Die Generalsanierung der Stiftskirche in Cappenberg hat im Sommer begonnen. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass zum Jubiläumsjahr alles fertig ist. Aber der Zeitplan ist straff.

Cappenberg

, 28.10.2020, 10:15 Uhr / Lesedauer: 3 min

Eigentlich kennt Alfons Rinschede die Stiftskirche in Cappenberg als Mitglied des Kirchenvorstandes ziemlich genau. Aber als er in der vergangenen Woche durch die große Holztür tritt, muss er sich erst mal staunend umschauen. „Ich erkenne meine Kirche nicht wieder. Das ist ein total anderes Raumgefühl“, sagt er verblüfft. Ähnlich beeindruckt vom Inneren zeigen sich auch die anderen Teilnehmer der Gruppe, die am Freitag (23. Oktober) die Stiftskirche besichtigen.

Ein Blick durch die Kirchentür: Die Stiftskirche ist auch im Innenbereich komplett eingerüstet.

Ein Blick durch die Kirchentür: Die Stiftskirche ist auch im Innenbereich komplett eingerüstet. © Marie Rademacher

Das liegt weniger an dem Baufortschritt der Kirche, die gerade generalsaniert wird. Sondern an den Vorbereitungen dazu: Im kompletten Innenraum der Kirche stehen Gerüste. Der Boden ist mit Holzplatten geschützt, der Hochaltar in einem große Holzkiste gepackt, das wertvolle Chorgestühl erst mal zum Schutz verhüllt, bevor es mit den weiteren Arbeiten losgeht, wird es noch mehrfach „verpackt“ werden.

Draußen - an den Außenmauern der 900 Jahre alten Kirche - sind die Restaurierungsarbeiten seit Juni in vollem Gange. „Das Nordquerhaus ist schon fertig“, erklärt Wolfgang Ubbenhorst, der zuständige Architekt aus Münster, vor Ort und zeigt auf die Fugen und Steine in der Fassade der Kirche. Teilweise mussten Steine ersetzt werden, die Fugen wurden erneuert - durch das verhangene Gerüst sieht man es hell blitzen.

Regierungspräsident Hans-Josef Vogel war auch auf der Stiftskirchen-Baustelle und machte sich ein Bild.

Regierungspräsident Hans-Josef Vogel war auch auf der Stiftskirchen-Baustelle und machte sich ein Bild. © Marie Rademacher


„Sie wissen nie, was Sie unter dem Stein erwartet. Aber an diese Unsicherheit sind wir gewöhnt“, sagt der Architekt aus Münster. Bis jetzt zumindest seien die Bauarbeiter vor Ort noch nicht auf irgendwelche bösen Überraschungen gestoßen. Auch ein Grund, warum er die Frage, ob die Kirche denn rechtzeitig - also zum großen Cappenberger Jubiläumsjahr 2022 - fertig wird, relativ entspannt beantworten kann. Ja, man liege gut im Zeitplan, sagt er. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich: Der Start der der Generalsanierung hatte sich immer wieder verschoben, bevor es im Sommer dann endlich losgegangen ist. Dennoch soll spätestens am 31. Dezember 2021 alles fertig sein.

„Ich dachte, jetzt musst du doch mal gucken, ob es wirklich stimmt“, sagt Hans-Josef Vogel scherzhaft - auch der Regierungspräsident der Bezirksregierung Arnsberg war am Freitag an der Stiftkirche. 2022 stehen in Cappenberg gleich bedeutende Jubiläen an: 900 Jahre Stiftung des heiligen Gottfrieds, 900 Jahre Kloster Cappenberg, 900 Jahre Grundsteinlegung der Kirche und 900 Jahre Kaiser Barbarossa (Patensohn von Gottfrieds Bruder Otto). Zu diesen Anlässen sind zahlreiche Veranstaltungen geplant.

Auch an der Außenfassade laufen die Arbeiten. Teilwiese mussten Steine ersetzt werden.

Auch an der Außenfassade laufen die Arbeiten. Teilwiese mussten Steine ersetzt werden. © Marie Rademacher

Man liege jetzt aber nicht nur im Zeit- sondern auch im Kostenrahmen, wie Petra Junfermann vom Bau- und Liegenschaftsbetriebs des Landes NRW (BLB) ergänzt. Zum Hintergrund: Die Stiftskirche befindet sich in Besitz des Landes NRW - die Bezirksregierung Arnsberg als verlängerter Arm des Landes ist zusammen mit dem BLB, der sich um die Liegenschaften des Landes kümmert, für die Sanierung der Stiftskirche zuständig. 7,2 Millionen Euro, so erklärt es Petra Junfermann, kostet die Sanierung der Stiftskirche insgesamt.

Deckenmalereien werden restauriert

Dafür passiert in den nächsten Monaten auch entsprechend viel: Risse in der Decke werden entfernt, Steine erneuert, am Dach wird gearbeitet, der Sandsteinboden wird gereinigt, die Deckenmalereien restauriert. Die Elektrik, die Heizung, die Fenster, eine neue Lifttreppe für den barrierefreien Zugang - die Liste der Baustellen ist lang, die Andrea Liapis von der Bezirksregierung Arnsberg, beim Gang durch die Kirche aufzählt. Auch der Schimmel, der an der Orgel und am Hochaltar aufgetreten sei, werde entfernt. Er sei, so betont es auch Wolfgang Ubbenhorst, ein einfaches Symptom gewesen dafür, dass die Sanierung der Kirche nötig geworden sei. Wobei der Schimmel weder in außergewöhnlichen noch in gesundheitsgefährdenden Maßen aufgetreten sei.

Das hochwertige Chorgestühl kann nicht aus der Kirche entfernt werden. Es ist derzeit abgehangen, wird vor Start der Arbeit aber noch weiter eingekastet und geschützt.

Das hochwertige Chorgestühl kann nicht aus der Kirche entfernt werden. Es ist derzeit abgehangen, wird vor Start der Arbeit aber noch weiter eingekastet und geschützt. © Marie Rademacher

Wie genau die Sanierung in den nächsten Monaten voranschreitet, darüber informiert auch eine Wandzeitung am Bauzaun um die Baustelle. Dort gibt es Bilder, Texte und Details zur Kirche. Ein Beispiel: Die Fertigstellung des Dachtragwerks der Kirche geht auf das Jahr 1130 zurück. Die dort verbauten Balken zeugen von diesem beeindruckenden Alter.

Wertvolle Schätze aus der Kirche - die nicht so fest verbaut sind wie die Dachbalken - befinden sich übrigens, sofern sie sich ausbauen ließen, beim Restaurator. Und die Gemeinde St. Johannes feiert ihre Messen im Theater im Schloss. Eine Übergangslösung - bis Alfons Rinschede und die etwa 1100 anderen Gemeindemitglieder „ihre Kirche“ 2022 wiedererkennen können. Auch für die Gestaltung des Innenraums gebe es schon viele, kreative Ideen, sagt Petra Junfermann - ohne allerdings konkret zu werden. Nur eins versichert sie: Die Kirche soll trotz der vielen historischen, wertvollen Elemente kein Museum werden.

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