
Das Gymnasium Selm soll für ukrainische Schüler auch Lebensort sein. © Arndt Brede (Archiv)
Ukrainische Schüler: Ein Ankommen, das sich wohl gut anfühlen wird
Meinung
An allen Schulen im Kreis Unna werden die ukrainischen Kinder nach dem Go-In-Prinzip aufgenommen. Das Selmer Gymnasium möchte außerdem Lebensort sein. Ein Konzept, das rund erscheint.
Keine Situation der Zuwanderung nach Deutschland lässt sich mit einer anderen vergleichen. Nicht die Situation der Gastarbeiter, die in den 50er- und 60er-Jahren nach Deutschland kamen, mit der der Balkanflüchtlinge in den 90ern und auch nicht mit der der Flüchtlinge 2015.
Jede Situation ist für sich zu sehen und auf ihre Weise speziell. Doch habe ich den Eindruck, dass wir Deutschen, und vor allem die Entscheidungsträger, in Sachen Willkommenskultur mit den Jahrzehnten immer mehr dazu gelernt haben.
Sprache und Wohlfühlen
In den 1965 gab es bezüglich der Gastarbeiter-Kinder einen Beschluss des Kultusministeriums, ihnen in den ersten beiden Volksschuljahren keinen Sprachunterricht zukommen zu lassen. In diesem Alter lernten sie schnell, so die Begründung. Natürlich war man auch der Meinung, dass sie nicht lange bleiben würden.
Auch viele der Ukrainer planen, nicht lange zu bleiben. Nicht länger, als unbedingt nötig. Trotzdem ist es selbstverständlich, dass sie zusätzlich zu dem Go-In-Prinzip, also Teil einer deutschsprachigen Klasse zu sein, auch Sprachunterricht bekommen. Wenn wie im Gymnasium Selm auch noch der psychischen Komponente Rechnung getragen wird - Schüler helfen sich gegenseitig und vermitteln so Geborgenheit, die Schule wird durch viele Nachmittagsangebote zum Lebensort -, dann fühlt sich das Hier-Sein wahrscheinlich erträglich an.
In und um Stuttgart aufgewachsen, in Mittelhessen Studienjahre verbracht und schließlich im Ruhrgebiet gestrandet treibt Kristina Gerstenmaier vor allem eine ausgeprägte Neugier. Im Lokalen wird die am besten befriedigt, findet sie.
