So geht es Abdulnaser Alramadan heute

Syrischer Flüchtling in Selm

Im Frühjahr des Jahres 2015 unterhielten wir uns mit neun Menschen, die als Asylbewerber nach Südkirchen, Olfen und Selm kamen und nun hier leben. Unter ihnen war Abdulnaser Alramadan, Rechtsanwalt aus Homs / Syrien. Inzwischen ist Herbst. Was ist aus dem Syrer ein halbes Jahr später geworden? Wir trafen ihn.

SELM

, 26.09.2015, 06:58 Uhr / Lesedauer: 2 min
Abdulnaser Alramadan, Rechtsanwalt aus Syrien, fand in Selm Asyl. Er wohnt seit dem 1. September in der Lutherstraße. Nun hofft er, seine Frau und fünf Kinder nach Deutschland holen zu können.

Abdulnaser Alramadan, Rechtsanwalt aus Syrien, fand in Selm Asyl. Er wohnt seit dem 1. September in der Lutherstraße. Nun hofft er, seine Frau und fünf Kinder nach Deutschland holen zu können.

Was den Syrer gedanklich zurzeit am meisten beschäftigt, ist die Nachführung seiner Familie: Seine beiden Töchter Jihan und Rohiv und die Söhne Mohamed, Jondi und Walat und seine Frau Warda leben derzeit in der Türkei. Sie sind dort geduldet, aber nicht anerkannt. Und wie geht es Abdulnaser Alramadan? RN-Reporter Tobias Weckenbrock traf ihn im Gemeinschaftsraum der Unterkunft an der Körnerstraße in Beifang.

Alramadan arbeitete früher als Rechtsanwalt, wurde bedroht, ist aber immerhin finanziell zumindest vergleichsweise gut ausgestattet. So kann er seine Familie unterstützen, dass sie in der Türkei überleben kann. Eine Zusammenführung kann es aber erst Ende 2016 geben – denn dazu braucht es eine Anhörung bei der Deutschen Botschaft in Ankara. Der Termin dafür ist im November 2016, also in 14 Monaten. „Vorher war keiner zu bekommen“, sagt Abdulnaser Alramadan, der ein wenig Englisch und inzwischen auch ein bisschen Deutsch spricht.

Asylantrag genehmigt

Die Wartezeit ist so lang, sagt er, weil jeder, der wolle, einen Anhörungstermin bei der Deutschen Botschaft in der Türkei bekomme. Es gebe zwar türkische Unterhändler, die für 300 US-Dollar die Warteliste manipulieren können, aber das Geld dafür kann Alramadan nicht aufbringen. Er muss warten.

Immerhin hat er selbst seine Anerkennung in Deutschland erhalten: Asylantrag genehmigt. Er zog am 1. September aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Körnerstraße aus. Er hatte Glück, weil ehrenamtliche Helfer ihm eine leerstehende Wohnung in der Lutherstraße vermittelten. „Ich bin dort sehr glücklich“, sagt Alramadan. Die Nachbarn, ein älteres Ehepaar, hätten ihn sehr freundlich aufgenommen.

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Abdulnaser Alramadan sah man zuletzt auch bei diversen Hilfsarbeiten der ehrenamtlichen Selmer Flüchtlingshelfer: Er packte zum Beispiel in der Kleiderkammer im Haus Knipping mit an, schleppte Kisten beim Umzug der Kleiderkammer nach Bork. Er könne sich vorstellen, in der Notunterkunft in Bork einen Job anzutreten – vielleicht als Übersetzer, so Alramadan. Um in der Sprache besser zu werden, kann er bald mehr an sich arbeiten: Der Integrationskurs, den ein Asylbewerber erst besuchen darf, wenn der Asylantrag positiv beschieden ist, beginnt am 15. Oktober. Am 28. September hat er einen Einstufungstest, der festlegt, auf welcher Stufe er anfängt.

Verpflichtet ist er zu 300 Stunden Teilnahme, möglich sind 600. Abdulnaser Alramadan möchte 600 Stunden belegen.  

Über die Flucht von Abdulnaser Alramadan und die weiterer Flüchtlinge haben wir in dieser Multimedia-Reportage im Frühjahr 2015 berichtet: 

 

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