einem Elektrozaun zu schützen. „Die Landwirte hier in der Gegend sind auf Wölfe nicht vorbereitet“, sagt er. „Aber es gibt spezielle Herdenschutz-Sets mit einer besonderen Höhe, die auch Wölfe nicht überspringen können. So lernt der Wolf erst gar nicht, dass Schafe eine leichte Beute sind.“

Ein Schäfer hütet, hinter einen speziellen Weidezaun zur Abwehr von Wölfen, mit seinem Hund Landschafe. © dpa
In ausgewiesenen Wolfsgebieten, wie in der Senne oder in Schermbeck, würden solche Sets sogar vom Land finanziert. Sollte hier in der Gegend ein Tier gerissen werden und eine DNA-Probe würde bestätigen, dass es sich bei dem „Täter“ um einen Wolf gehandelt hat, würde das Tier auch ersetzt werden.
Ein schützenswertes Tier - aber eben auch ein Räuber
Landwirt Heinrich Schulze Altcappenberg ist ebenfalls Jäger. „Wir haben noch nichts gehört und gesehen, aber das wäre schon ein Thema, wenn hier ein Wolf auftaucht“, sagt der 66-Jährige. So richtig begeistert von einem Wolf in der Gegend wäre er nicht. Für ihn geht es allerdings nicht vordergründig um die Weidetiere. „Der Wolf holt sich Kitze und Junghasen, die sind für ihn sprichwörtlich ein gefundenes Fressen. Ein Wolf ist nun mal ein Großräuber. Das macht mir schon Sorgen.“

Ein Europäischer Wolf (Canis lupus lupus) streift durch ein Gehege. © dpa
Schulze Altcappenberg betont aber, dass er den Wolf durchaus für schützenswert hält. „Ein Wolf ist ein wunderbares Tier, aber ich bezweifle, dass in unserer Gegend der passende Lebensraum da ist. Hier ist es für ihn eher eng.“
Wölfe haben eine natürliche Scheu vor Menschen
Wildmeister Peter Markett wartet erstmal - auf die nächste Sichtung, möglichst mit einem Foto. Und auch eine Gefahr für Spaziergänger sieht er nicht. „Der Wolf ist ein wildes Tier und hat eine natürliche Scheu vor Menschen. Da würde ich mir eher Sorgen machen, wenn ich einer Wildschweinbache begegne, die ihre Frischlinge beschützen möchte“, sagt er. „Da ist die Chance von Vorfällen viel größer.“
Und er empfiehlt Hundehaltern, ihre Tiere beim Spaziergang im Wald grundsätzlich angeleint zu lassen. Dabei denkt Markett nicht nur an den Wolf: „Gerade sind viele junge Hasen und Kitze geboren worden, die ungeschützt am Boden hocken. Hunde gehören unbedingt an die Leine!“