Thomas Orlowski im Interview
Warum sich die SPD in Selm neu aufstellt
Die Selmer SPD stellt sich neu auf – am Dienstagabend wird ein neuer Stadtverbands-Vorstand gewählt. Der Stadtverband ist die Dachorganisation der drei politisch aktiven Ortsvereine Selm, Bork und Cappenberg. Im vergangenen Jahr knirschte es in diesem Gremium und zwischen den Ortsvereinen kräftig, nun scheint man aber auf einem guten Weg zu sein. Wir stellten dem Selmer Ortsvereins-Chef Thomas Orlowski ein paar Fragen dazu.
Thomas Orlowski, Ortsvereinsvorsitzender der SPD Selm, im Interview: "Die anteilsmäßige Beteiligung einzelner Gruppen an Gremien und Ämtern ist uns sehr wichtig. Allerdings ist diese in der Vergangenheit zum Teil nicht eingehalten worden. Wir werden diese Proportionalität zukünftig beachten."
Kurz vor der Neuaufstellung blicken wir zurück: Warum hat sich der Vorstand des SPD-Stadtverbandes im vergangenen Jahr aufgelöst? Der Stadtverband hätte nach der Kommunalwahl 2014 neu gewählt werden müssen. Da es aber unterschiedliche Vorstellungen in Bezug auf einzelne Funktionen gab, haben wir uns entschlossen eine umfangreiche Umorganisation des Stadtverbandes vorzunehmen. Hierzu sind die Mitglieder der Ortsvereine Bork und Selm zunächst zurückgetreten, wobei der Vorstand bis zur Neuwahl geschäftsführend im Amt war, um die Handlungsfähigkeit des Stadtverbandes zu gewährleisten. Die Ziele waren den Stadtverband zu verkleinern sowie eine neue Satzung und Finanzordnung zu erstellen.
Welche Rolle spielte das Wahlergebnis, nach dem von einem großen Erfolg in Bork und einem weniger großen in den anderen Ortsteilen die Rede war? Welche Rolle spielten die unterschiedlichen Interessen in den verschiedenen Ortsverbänden? Die SPD stellt nach der Kommunalwahl 2014 wieder die stärkste Fraktion im Rat. Dazu haben sowohl die Direktmandate des Ortsvereins Selm, also auch das gute Wahlergebnis des Ortsvereines Bork beigetragen. Wie in jeder Partei wurden nach der Wahl die politische Ausrichtung und die Besetzung einzelner Gremien diskutiert. Bei einem solchen Prozess können nicht immer alle Interessen einzelner Mitglieder berücksichtigt werden.
Was hat dazu geführt, dass nach einiger Zeit offenbar harmonisch weiter gearbeitet werden konnte – zumindest zwischen den Ortsvereinen Selm und Bork und in der Fraktion? In allen Gremien der SPD Selm ist in der Vergangenheit harmonisch und zielorientiert gearbeitet worden. Dazu gehört auch ausdrücklich der Ortsverein Cappenberg. Leider war eine konstruktive Zusammenarbeit mit einer Einzelperson aus Cappenberg nicht möglich.
Wie wichtig ist denn eigentlich die gemeinsame Arbeit des Stadtverbandes, wie wichtig die Arbeit in den Ortsverbänden?
Unsere drei Ortsvereine informieren und diskutieren über Politik und gestalten dadurch in Selm die Kommunalpolitik im Wesentlichen mit. Dabei wird ein enger Kontakt zu den Mitgliedern und Menschen vor Ort gepflegt. Bürgernähe steht hier im Vordergrund. Die Ortsvereine bilden die Basis der SPD-Politik. Der Stadtverband hingegen koordiniert und führt die politische Arbeit der Selmer SPD. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die Kandidatenaufstellung bei den Kommunal- und Kreistagswahlen, die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Der Stadtverband fördert die solidarische Zusammenarbeit der Ortsvereine durch inhaltliche und organisatorische Maßnahmen.
Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Wahrung des Proporzes? Die anteilsmäßige Beteiligung einzelner Gruppen an Gremien und Ämtern ist uns sehr wichtig. Allerdings ist diese in der Vergangenheit zum Teil nicht eingehalten worden. Wir werden diese Proportionalität zukünftig beachten. Die Neuwahl des Stadtverbandes wird dabei ein erster Schritt sein.
Halten Sie die Konstellation der Ortsvereine in Selm – also Selm, Bork und Cappenberg – für zielführend oder wäre es einfacher, nur eine gemeinsame Organisation statt der Stadtteil-Vereine zu haben? Die Ortsvereine bilden unsere Basis. Unsere Mitglieder fühlen sich in ihren jeweiligen Ortsvereinen gut aufgehoben und arbeiten sehr engagiert. Zur Zeit wird über eine Zusammenlegung der Ortsvereine, wie in vielen anderen Städten, nicht gesprochen. Es gibt Argumente für und gegen einen großen Ortsverein, wobei dann ein Stadtverband nicht mehr notwendig wäre. Der Ortsverein Selm würde jedoch einen Zusammenschluss zu einem Ortsverein begrüßen.
Was glauben Sie, wie sich die Partei am Dienstag aufstellen wird? Die Wahlvorschläge sind in Zusammenarbeit mit den drei Ortsvereinen Cappenberg, Bork und Selm erstellt worden. Wir sind davon überzeugt, dass eine überaus gute Besetzung im Stadtverband erfolgen wird.