Abriss, Renovierung, Neubau, Integration

So macht sich Selm bereit für neue Flüchtlinge

Schon lange spielt die Stadt Selm eine wichtige Rolle, wenn es um die Unterbringung von Flüchtlingen geht. Nun ist die Zahl derer, die in NRW Asyl suchen, geringer als vor einem Jahr – die Notunterkunft bei Bork ist gar bald abgebaut. Doch die Stadt bereitet sich schon auf neue Aufgaben vor. So wird die einstige Diskothek abgerissen.

SELM

, 20.09.2016 / Lesedauer: 3 min

Einst Disco, heute Leerstand, demnächst Standort von Containern für eine Flüchtlingsunterkunft: Dieses Grundstück an der Industriestraße hat die Stadt Selm im Jahr 2016 vom bisherigen Inhaber Ebrecht gekauft. Die Halle, in der zuletzt der Easy Danceclub war, wird nun abgerissen.

Die letzten Hallen der Notunterkunft für Flüchtlinge am Landesaus- und Fortbildungsinstitut der Polizei (LAFP) sind bald abgebaut. Die Fläche auf einem ehemaligen Parkplatz wird aber noch nicht neu genutzt – sie fungiert noch als Reservefläche des Landes, um kurzfristig auf neue Entwicklungen reagieren zu können.

Das gab die Beigeordnete Sylvia Engemann vergangene Woche in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses in der Burg Botzlar bekannt. Offenbar geht das Land auf „Nummer sicher“, um gewappnet zu sein, sollte die Zahl der Flüchtlinge entgegen aktueller Entwicklungen wieder steigen.

Ehemalige Diskothek wird Containerdorf weichen

Unterdessen bereitet sich die Stadt darauf vor, im neuen Jahr mehr als 300 Flüchtlingen fest, also nicht nur für eine Übergangszeit wie in der Notunterkunft, zugewiesen zu bekommen. Dazu soll ab Januar ein Übergangsheim an der Industriestraße in Betrieb genommen werden. „Wir sind mit Hochdruck dabei, diese Dinge voranzutreiben“, so die Beigeordnete. Dazu gehöre, die ehemalige Diskothek Easy Dance Club Ende September abzureißen.

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Nun gehe es darum, für das neue Übergangsheim – es wird ein Containerdorf – Personal zu bekommen. „Leistungsverzeichnisse für die Ausschreibungen der Container sind fast fertiggestellt“, sagte Sylvia Engemann. Sprich: Die Anforderungen sind detailliert aufgelistet. Leistungsverzeichnisse seien zudem vorbereitet für die Betreuung, die Verwaltungsleitung, das Catering, den Überwachungs-, Pforten- und Reinigungsdienst.

Macht ein Übergangsheim am Stadtrand Sinn?

Professor Michael Voigtländer sagte beim IHK-Wirtschaftsgespräch: „Wir dürfen nicht zu einer Segregation kommen“ – also zu einer geballten Unterbringung in Wohnblocks. „Das fällt leichter hier als in Ballungsräumen wie Berlin“, so Voitgländer. Besser für die Integration sei das Wohnen in gemischten Wohngegenden. „Wir wollen den Menschen in Übergangseinrichtungen zeigen, wie das Leben bei uns funktioniert", sagte Mario Löhr.

Renovierungen in Cappenberg

Die ersten Flüchtlinge, die die Stadt ab Anfang Januar erwartet, sollen zunächst in einem der drei vorhandenen Übergangsheime (Cappenberg, Bork, Selm) untergebracht werden. 60 bis 70 Flüchtlinge pro Monat erwarte die Stadt, sagte die Beigeordnete. Es seien bereits Renovierungen im Übergangsheim Cappenberg im Gange. Zwei weitere Wohnungen dort werden leer gezogen, damit sie ebenfalls hergerichtet werden können.

21 "Zusatz-Arbeitsplätze"

Eines der großen Themen der nächsten Monate ist die Integration. Der Haupt- und Finanzausschuss schlägt dem Rat vor, die Verwaltung zu beauftragen, sich am Bundesprogramm für Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen zu beteiligen. Das läuft ab sofort bis 2020. Der Beschluss fiel einstimmig.

Für Flüchtlinge sollen sogenannte Arbeitsgelegenheits-Maßnahmen eingerichtet und finanziert werden. Für Selm sind 21 Plätze für gemeinnützige zusätzliche Tätigkeiten vorgesehen. Zielgruppe sind Asylbewerber, „die eine hohe Bleibeperspektive haben und noch nicht den Status der Anerkennung im ausländerrechtlichen Sinn erreicht haben“. 14 Flüchtlinge erfüllen die Voraussetzungen in Selm derzeit, so Sylvia Engemann.

Die finanziellen Auswirkungen Bei 21 Maßnahmen erhält Selm laut Verwaltung pro Jahr pauschal rund 63.000 Euro. Darüber hinaus bekommt Selm pro Jahr – bei Ausschöpfung des wöchentlichen Rahmens von 30 Arbeitsstunden pro Teilnehmer – 26.208 Euro.