Wer durch Selm fährt, sieht Straßenschilder, die es in anderen Kommunen nicht gibt. Sie sind nach lokalen Persönlichkeiten benannt. Nun ist Selm eine Stadt, die einige Neubaugebiete ausweist. Viele Menschen ziehen neu nach Selm. Sie kennen womöglich die lokalen Persönlichkeiten gar nicht, nach denen Straßen benannt worden sind. Mit Hilfe des Buches „Menschen in Selm, Bork und Cappenberg“, herausgegeben von der Bürgerstiftung Stadt Selm, klären wir auf, wer sie waren und welche Bedeutung sie für Selm, Bork und Cappenberg hatten.
Bei einigen Persönlichkeiten gibt es keine Fotos, auf die die Redaktion zugreifen kann. Sie sollen hier aber textlich gewürdigt werden.
Annegarnstraße: Sie ist benannt nach Joseph Bernhard Heinrich Annegarn. Er wurde als Sohn des Garnhändlers und Kötters Johann Heinrich Annegarn und Maria Anna Burlage am 13. Oktober 1794 in Ostbevern geboren. An seine Schulzeit schloss sich ein Studium der Theologie und Philosophie in Münster an. In der Domstadt war Joseph Annegarn Autor mehrerer Publikationen, darunter drei Rechenbücher für Elementarschulen, und schuf die Grundlage für eine Weltgeschichte in acht Bänden, deren ersten Ausgabe 1827 erschien. 1830 wechselte Annegarn auf die Pfarrstelle der Gemeinde St. Fabian und Sebastian in Selm. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit widmete er sich weiterhin wissenschaftlichen Veröffentlichungen. In den sechs Jahren seines Schaffens in Selm gab er zwölf Bücher heraus, darunter eine Abhandlung zur Geschichte der Heiligen des Münsterischen Kirchenkalenders. Annegarn starb am 7. Juli 1843 in Braunsberg.
Didonstraße: Christian Didon, geboren um 1795 in Münster, übernahm 1820 die Lehrerstelle für die Elementarschule in Bork. Er bezog kein festes Gehalt. Ihm standen die Lehrerwohnung, ein Garten und etwas Ackerland zur Selbstversorgung zu. Für jedes Schulkind erhielt er von den Eltern ein Schulgeld von rund einem Taler. Arme waren von der Zahlung des Schulgeldes befreit, Didon unterrichtete sie kostenlos. Besondere Verdienste erwarb sich Christian Didon um die Heimatgeschichte. Er starb um 1852 in Bork.
Landsbergstraße: Zu Beginn des 16. Jahrhunderts nahm die Bedeutung der Burg Botzlar als Verteidigungsanlage ab. Durch mehrere weibliche Erbfolgen ging das Eigentum über die Familien von Gysenberg, Werminghausen, Ascheberg und Velen schließlich im Jahre 1756 auf die Freiherrn von Landsberg-Velen und Gemen über.
Madelstraße: 1827 verkaufte Franz Schulze Weischer dem Ordensgeistlichen Elbert Wilhelm Madel den Kirchhofgarten und ebenso einen Teil des Nienkampsgartens in Selm. Elbert Wilhelm Madel schenkte die Grundstücke der Gemeinde Selm, damit diese darauf eine Schule, ein Armenhaus sowie die Kirche und das Pastorat der Gemeinde St. Ludger errichten konnte.
Rieves Kamp: Das Baugebiet, in der die Straße liegt, gehörte der Familie Rieve, die eine Gastwirtschaft und eine Wagenmacherei betrieb.
Schulze-Weischer-Weg: Der Hof Schulze Weischer steht am Ort der vermutlich ältesten Siedlung Selms, die bis in die Zeit Karls des Großen zurückreicht. Johann Heinrich Schulze Weischer war im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert Pächter des alten Oberhofes und Dorfschulze von Selm. Die historischen Wurzeln der Anlage reichen weit zurück: In einer Urkunde von 858 wird der Hof Schulze Weischer als Herrenhof bezeichnet, den der Frankenkönig Ludwig, ein Nachkomme Karls des Großen, dem Benediktinerkloster in Herford schenkte.