Das Archivbild zeigt Selms Bürgermeister Thomas Orlowski im alten Ratssaal des Amtshauses Bork.

© Sylvia vom Hofe (A)

Selms Bürgermeister unter Beschuss: Mauschelei bei Chefposten-Vergabe?

rnPolitik in Selm

Es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre der Neffe von Selms Bürgermeister Thomas Orlowski einer von zwei Geschäftsführern der Stadtwerke Selm GmbH geworden. Dazu kommt es aber nicht.

Selm

, 03.12.2021, 15:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für einen handfesten Eklat hat Selms Bürgermeister Thomas Orlowski (SPD) bei der Auswahl eines Bewerbers für einen der vakanten Geschäftsführer-Posten bei den Selmer Stadtwerken gesorgt. In Ratskreisen ist von Mauschelei und Vetternwirtschaft die Rede. Derweil ist der ausgewählte Kandidat zurückgetreten. Ein neues Auswahlverfahren wird vorbereitet.

Aber der Reihe nach:

Wie von unserer Redaktion berichtet, sucht(e) die Stadt Selm für die Stadtwerke Selm GmbH mit ihren rund 100 Mitarbeitern zum 1. Januar 2022 einen Nachfolger für die, wie es bei der Stadt heißt, aus familiären Gründen ausgeschiedene städtische Geschäftsführerin.

An der Stadtwerke Selm GmbH sind die Stadt Selm mit 51 Prozent und die Remondis-Tochter Eurawasser GmbH & Co. KG mit 49 Prozent beteiligt. Beide Seiten stellen einen Geschäftsführer.

Auf die freie Stelle bewarben sich nach Angaben der Stadt Selm zehn Personen. Was folgte, war ein Auswahlverfahren. Chef der Auswahlkommission war Thomas Orlowski, seit September 2020 Bürgermeister von Selm.

Von den zehn Bewerbern um den Geschäftsführerposten wurden acht von vornherein aussortiert, zwei Bewerber kamen in die engere Wahl. Bei einem dieser Bewerber handelte es sich um den Neffen (Name ist der Red. bekannt) von Bürgermeister Thomas Orlowski, der in Diensten der Stadt Dortmund steht.

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Entscheidung für Bürgermeister-Neffen

Wie unsere Redaktion aus mit dem Vorgang vertrauten Kreisen erfuhr, konnte der Neffe des Bürgermeisters das Rennen für sich entscheiden.

Wie aus den Kreisen weiter verlautete, sei der Favorit dann in einer geheimen Sitzung den Parteichefs vorgestellt worden: „Aus der Vorstellungsrunde ging aber mit keiner Silbe hervor, dass Kommissionschef und Auserwählter verwandt sind. Die Herrschaften, das muss man sich mal vorstellen, haben sich auch noch gesiezt.“

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Erst eine Woche später, kurz vor der entscheidenden, nicht-öffentlichen Ratssitzung, sei das Verwandtschaftsverhältnis bekannt geworden. In der geheimen Ratssitzung sei dann das Auswahlverfahren nach heftiger Diskussion „aufgeschoben“ worden.

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Viele Fragen an den Bürgermeister

Zu dem Vorgang haben wir unter anderem folgende Fragen an die Pressestelle der Stadt per E-Mail geschickt:

  • Warum hat der Bürgermeister nicht von Anfang an erklärt, dass es sich um seinen Neffen handelt?
  • Hätte der Bürgermeister als Chef der Auswahlkommission sich nicht für befangen erklären müssen?
  • Was sagt der Bürgermeister zu Vorwürfen der Mauschelei?
  • Wie erklärt der Bürgermeister sein Vorgehen?
  • Wie will der Bürgermeister in der Sache weiter vorgehen?
  • Wird es ein neues, transparenteres Auswahlverfahren geben?
  • Oder hält er an dem Neffen als Stadtwerke-Geschäftsführer fest?
  • Werden die Stadtwerke Selm zum 1. Januar wie geplant einen neuen Geschäftsführer haben?
  • Was meint der noch nicht lange amtierende Bürgermeister: Hat er mit dieser Vorgehensweise sich und dem Bürgermeisteramt geschadet?

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Eine Antwort des Bürgermeisters

Zwei Tage nach Erhalt unseres Fragenkatalogs erhielt die Redaktion von der Pressestelle der Stadt Selm im Auftrag des Bürgermeisters am Donnerstag (2. Dezember) folgende Antwort:

„Insgesamt zehn Bewerbungen für die Geschäftsführung der Stadtwerke Selm GmbH waren bei der Stadt eingegangen. Zwei der Bewerber verfügten über die von der Stadt Selm geforderten Qualifikationen und wurden zum Auswahlverfahren eingeladen. Einer der Bewerber war der Neffe des Bürgermeisters. Das Auswahlverfahren ist nunmehr aufgrund des Rückzuges des vorgeschlagenen Bewerbers beendet. Es wird ein neues Auswahlverfahren vorbereitet. Die Auswahlkommission hatte sich zuvor einstimmig und unabhängig voneinander auf einen Bewerber geeinigt.“