Jessica Nuth (48) ist neue Leiterin der Waldschule Cappenberg „Große Leidenschaft für die Arbeit“

Waldschule hat eine neue Leiterin: „Mein Herz hängt an der Waldschule“
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Wer mit der Waldschule Cappenberg in Kontakt tritt, trifft zwangsläufig auch auf Jessica Nuth. Seit dem 1. Mai 2018 ist sie Verwaltungskraft in der Einrichtung am Brauereiknapp. Seit dem 1. Januar dieses Jahres könnte es aber sein, dass die 48-Jährige nicht mehr zwangsläufig persönlich ans Telefon geht oder Besucherinnen und Besucher persönlich empfängt. Denn Nuth ist die neue Leiterin der Waldschule Cappenberg. Und damit kommen Aufgaben auf sie zu, mit denen sie bisher nicht so intensiv zu tun hatte. Jessica Nuth hat am 1. Januar die Nachfolge von Martina Schmidt von Boeselager angetreten. Die bisherige Waldschulleiterin ist in den Ruhestand gegangen. Nach 38 Jahren Waldschularbeit.

Ihre Nachfolgerin hat sich in einem Bewerbungsverfahren durchgesetzt. Jessica Nuth ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Lünen. Seit 2014 ist sie der Waldschule Cappenberg intensiv verbunden. „Ich habe damals meine Ausbildung zur Waldlehrerin absolviert, habe dann bis 2018 Kindergruppen und Schulklassen als ganz normale Waldlehrerin begleitet.“ Vor sieben Jahren dann ging die damalige Verwaltungskraft Karin Gerwins-Spitzer in den Ruhestand und Jessica Nuth bekam die Stelle. „Ich bin quasi vom Wald ins Büro gewechselt“, sagt sie und lacht.

„Haben extremen Wandel hingelegt“

Was bedeutet es, in einer Einrichtung zu arbeiten, die sich in den vergangenen Jahren von einer Umweltbildungseinrichtung in Cappenberg zu einem Regionalzentrum Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Kreis Unna mit zwei Standorten (Waldschule in Cappenberg und Haus Opherdicke in Unna) entwickelt und den großen Themen und Zielen für eine bessere Welt verschrieben hat? „Wir haben einen extremen Wandel hingelegt von reiner Wald- und Umweltpädagogik hin zum BNE-Regionalzentrum. Wir gehen nicht mehr nur mit Kindern in den Wald, sondern vermitteln Kompetenzen im Sinne des Nachhaltigkeitsgedanken“, so Nuth.

Dazu gehen die Waldlehrerinnen und -lehrer nicht mehr nur in den Wald, sondern auch direkt in Schulen und mittlerweile auch in Kitas. „Wir bieten BNE-Module, die sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen orientieren, mit verschiedenen Themen an.“ Sie vermitteln den Kindern dort zum Beispiel, wie eine Jeans produziert wird und dass lange Transportwege viel C02 produzieren, die es gilt einzusparen. Lebensnahe Beispiele für den Alltag, in dem Fall für das Konsumverhalten. Für eine bessere Welt eben. „Mein Verhalten hat Auswirkungen auf die Zukunft“, ist das Credo der Waldschule und ihres Teams.

Die Mitarbeitenden der Waldschule - hier Waldlehrerin Ilse Schabsky (l.) bei der Arbeit - haben eine neue Chefin. Jessica Nuth genießt den Rückhalt des Teams.
Die Mitarbeitenden der Waldschule - hier Waldlehrerin Ilse Schabsky (l.) bei der Arbeit - haben eine neue Chefin. Jessica Nuth genießt den Rückhalt des Teams. © Jura Weitzel (Archiv)

Was Jessica Nuth über die Arbeit der Waldschule erzählt, hat Hand und Fuß und zeugt von Kompetenz. Wie hat sie sich die angeeignet? „Auch wenn ich in der Verwaltung und als Assistentin der Geschäftsleitung gearbeitet habe, war ich immer interessiert und eigentlich mehr als nur in der Verwaltung tätig. Mein Herz hängt an der Waldschule seit dem ersten Tag. Ich habe immer versucht, mich fortzubilden und zu qualifizieren, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Man darf den Anschluss nicht verlieren. Ich habe das gemacht, weil es mir einfach Spaß gemacht hat.“

Die Entwicklung neuer Bildungsangebote wie die BNE-Module für Schulen habe sie am Rande immer begleitet und auch mal selbst zusammengestellt. „Da kriegt man auf jeden Fall was mit, auch wenn man das nicht selber erstellt.“ Und da sei auch das ganze Team, das sich regelmäßig trifft und sich thematisch austauscht und durch die gemeinsame Arbeit sehr verbunden ist.

Am Puls der Zeit

Vom Wald ins Büro - und jetzt ist sie Chefin. Was hat sie sicher gemacht, dass das der nächste und richtige Schritt sein würde? „Ich habe mir die Entscheidung nicht einfach gemacht“, sagt die 48-Jährige. „Es sind große Herausforderungen, die wir in Zukunft haben werden. Wir wollen das Thema Nachhaltigkeit weiter in den Kreis Unna tragen.“ Sie habe sich die Frage gestellt, ob die neuen Aufgaben, die auf sie zukommen würden, wenn sie die Leitungsstelle bekäme, das Richtige für sie sein würden.

„Das, was ich bisher gemacht habe, Verwaltung und Assistenz plus quasi die gute Fee für alles, wie ich es nennen würde, ist das, was ich wirklich gern gemacht habe. Aber da ich immer am Puls der Zeit war, weil Martina Schmidt von Boeselager mit mir im Büro saß und wir im Austausch standen, habe ich letztendlich die Prozesse über die Jahre auch mitentwickelt und mitgestaltet. Also habe ich mir gesagt, dass ich das gern weiterführen möchte.“ Mit ihrer Familie habe sie das auch besprochen und sie stehe hinter ihr. „Außerdem haben wir ein super Team. Allein schafft man das nicht. Es ist wichtig, das Team an Prozessen zu beteiligen und deren Meinungen zu hören.“

Die Waldlehrerinnen und -lehrer nicht mehr nur in den Wald, sondern auch direkt in Schulen und mittlerweile auch in Kitas (Archivbild).
Die Waldlehrerinnen und -lehrer nicht mehr nur in den Wald, sondern auch direkt in Schulen und mittlerweile auch in Kitas (Archivbild). © Asermann

Zur bisherigen Arbeit von Jessica Nuth kommt jetzt auch Netzwerkarbeit hinzu: Teilnahme an BNE-Konferenzen sind zum Beispiel neu für sie. Und das zu einem Zeitpunkt, wo die Verwaltungsstelle, die Jessica Nuth bisher innehatte, noch nicht wieder besetzt ist. „Das soll zur Jahresmitte geschehen. Noch mache ich diese Arbeit zusätzlich, habe aber Unterstützung aus dem Team.“

Jessica Nuth hat eine 35-Stunden-Stelle, und zwar unbefristet. Sie habe angesichts der Stundenzahl eine Prioritätenliste, „die ich strukturiert abarbeiten werde“. Sie könne sich auf das Team aus 20 Waldlehrerinnen und -lehrern verlassen. Und Martina Schmidt von Boeselager sei auch ab und zu in der Waldschule. „Ich bin also nicht allein. Das gibt mir eine gewisse Sicherheit.“

Als neue Waldschulleiterin muss man gewisse Qualitäten haben. Welches sind die Tugenden, die Jessica Nuth mitbringt? „Ich habe eine große Leidenschaft für die Arbeit hier. Ohne für diese Institution zu brennen, würde es nicht funktionieren.“ Arbeit, Fleiß, Engagement und offen zu sein für Neues gehören auch dazu. Und sie verfüge über den Optimismus, dass das, was die Waldschule vorhat, auch gelingt.