Staatsanwalt: Selmer Bandido besaß Kriegswaffe
M16-Maschinengewehr
Eine Vielzahl von Waffen hatte die Polizei bei ihrer Großrazzia am 12. Mai 2015 an 40 Bandidos-Standorten gefunden - unter anderem Pistolen, halbautomatische Schusswaffen und eine Handgranate. Der Angeklagte aus Selm besaß sogar ein M16-Maschinengewehr und verstieß damit wohl gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.

Einer der Angeklagten im Bandidos-Prozess klagte plötzlich über Herzbeschwerden. Ein Notarzt wurde zum Landgericht gerufen. Der Mann kam ins Krankenhaus.
Revolver, Pistolen, halbautomatische Schusswaffen, eine Handgranate, Schlagringe, Quarzhandschuhe, Messer und ein M16 - einen Haufen an Waffen fand die Polizei bei der Razzia in in Deutschland, Holland und Finnland. Die Anklageschrift im seit Freitag am Landgericht Münster laufenden Rauschgiftprozess gegen Mitglieder des Rockerclubs Bandidos widmet dem Waffenbesitz sogar ein eigenes Kapitel. Aber nur wenige Male ist vom Gebrauch der Waffen bei der Abwicklung der Drogengeschäfte die Rede.
Südkirchener mit Quarzhandschuh geschlagen
Eine der wenigen Ausnahmen bekam ein Südkirchener zu spüren, den das Landgericht im September 2015 zu sechs Jahren Haft verurteilt hatte. Im aktuellen Prozess schilderte der Staatsanwalt noch einmal den Zusammenhang. Demnach brachten die Bandidos den Südkirchener zu einem Araber in Enschede, von dem er Marihuana für 24.000 Euro kaufte und bar bezahlte. Zwei der Angeklagten sollten den Stoff unter einem Sandhaufen im Anhänger eines Jeeps über die Grenze bringen und dem Südkirchener in Seppenrade übergeben.
In Wahrheit hatten sie aber von einem anderen Angeklagten den Auftrag, den Südkirchener in Seppenrade zusammenzuschlagen. Was dann auch geschah. Das Opfer bekam einen Schlag mit einem Quarzhandschuh ins Gesicht und wurde dabei schwer verletzt.
Der 46-jährige Selmer Angeklagte hatte den Kontakt zwischen dem Südkirchener und seinen Komplizen nur vermittelt. Direkt beteiligt war er an dem Marihuana-Deal nicht. Sein Schwerpunkt lag im Bereich Amphetamin.
Amphetamin-Produktion misslang
Am Verhandlungstag am Dienstag stand die Vernehmung eines 45-jährigen Angeklagten aus Barntrup im Mittelpunkt. Er war – wie der Südkirchener – nicht Mitglied der Bandidos, sondern nur deren Kunde. Zwischen Oktober 2014 und April hat er immer mal wieder einige Kilo Marihuana von den Rockern erworben und gegen eine Provision weiterverkauft.
Im März 2015 kaufte er auch einmal Amphetamin-Öl. Das wollte er mit Schwefelsäure (Batteriesäure) aus dem Baumarkt zu Amphetamin verarbeiten, was aber misslang: „Ich habe wohl zu viel Säure da rein gekippt. Das roch nach Schwefel und war nicht zu gebrauchen.“
Mitten in der Vernehmung des 45-jährigen klagte ein anderer Angeklagter, ein Bandido aus Rheine, plötzlich über Herzbeschwerden. Ein Notarzt kam, der Mann wurde ins Krankenhaus gebracht. Daraufhin unterbrach das Gericht die Verhandlung bis zum kommenden Dienstag.