Thomas Isermann (56) ist Feuerwehrmann durch und durch Leiter der Selmer Feuerwehr tritt ab

Thomas Isermann ist Feuerwehrmann durch und durch: Feuerwehr-Chef tritt ab
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Im Gespräch der Redaktion ging es um den Menschen Thomas Isermann. Der amtierende Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Selm setzt aber vorab ganz eigene Akzente. Und das ist nicht verwunderlich: „Vorweg ist es mir wichtig zu erwähnen, dass der Leiter einer Feuerwehr auf seine Kameradinnen und Kameraden angewiesen ist. Dazu gehören seine Stellvertreter, die Einheitsführer, die Jugendwarte und Betreuer, die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Atemschutzgerätewarte und Gerätewarte, die vielen Kameradinnen und Kameraden, die im Verborgenen Arbeiten übernehmen, die für die Arbeit der Feuerwehr unerlässlich sind.“

Er ist eben ein Teamplayer. Aber einer, der Verantwortung übernimmt und trägt. Ein Gespräch mit einem Feuerwehrmann durch und durch.

Ihr Ehrenbeamtenverhältnis endet am 30. Juni dieses Jahres. Gab es die Möglichkeit der Verlängerung?

Ja, es gab die Möglichkeit, um weitere sechs Jahre zu verlängern.

Warum haben Sie nicht verlängert?

Ich habe zwölf Jahre die Geschicke der Feuerwehr Selm geleitet, und es ist an der Zeit, die Führung in andere Hände zu übergeben. Die Leitung einer Feuerwehr ist eine sehr zeit- und arbeitsintensive Aufgabe, die ich immer gerne ausgeführt habe. Aber nach so langer Zeit möchte ich das verantwortungsvolle Amt an meinen Stellvertreter abgeben.

Wenn Sie auf die zwölf Jahre an der Spitze der Feuerwehr zurückblicken – mit welchen Gefühlen endet Ihr Ehrenbeamtenverhältnis?

Nach zwölf Jahren als Leiter der Feuerwehr bin ich froh, die Verantwortung an meinen Nachfolger weiterzugeben. In dieser Zeit habe ich viele Menschen kennengelernt, die ich ohne diese Funktion nicht kennengelernt hätte. Ich hatte die Möglichkeit, in politischen Gremien die Belange der Feuerwehr zu vertreten und die Anforderungen, die an eine freiwillige Feuerwehr heute gestellt werden, mitzugestalten. Aber der wichtigste Punkt ist, ich habe Kameradinnen und Kameraden der anderen Löschzüge und Löschgruppen kennengelernt und wertgeschätzt. Für mich war die Kameradschaft ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Leiters der Feuerwehr. Man versucht, allen Kameradinnen und Kameraden gerecht zu werden, was aber leider nicht immer gelingt. Deshalb gehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

Eine Feuerwehr zu leiten, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Was war Ihnen in Ihrer Funktion besonders wichtig?

In meiner Amtszeit lag mir besonders am Herzen, im Sinne meiner Kameradinnen und Kameraden zu handeln. Eine gute und zukunftsorientierte Feuerwehr zu gestalten, um die Sicherheit in Selm zu gewährleisten. Dabei ist mir die Zusammenarbeit innerhalb der Feuerwehr, mit der Verwaltung und mit der Politik wichtig gewesen. Ebenso waren mir die kreisübergreifenden Kooperationen mit den anderen Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen wichtig.

Haben sich die Rahmenbedingungen für die Freiwillige Feuerwehr Selm und damit auch für Sie als Leiter in den vergangenen Jahren verändert?

Ja, die Rahmenbedingungen haben sich stark verändert. Die Verwaltungstätigkeit hat in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Wir haben vor Jahren eine Feuerwehrverwaltungssoftware eingeführt. Diese muss natürlich gepflegt werden, um die benötigten Informationen daraus zu gewinnen. Auch hier mein Dank an die Kameradinnen und Kameraden, die sich auch dieser neuen Aufgabe gestellt haben. In den letzten Jahren haben die Unwetterereignisse stark zugenommen. Wir haben darauf mit einem Funkraum und einem Führungsraum für Flächenlagen reagiert. In den letzten zwölf Jahren wurde der Fahrzeugpark der Feuerwehr stark verjüngt. Das Ausschreibungsverfahren hat sich in den letzten Jahren auch stark verändert. Wir haben die Ausschreibungen eng mit den Einheiten und der Verwaltung durchgeführt. Eine wichtige Aufgabe ist auch die Ausbildung der Kameradinnen und Kameraden. Ich nenne zum Beispiel die Heißausbildung der Atemschutzgeräteträger oder die verschiedenen Fachlehrgänge, die auf Stadtebene durchgeführt werden.

Es ist sicher nicht einfach, eine Feuerwehr zu leiten, deren Mitglieder ehrenamtlich tätig sind. Da müssen Familienangehörige und Unternehmen, bei denen die Feuerwehrleute beschäftigt sind, mitspielen. Hat das immer reibungslos funktioniert?

Sie haben Recht. Für die Familien der Kameradinnen und Kameraden ist es nicht immer leicht. Der Alarm geht und die Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann ist weg und der Alltag ist unterbrochen. Die Kameradinnen und Kameraden opfern viel Zeit, um den Menschen zu helfen und sich weiterzubilden. Ich bin froh, dass viele Unternehmen das ehrenamtliche Engagement unterstützen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Einsätze und Lehrgänge freistellen. Rechtlich gibt es dort zwar Vorgaben, aber es ist trotzdem nicht selbstverständlich, die Feuerwehr so zu unterstützen.

Welche waren die größten Einsätze in Ihrer Amtszeit als Leiter?

Einsätze, die im Gedächtnis bleiben, sind beispielsweise der Brand bei der Landfleischerei Brüning und der Busunfall auf der Netteberger Straße. Der Brand Silvester auf der Buchenwaldstraße war auch ein außergewöhnlicher Einsatz.

Die Bekämpfung des Brands der Landfleischerei Brüning im November 2019 gehört zu den größten Einsätzen der Freiwilligen Feuerwehr in der Amtszeit von Thomas Isermann.
Die Bekämpfung des Brands der Landfleischerei Brüning im November 2019 gehört zu den größten Einsätzen der Freiwilligen Feuerwehr in der Amtszeit von Thomas Isermann. © Sylvia vom Hofe (Archiv)

Als Mann mit großer Erfahrung im Feuerwehrwesen können Sie sicher die Frage beantworten, wie sich die Freiwillige Feuerwehr Selm entwickeln muss, um die Aufgaben der Zukunft zu meistern.

Für die Zukunft gilt es, eine Umstrukturierung in der Wartung und Dokumentation der Geräte zu entwickeln. Mit der Schaffung einer hauptamtlichen Gerätewartstelle ist ein Einstieg gemacht worden. Man erkennt jetzt schon deutlich, dass der Stundenansatz für den hauptamtlichen Gerätewart nicht ausreicht. Die ehrenamtlichen Gerätewarte können die Mehrarbeit nicht auffangen, und hier muss nachgesteuert werden. Mit den zuständigen Fachämtern bei der Stadt haben wir schon dieses Thema angesprochen.

Welches waren die größten Herausforderungen und welche werden es in Zukunft sein?

Große Herausforderungen waren, die Brandschutzbedarfspläne zu erstellen und fortzuschreiben und die Beschaffungen der neuen Feuerwehrfahrzeuge. Der Erhalt der Löschgruppe Hassel und die Vorplanungen der Umbauarbeiten der Gerätehäuser waren anspruchsvolle Aufgaben in meiner Amtszeit.

Bleiben Sie weiter Feuerwehrmann oder wechseln Sie in die Ehrenabteilung?

Ich bleibe natürlich weiterhin aktiver Feuerwehrmann. Erst wenn ich das entsprechende Alter erreicht habe, werde ich in die Ehrenabteilung wechseln. Bis dahin bin ich gerne aktiver Feuerwehrmann.

Seit wie vielen Jahren sind Sie Feuerwehrmann und warum sind Sie es einst geworden?

Mit 17 Jahren bin ich in die Feuerwehr eingetreten. Das bedeutet, seit 39 Jahren bin ich nun schon aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr in Selm. Mein Vater und mein Großvater waren auch schon in der Feuerwehr Selm, und es war für mich eine Selbstverständlichkeit, der Feuerwehr beizutreten und den Menschen in Not zu helfen. Ich freue mich, dass mein Sohn diese Tradition fortführt.

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