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Stadt Selm kündigt an: Keine neuen OGS-Plätze bis 2026
Ganztagsbetreuung
Der künftige Anspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule wird für die Stadt Selm zur Herausforderung. Die Schulen stoßen an ihre Grenzen, mehr OGS-Plätze soll es vorerst nicht geben.
Die Grundschulkinder in Selm haben künftig Anspruch auf ganztägige Betreuung an ihren Schulen. Ab dem Schuljahr 2026/2027 soll dieser Rechtsanspruch schrittweise eingeführt werden. Der Bundesrat stimmte dem „Ganztagsförderungsgesetz“ am 10. September zu – und stellt die Stadt Selm nun vor eine große Herausforderung: Bereits jetzt fehlen Plätze.
Der geplante Neubau an der Overbergschule zeigt, dass im Bereich der Offenen Ganztagsschule (OGS) zusätzlicher Bedarf in der Stadt besteht. Mit dem Bau, der im kommenden Jahr beginnen soll, will die Stadt den neuen Herausforderungen des Rechtsanspruchs begegnen. „Die Stadtverwaltung geht aktuell davon aus, dass durch die Erweiterung am Standort Overbergschule der sukzessiv steigende Anspruch auf Ganztagsbetreuung erfüllt wird“, teilte Stadtsprecher Malte Woesmann kürzlich mit.
Keine Ausweitung möglich
Im aktuellen Schuljahr stehen vier Schüler in Selm auf der Warteliste für einen OGS-Platz, bei der Übermittagsbetreuung sind es 35 Plätze, die fehlen.
An der Zahl der zur Verfügung stehenden Betreuungsplätze werde sich auch vorerst nichts ändern, machte Beigeordnete Sylvia Engemann in der vergangenen Sitzung des Selmer Schulausschusses (13.9.) deutlich. Sämtliche OGS-Standorte seien bereits an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt. Bis zum Beginn des Rechtsanspruches in fünf Jahren sei eine Ausweitung der Betreuungsplätze nicht möglich.
Die Stadtverwaltung Selm übt Kritik an dem Ganztagsförderungsgesetz, weil die Frage der Finanzierung noch gar nicht geklärt sei. Das betreffe vor allem die Betriebskosten. Ein weiteres Problem sei es, „flächendeckend geeignetes Personal bei den erzieherischen Berufen zur Umsetzung eines qualitativ hochwertigen Rechtsanspruchs“ zu finden, heißt es von der Stadt.
Ein weiterer Kritikpunkt: Unter anderem für die Ausstattung der OGS-Bereiche habe die Bundesregierung Qualitätsvorgaben angekündigt, die bis jetzt nicht bekannt sind.
Machbarkeitsstudie für zwei Schulen
Um zu prüfen, ob künftig an weiteren Schulen zusätzliche OGS-Plätze eingerichtet werden können, brachte die Verwaltung im Schulausschuss einen Beschlussvorschlag ein, der von den Ausschussmitgliedern einstimmig angenommen wurde: Für die Ludgerischule und die Grundschule „Auf den Äckern“ mit Standorten in Bork und Cappenberg soll eine Machbarkeitsstudie die aktuelle Situation beurteilen und klären, ob dort die Offene Ganztagsbetreuung ausgebaut werden kann.
In den beiden Schulen stehen aktuell 190 Plätze in der OGS-Betreuung zur Verfügung. Im Haushaltsjahr 2022 werden 50.000 Euro für die Studie bereitgestellt.
Ob die Kosten gefördert werden können, soll noch geprüft werden. Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass eine Finanzierung über Anschlussförderprogramme möglich ist.
200.000 Euro vom Bund
Die beschlossene Machbarkeitsstudie sei zusätzlich zur ohnehin vorhandenen Schulentwicklungsplanung notwendig, weil die dort vorgenommene Raumplanung nicht als Grundlage für den Ausbau der OGS-Standorte geeignet sei, wie Sylvia Engemann im Schulausschuss erläuterte.
Dafür seien ein deutlich höherer und zielgerichteter Detailierungsgrad sowie eine architektonische Betrachtung in Bezug auf mögliche Erweiterungsbauten erforderlich.
Fest steht bereits, dass dieses Geld nicht aus dem „750-Millionen-Programm“ der Bundesregierung gefördert werden kann. Damit unterstützt der Bund seit Ende 2020 den „Ausbau der Bildungsinfrastruktur für Grundschulkinder“. An anderer Stelle profitierte die Stadt Selm aber schon von dem Bundesprogramm: 200.000 Euro flossen bereits in Planungsleistungen für das OGS-Gebäude an der Overbergschule.
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
