Umbau der Burg Botzlar in Selm zum Bürgerzentrum „Wir wollten nicht alles umkrempeln“

Umbau der Burg Botzlar zum Bürgerzentrum: „Wollten nicht alles umkrempeln“
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Noch führt der Weg zur Burg Botzlar in Selm durch eine Baustelle. Am 10. Mai soll auch das Geschichte sein. Dann wird die Burg Botzlar als Bürgerzentrum offiziell eingeweiht. Damit geht dann eine lange Geschichte des Umbaus zu Ende.

Georg Hillmeister, Leiter des Fachbereichs Hochbau und Gebäudemanagement, erinnert sich an die Anfänge: „Die Schenkung der Burg ist im Rahmen des Stadtfestes 2012 durch die Spende der Familie Rethmann erfolgt. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Bürgerstiftung.“ Die Planungen mit Architektenwettbewerb hätten 2015 begonnen. Die Baumaßnahmen haben 2022 angefangen.

Wobei zwischenzeitlich der Architekt gewechselt hat, weil die Ursprungsplanungen weder der Stadtverwaltung, noch der Politik gefallen hatten. Ursprünglich sollte die Burg 2020 wieder öffnen.

Welche Probleme gab es eigentlich beim Umbau? „Es ist klar, dass im Vorfeld des Bauens im Bestand nicht alle Eventualitäten einkalkuliert werden können“, sagt Evelyn Scheuermann, Hochbau-Projektleiterin. Ein großer Punkt sei die Gebäudestabilisierung gewesen. „Die Burg hatte an einer Seite Setzungsrisse bekommen.“ Sie sei vom Fundament her stabilisiert worden.

Nun ist die Burg ja Jahrhunderte alt. Wie ist die Zusammenarbeit zwischen Denkmalschutz und Stadtverwaltung gelaufen? „Es hat eine enge Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz in Münster gegeben, sowohl für die Burg an sich, als auch bei den Außenanlagen“, erklärt die Projektleiterin. Es habe Abstimmungsgespräche darüber gegeben, was verändert werden darf und was nicht.

„Wir hatten das Interesse daran, dass der Charakter der Burg wiederhergestellt wird und es eine Modernisierung sein soll. Wir wollten nicht alles umkrempeln. Wir haben auch versucht, Bestandsmaterialien weiterzuverwenden.“ „Wir haben die Türen behalten und die Fenster sind nicht neu, sondern saniert worden“, ergänzt Georg Hillmeister. Die einzige optische Veränderung sei das Fluchttreppenhaus an der hinteren Außenwand. „Das war eine Auflage wegen des Brandschutzes.“

Neu ist auch der Aufzug. Der vom Keller bis unters Dach fährt und die Burg komplett barrierefrei macht. Er habe in den Freiraum zwischen den Treppen eingepasst werden müssen, führt Hillmeister aus. „Es ist ein platzsparendes Modell, damit wir nicht anbauen mussten“, ergänzt Evelyn Scheuermann.

Projektleiterin Evelyn Scheuermann an der Eingangstür zur Burg Botzlar. Sie weist darauf hin, dass die Tür nicht neu ist, sondern saniert wurde.
Projektleiterin Evelyn Scheuermann an der Eingangstür zur Burg Botzlar. Sie weist darauf hin, dass die Tür nicht neu ist, sondern saniert wurde. © Arndt Brede

Eines der Prunkstücke der Burg Botzlar ist der Ratssaal in der ersten Etage. Er ist - im Gegensatz zum Zustand vor dem Umbau der Burg - hell. Neue Tische und Stühle, eine kleine Theke, eine Küche, neue Medientechnik, Akustikdecke: Konferenzen, andere Veranstaltungen, politische Sitzungen sind möglich. „Eigentlich ist hier alles neu gemacht worden“, berichtet Georg Hillmeister. Geblieben seien die Eichenbalken unter der Decke, die allerdings keine tragende Rolle haben, sondern einen dekorativen Zweck erfüllen. Neuer Anstrich, Parkettboden - alles macht den Raum heller und freundlicher.

Die zweite Etage wird jetzt ganz anders genutzt als früher. Die Hausmeisterwohnung existiert nicht mehr. Der Heimatverein Selm hat sein Büro dort, es gibt zwei Räume, die auch schon von der Volkshochschule und der Musikschule genutzt werden. Dort war früher die alte Lüftungsanlage eingebaut.

Richtig urig wird es im Keller mit den Gewölben. Eine kleine Küche bietet die Voraussetzung für private Feiern. Der Raum davor ist größer geworden. Alles ist luftiger geworden. „Es gibt jetzt zwei Zugänge zum Gewölbekeller mit Glastüren“, erläutert Georg Hillmeister.

Der Hausherr der Burg ist Benedikt Sträter, Leiter des städtischen Fortbildungs-, Kultur- und Sportbetriebs. Anfragen von potenziellen Nutzerinnen und Nutzern habe es schon reichlich gegeben. Die Burg ist vielseitig nutzbar. Wie zum Beispiel das Foyer. „Das Foyer mit dem kleinen Tresen eignet sich wunderbar für einen Empfang, für Gesellschaften, bevor sie hier die Räume nutzen.“ Wobei es im Erdgeschoss einen großen Raum gibt, der mit einer Trennwand so verwandelt werden kann, dass zwei Räume nutzbar sind. „Es haben hier schon standesamtliche Trauungen stattgefunden.“

Unterm Dach gibt es jetzt keine Hausmeisterwohnung mehr. Zwei Räume gibt es nun, die unter anderem von der VHS und der Musikschule genutzt werden. Der Heimatverein hat ein eigenes Büro.
Unterm Dach gibt es jetzt keine Hausmeisterwohnung mehr. Zwei Räume gibt es nun, die unter anderem von der VHS und der Musikschule genutzt werden. Der Heimatverein hat ein eigenes Büro. © Arndt Brede