Da engagiert sich seit Wochen und Monaten eine aktive Bürgerinitiative für eine Umgehungsstraße in Verlängerung des Zeche-Herrmannswall – um die innerstädtische Verkehrsbelastung im punkto Lärm und Sicherheit zu verbessern, und unsere Verwaltung reagiert mit lapidaren Fragen – dass eine Verringerung von Belastungen für die Menschen „eine freiwillige Leistung ist“, die nach Möglichkeit nichts kosten soll… und es wäre ja unklar „was für eine Art von Verkehrszählung erforderlich ist“.
Es wurde von verschiedenen Seiten bereits darauf hingewiesen, dass zur Klärung des Bedarfs für eine Umgehungsstraße die Ermittlung des Durchgangsverkehrs in alle Richtungen erforderlich ist! Im Gegensatz dazu wird gleichzeitig der Ziel- und Quellverkehr ermittelt, das sind die Verkehrsströme die unmittelbar in der Stadt enden, oder von der Stadt ausgehen.
Verkehrsvolumen deutlich erhöht
Die letzte große Verkehrszählung gab es meiner Meinung nach im Rahmen des Generalverkehrsplans für die Stadt Selm in den Jahren 1989/1990 vom Büro Harloff Hensel und Partner. In der seinerzeit keine hohen Durchgangsverkehre festgestellt wurden. Dafür aber die Notwendigkeit der „Buddenberg- Entlastungsstraße“ – und die Notwendigkeit eine Fahrradstraße für den Schülerverkehr – die auch 20 bis 25 Jahre später hergestellt wurden.
Inzwischen hat sich für jeden erfahrbar, das Verkehrsvolumen auf den Hauptstraßen erheblich erhöht, und damit auch die Belastungen durch Lärm und die Sicherheitsprobleme für Fußgänger, Radfahrer und den Individualverkehr. Pauschal geht man von einer einprozentigen Zunahme im Jahr aus - das wären dann 34 Prozent Zunahme auf den Straßen.
„Ohne großes Theater“
Für die Kreisstraße wäre das zum Beispiel eine absolute Steigerung von rund 14.500 (1989) Fahrzeugen am Tag auf rund 19.430 im Jahr 2023. Bei der Ermittlung des Durchgangsverkehrs werden die Nummernschilder aller Autofahrer an den Ein – und Ausfahrtstraßen erhoben – und mit Hilfe von EDV-Programmen dann die Verkehrsströme ermittelt.
Dazu waren in den Jahren 89/90 etwa 25 Studenten der Abteilung Raumplanung Universität Dortmund von 6 bis 20 Uhr mit Erfassungslisten im Einsatz, wobei stichprobenartig mit Hilfe der Polizei auch Befragungen über Start- und Zielorte durchgeführt wurden. Klappte alles ganz wunderbar, ohne großes Theater.
Sicherheitsrisiko für Bürger
Schade, dass sich in der Stadtverwaltung keiner mehr daran erinnert bzw. entsprechend recherchiert hat, denn der Generalverkehrsplan (GVP) müsste ja noch in den Archiven schlummern.
Zu Bedenken ist auch, wie bereits auch im GVP enthalten – nicht nur nackte Zahlen zählen, denn es wurde auch die Auswirkungen auf städtebauliche Qualitäten untersucht, wie die Aufenthaltsqualität und der Wirkung auf Einzelhandelsströme, sowie Versorgungsaspekte verschiedener Art. Wie gesagt die Grundlagen schlummern womöglich in den städtischen Archiven.
Mit der Definition einer klaren Zielsetzung und der Beratung durch entsprechende Fachplanungsbüros lassen sich alle „inkompetenten Fragen“ der Ratssitzung kurzfristig klären, und auch qualifizierte Angebote für die Kosten einholen. Wobei meiner Meinung nach die Verringerung von Verkehrsbelastungen durch Lärm- und das Sicherheitsrisiko für die Bürger, der Stadt schon ein paar Euro wert seinen sollte.
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