So geht Mülltrennung: Kurs für Flüchtlinge in Selm

Café International

Gelb, braun, blau, grau: Sechs kleine Mülltonnen unterschiedlicher Farben stehen auf dem großen Tisch in der Mitte des Saales. Rundherum sitzen Menschen, die in Bork Zuflucht gefunden haben. Im Café International stand am Dienstag Mülltrennung auf dem Themenplan. Eine kleine Lehrstunde für Asylbewerber.

SELM

, 13.04.2016, 11:25 Uhr / Lesedauer: 2 min
Lilan ist acht Jahre alt, geht an die Äckernschule in die dritte Klasse und half bei der Verteilung der Müll-Kärtchen in die richtigen Tonnen.

Lilan ist acht Jahre alt, geht an die Äckernschule in die dritte Klasse und half bei der Verteilung der Müll-Kärtchen in die richtigen Tonnen.

Doris Homann von der Abfallberatung der Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft im Kreis Unna war dort am Dienstag auf Einladung zu Gast. Sie brachte mit einfachen Erläuterungen, einem Mülltrennungsspiel und Flyern, die weitgehend ohne Schrift auskommen, den Asylbewerbern bei, was selbst viele Deutsche seit Jahr und Tag nicht ganz richtig machen: den Abfall trennen. Zu oft, so Homann, komme es immer noch vor, dass zum Beispiel Batterien mit dem Restmüll entsorgt würden. Oder dass Windeln in der Papiertonne landeten.

"Sie kennen das System einfach nicht"

Für viele Menschen aus aller Welt sei das deutsche Mülltrennungssystem unbekannt: „Natürlich haben die am Anfang andere Sorgen“, sagt Doris Homann auf die Frage, ob die Geflüchteten eine schlechtere Mülltrennungsdisziplin hätten als die Deutschen. „Die kennen das System einfach nicht, darum ist es schwierig. Einige der Männer sind vielleicht auch nicht immer bereit, den Müll aus der Küche zu entsorgen. Aber grundsätzlich gilt sicher: Unser Recycling-Tick, der ist bei denen ganz sicher nicht so im Kopf präsent.“ (Ein Kurzinterview mit Doris Homann können Sie sich hier anhören.)

Keine Mülltüten in Biotonnen

Laut einem der größten Entsorgungsunternehmen weltweit, dem Lüner Konzern Remondis, werden inzwischen weit mehr als 95 Prozent aller Abfälle wiederverwertet: Aus Kunststoff-Abfällen zum Beispiel wird ein Kunststoff-Rohmaterial in kleinen Kügelchen unterschiedlicher Farben gewonnen, den Remondis dann zum Beispiel von seinem Lippewerk in Lünen aus wieder in die Verpackungsindustrie verkauft. Und aus was sich am Ende kein Wertstoff mehr entwickeln lässt, wird verbrannt und so zu Strom gemacht. Deponiert wird bei Remondis nach Unternehmensangaben so gut wie gar nichts.

Auch die Selmer lernen noch dazu

Davon lernen die Gäste des Café International, das alle zwei Wochen dienstags im Pfarrheim St. Stephanus stattfindet, an diesem Tag nichts. Sie lernen, wie sie trennen müssen – das muss an dieser Stelle reichen. Andrea Preuß, eine der Organisatorinnen der Flüchtlingsarbeit im Arbeitskreis Asyl Bork, sagt: „Es sind sehr viele da, das freut uns. Einige unserer Gäste sind in eigenen Wohnungen und haben einfach Schwierigkeiten mit der Trennung des Mülls. Es ist gut, dass man das mal gesehen hat“, so Andrea Preuß.

Sie ergänzt: „Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch noch was gelernt.“ Zum Beispiel konnte man von Doris Homann lernen, dass Mülltüten in Biotonnen falsch sind – und das gilt genauso für normale Beutel wie für die angeblich für Biotonnen geeigneten Biomülltüten aus dem Handel: Sie zersetzten sich kaum, so Doris Homann, seien luft- und wasserdicht und damit für die Kompostierung ungeeignet. „Das verursacht Aufwand und Kosten für die Entsorgung“, so Homann. 

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