Vorsicht beim Pilzesammeln in Selm und Umgebung Experte rät: „Alle Möglichkeiten nutzen“

Vorsicht beim Pilzesammeln: Experte rät: „Alle Möglichkeiten nutzen“
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Bedingt durch die ungewohnt häufigen und ergiebigen Regenfälle in den letzten Wochen beginnt die Pilzsaison in diesem Jahr bereits früher als in den vergangenen Jahren. Daher sind die Wälder in Selm und Umgebung in diesem Jahr jetzt ein besonderes Paradies für Pilzsammler und -sammlerinnen. In Naturschutzgebieten wie dem Cappenberger Wald ist das Pilzesammeln grundsätzlich untersagt.

Doch wenn man nicht aufpasst, kann man schnell den falschen Pilz pflücken und das hat Folgen. Von den tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen in Mitteleuropa gehen die meisten auf den Knollenblätterpilz zurück. Dieser wird von unerfahrenen Sammlern nicht selten mit dem Champignon verwechselt und verursacht potenziell lebensgefährliche Pilzvergiftungen. Jochen Beier, Pilzexperte aus Dortmund und tätig für die VHS Lünen und die Waldschule Cappenberg, bietet regelmäßig Pilzwanderungen in Cappenberg an. „Hauptsächlich kommt es hier zu Verwechslungen mit dem weißen Knollenblätterpilz“, weiß Jochen Beier.

Nadja Frotscher, Pilzcoach, begutachtet in einem Waldstück nahe eines Wanderwegs ein "Frauen-Täubling".
Nadja Frotscher, Pilzcoach, begutachtet in einem Waldstück nahe eines Wanderwegs ein „Frauen-Täubling“. © picture alliance/dpa

Gefährlicher Doppelgänger

Auch bei der weit verbreiteten Familie der Täublinge sei es durchaus sinnvoll, sich genau zu informieren, welche Art nun wirklich im Korb liege. „Da gibt es essbare Sorten, aber auch ungenießbare Sorten. Da kommt es aber nicht zu einem tödlichen Verlauf, sondern zu Darmbeschwerden wie Durchfall oder Erbrechen“, weiß der Pilzfachmann.

Auch ein beliebter Speisepilz, das sogenannte Stockschwämmchen, das auf Holzstümpfen wächst, hat einen giftigen Doppelgänger. „Das kann höllisch ähnlich sein. Um diese Pilze zu unterscheiden, müsste man an ihnen riechen. Der giftige Pilz hat einen gurken- oder mehlartigen Geruch“, erläutert Jochen Beier. Wer noch kein Seminar bei ihm besucht hat („eigentlich reicht eine Führung auch noch nicht“, gibt er zu), dem empfiehlt der Dortmunder vor dem Gang in den Wald eine intensive Vorbereitung. „Alle Möglichkeiten nutzen“, dazu zählt er vor allem Fachbücher, aber auch manche Internetseiten zu dem Thema. Wenn man ein Buch abends mal der Reihe nach durchblättere, sei das hilfreich, weil die Pilze in der Regel nach Verwandtschaftsgraden sortiert sind und so potenzielle Verwechslungen leichter im Gedächtnis bleiben.

Interesse an Wanderungen

Der Zulauf bei den regelmäßigen Pilzwanderungen und das Interesse ist aus Jochen Beiers Sicht nach wie vor groß. „Da sind auch viele junge Leute dabei, was mich sehr freut“, erzählt der Pilzfachmann. Ein Teilnehmer sei sogar jährlich immer wieder dabei gewesen, weil er sich weiterbilden wollte. Eine Regel, die Jochen Beier stets beherzigt, dürfte aber für alle gelten, ganz gleich, wie tief sie auch in die Mykologie (Wissenschaft der Pilze) eingestiegen sind: „Wenn man irgendwie zweifelt, den Pilz nicht verzehren und lieber verzichten.“

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