Zwischen Beifanger Weg und Hütttenbachweg soll das neue Selmer  Wohngebiet entstehen.

© Arndt Brede

Siedlung für Cordes&Graefe-Mitarbeiter entsteht am Bahnhof Selm-Beifang

rnWohnen in Selm

Die Zeiten, als Bergarbeitersiedlungen in Selm gebaut wurden, sind vorbei. Und doch passiert gerade etwas Ähnliches: ein Baugebiet, von dem Mitarbeiter eines Unternehmens besonders profitieren.

Selm

, 15.09.2021, 20:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

200 zusätzliche Arbeitsplätze sollen an der Werner Straße entstehen - im ersten Bauabschnitt. Möglicherweise kommen danach noch einmal so viele dazu. Der ehemalige Bürgermeister von Selm und heutige Landrat, Mario Löhr, hatte sogar einmal vollmundig von bis zu 800 Arbeitsplätzen gesprochen. Fest steht in jedem Fall: Sobald der Sanitärgroßhandel Cordes & Graefe in Selm sein neues Logistikzentrum eröffnet, wird es Zuzug von Arbeitssuchenden geben. Doch wo sollen die wohnen?

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Eine Antwort auf diese Frage hat jetzt der Stadtplanungsausschuss erhalten. Ralf Daniel, der Geschäftsführer des Dortmunder Planungsbüros Bau-Prisma Plan, stellte den Stand des Änderungsverfahrens des Flächennutzungsplans vor. Am Hüttenbachweg in Beifang soll eine 7,5 Hektar große Ackerfläche Baugebiet werden - keine vier Kilometer von dem neuen Logistikzentrum an der Werner Straße entfernt und direkt an die Bahnlinie Dortmund-Gronau grenzend. Das ideale Quartier für Fachkräfte, wie die Stadt Selm und die Investoren meinen.

Wohnungen für Familien, Paare und Singles

„Da sich ein Mangel an qualifizierten Fachkräften auch in diesem Marktsegment abzeichnet, beabsichtigen die Stadt Selm in Zusammenarbeit mit den Investoren zur Steigerung der Attraktivität dieser Arbeitsplätze in deren Nähe ein differenziertes Wohnungsangebot in Form von Geschosswohnungen sowie an Grundstücken für Familienheime anzubieten“, heißt es in der Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung. Ralf Daniel sprach in seinem Vortrag als Zielgruppe neben jungen Familien auch Paare und Singles an, die dort in Mehrfamilienhäusern geeignete Wohnungen finden sollen.

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Dass die Fläche grundsätzlich geeignet ist für eine Bebauung, steht bereits fest. Denn sie war schon einmal Bauland. Bis 2018 hatte der Selmer Flächennutzungsplan das Gelände am westlichen Siedlungsrand als Wohnbaufläche ausgewiesen. Als Selm das Neubaugebiet „Wohnen am Auenpark“ im Zentrum begann zu planen, musste die Hüttenbach-Fläche am Stadtrand aber fallen gelassen werden. Schließlich dürfen Städte nicht selbst bestimmen, wieviel sie bauen möchten. Das geschieht in Absprache mit dem Regionalverband. Der hatte damals auf einen Flächentausch gedrängt, und macht das auch heute wieder.

Innerhalb der gestrichelten Linie soll am westlichen Siedlungsrand von Selm das neue Baugebiet entstehen.

Innerhalb der gestrichelten Linie soll am westlichen Siedlungsrand von Selm das neue Baugebiet entstehen. © Bau-Prisma Plan. & Ing. GmbH

Nur wenn Selm derzeit ausgewiesene Wohnbauflächen-Reserven an anderer Stelle im Stadtgebiet zurücknimmt, darf die Stadt am Hüttenbachweg eine neue Siedlung planen. Neue Tauschflächen hat Ralf Daniel vorgestellt: Bereiche am Beifanger Weg (5.5 Hektar) sowie an der Funnekampstraße (1,8 Hektar).

„Erheblicher Nachholbedarf“ in Sachen Wohnraum in Selm

Trotz der aktuellen Planungen für das Baugebiet am Auenpark, das Baugebiet Neuenkamp am Borker Nahversorgungszentrum und den Fährenkamp zwischen Bork und Selm: Es gebe weiter einen „erheblichen Nachfrageüberhang“ der sich durch die Neuansiedlung von Unternehmen wie Cordes & Graefe noch vergrößere, sagte Daniel. Cordes & Graefe profitiert nicht nur vom Siedlungsbau, sondern investiert auch darin. Inwieweit die Wohnungen vorrangig an künftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vergeben werde - wie einst bei den Zechensiedlungen an Bergarbeiterfamilien - , ist noch Zukunftsmusik.

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Nach dem Grundsatzbeschluss im Juli 2020 stimmte der Ausschuss auch für die Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden zur Änderung des Flächennutzungsplans - bei einer Enthaltung von den Grünen. Hubert Seier (UWG) mahnte an, auf eine Erschließung des Neubaugebiets über den Sandforter Weg zu drängen: etwas, das sich laut Daniel „noch zeigen muss“.

Erschließungsprobleme des Neubaugebietes

Das ist ein Problem, das der Stadtverwaltung noch von 2017 bekannt sein dürfte. Damals hatte sie zu Protokoll gegeben, dass die Erschließung des damals fallengelassenen Baugebiet in spe „schwierig“ sei, da „keine Anbindung ans Straßennetz vorhanden“ sei und die öffentliche Erschließung eine „Querung der DB-Linie“ erfordere.

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