Totenköpfe und Geister statt Mehl Uralte Mühle wird an Halloween zum Grusel-Schauplatz

Halloween in Frankreich: Uralte Mühle wird zum Grusel-Schauplatz
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Schaurige Musik durchdringt die Mühle von Walincourt-Selvigny (Partnerstadt von Selm). Darauf folgen ein lautes Ächzen und ein elektrisierendes Geräusch, das bis in das oberste von vier Stockwerken hallt. Es ist neblig in dem kleinen runden Bauwerk, an den Wänden hängen Spinnweben und unzählige Totenköpfe starren von den dicken Steinmauern aus Nischen und vom Boden ins Leere. Mehr als eine Woche hat ein vierköpfiges Team gebraucht, damit die Mühle im Norden Frankreichs seine Besucher in Angst und Schrecken versetzt. Dort, wo sonst Mehl gemahlen wird, soll sich an Halloween nämlich ordentlich gegruselt werden.

Einen Tag vor dem 31. Oktober ist endlich alles fertig dekoriert, erklärt Christine Wayemberge ein wenig erschöpft. Ihre Hände schimmern noch leicht blutrot von den Vorbereitungen. Vor zwei Jahren hat alles angefangen mit der Grusel-Mühle. Die Idee dazu entstand gemeinsam mit Jérôme Mely, dem Bürgermeister von Walincourt-Selvigny. „Er arbeitet in der Unterhaltungsbranche und hat uns ermutigt, die Mühle für Halloween zu schmücken“, so Wayemberge.

Einige der gruseligen Puppen und Halloween-Utensilien hat das Deko-Team selbst gekauft. Andere Dinge stammen aus einem alten Fundus und wieder andere Artikel hat der Bürgermeister gestellt. Der elektrische Stuhl, welcher direkt hinter dem roten Vorhang am Eingang auf die Besucher wartet, wurde in diesem Jahr selbst gebaut. Wer sich auf die Holz-Konstruktion setzt, an dem Schnallen für die Arme und den Oberkörper befestigt sind, bekommt von oben einen Stromdeckel aufgesetzt. Wenn dann ein kleiner Schalter umgelegt wird, ertönen elektrisierende Geräusche und grelle Lichter in dem kleinen Raum.

Gleich im Erdgeschoss wartet der elektrische Stuhl auf die Besucher.
Gleich im Erdgeschoss wartet der elektrische Stuhl auf die Besucher. © Leonie Freynhofer

Durch einen schmalen dunklen Gang geht es hinab in den Keller, wo es sich eine riesige Spinne, umgeben von ihrem Netz, gemütlich gemacht hat. An der Wand lehnt eine in Tüchern gehüllte Mumie, die ebenfalls von vielen kleinen Spinnen übersäht ist. Aus einem Lautsprecher dröhnen gruselige Töne, die durch die Enge des Raumes noch intensiver werden.

Schmale Holzstiege führen in den ersten Stock. Auch dort wird es nicht weniger schaurig. Eine Szene wie aus einem Horrorfilm hat das Dekorationsteam hier nachgestellt. Ein Bett mit einer kleinen Puppe und unzähligen medizinischen Utensilien sieht täuschend echt aus. Die Fenster der Mühle hat das Deko-Team abgehängt, damit es noch dunkler in dem steinernen Turm erscheint.

Im obersten Stockwerk sitzt eine Totenkopf-Königin auf ihrem Thron.
Im obersten Stockwerk sitzt eine Totenkopf-Königin auf ihrem Thron. © Leonie Freynhofer

Ganz oben unter dem Dach der Mühle wird es dann mörderisch. Während in einer Ecke ein Holzsarg mit einem Skelett aufgebaut wurde, thront mitten im Raum eine Totenkopf-Königin, umgeben von Spinnen, Kerzen und Glupschaugen im Glas. Gleich daneben ist bereits ein Klavier aufgebaut. An Halloween wird hier nämlich ein Pianist vor Ort sein und schaurig-schöne Lieder spielen. Auf jeder Etage soll es solche Animationen geben, um die Leute zu erschrecken.

Auch draußen wurde die Mühle gruselig geschmückt.
Auch draußen wurde die Mühle gruselig geschmückt. © Leonie Freynhofer

Auch draußen an der Mühle haben Wayemberge und ihre Helfer fleißig dekoriert. Rund um den Steinturm stecken unzählige Kreuze mit Namen wie Frankenstein, Adams Family und Lord Voldemort in der Wiese. Vor dem Eingang der Mühle ist außerdem ein Pranger aufgestellt, und an einem der mit weißen Stofffetzen bespannten Flügel gleitet ein schwarzer Geist durch den Wind.

Auf der Wiese vor dem Steinturm sind scheinbar viele Menschen begraben worden.
Auf der Wiese vor dem Steinturm sind scheinbar viele Menschen begraben worden. © Leonie Freynhofer

Während des Ersten Weltkrieges wurde die Mühle zu einem Beobachtungsturm. 1916 zerstörten die deutschen Alliierten die Mühle. Fast 70 Jahre später entschied sich der Arzt Joel Blondiaux, den maroden Bau zu restaurieren. Drei Jahre später wurde die Mühle von der Gemeinde erworben. Gleichzeitig hat sich ein Verein für die Mühle („L´Association des Amis du vieux moulin“) gegründet.

1998 hatte man den Turm und das Dach vollständig restauriert. Vier Jahre später folgte die Montage der Flügel. Im September 2002 gab es die offizielle Eröffnung. Noch heute kann in der Mühle Mehl gemahlen werden. Einen offiziellen Müller gibt es aber nicht mehr. Vor der Zerstörung durch die Deutschen im Ersten Weltkrieg hatte Arthur Brunet diesen Posten inne. Auf ihn geht der Name der Mühle zurück.

So sah die Mühle in Walincourt-Selvigny vor der Restaurierung aus.
So sah die Mühle in Walincourt-Selvigny vor der Restaurierung aus. © privat

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