Rund 20.000 Besucher haben in diesem Jahr das Bürgerfreibad in Selm besucht. Eine Rekordzahl. Von Mitte Mai bis Mitte September ziehen die Besucher Jahr für Jahr ihre Bahnen. Womöglich wird die Nutzungszeit noch um zwei Monate ausgedehnt. Wenn denn Fördergelder in Millionenhöhe nach Selm fließen.
Finanzmittel von drei Millionen Euro plus städtischem Eigenanteil von zehn Prozent (300.000 Euro) sollen laut Ratsbeschluss nicht für eine Sanierung des Selmer Hallenbades beziehungsweise für einen Ersatzneubau eingesetzt, sondern zur Sanierung des Bürgerfreibades umgewidmet werden. Warum, das erläuterte Benedikt Sträter, Chef des städtischen Fortbildungs-, Kultur- und Sportbetriebs (Fokus) am Montag, 5. Dezember, während der Schulausschusssitzung.
Doch zunächst zur Vorgeschichte: Die Stadt Selm hatte die Zusage für Bundesmittel aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ erhalten. In Höhe von eben jenen 3,3 Millionen Euro (Fördermittel und Eigenanteil der Stadt). Das Selmer Hallenbad ist funktionsfähig, aber sanierungsbedürftig. Für eine eventuelle Sanierung beziehungsweise einen Neubau sollen die Bundesmittel aber nicht eingesetzt werden. Das hatte der Rat Mitte September beschlossen.
Stattdessen beauftragte der Rat die Verwaltung zu prüfen, ob die in Aussicht gestellten Bundesmittel ersatzweise für die Sanierung und Aufwertung des Freibades in Selm eingesetzt werden können.
Keine Stolpersteine
Für die dringend benötigte Sanierung des Hallenbades waren unterdessen bereits eine Immobiliengesellschaft und ein Architektenbüro beauftragt worden zu ermitteln, welche Kosten bei einer Sanierung des Hallenbades entstehen würden. Ergebnis: Netto 7,6 Millionen Euro (brutto neun Millionen Euro) würden insgesamt (Umbau, Sanierung, Planung etc.) anfallen. „3,3 Millionen Fördermittel hätten also für die Sanierung des Hallenbades nicht ausgereicht“, sagt Benedikt Sträter. Und ein Neubau des Hallenbades würde laut Sträter zwischen zwölf und 13 Millionen Euro kosten.
Die Verwaltung habe sich umgehend mit dem Fördergeber, dem Projektträger Jülich in Berlin, in Verbindung gesetzt, um zu erörtern, ob die Fördermittel umgewidmet und für die Freibadsanierung verwendet werden können. Der Projektträger Jülich setzt nach eigener Aussage Forschungs- und Innovationsförderprogramme ausschließlich für Auftraggeber der Öffentlichen Hand um. Wäre das ein Hinderungsgrund, da das Freibad ja nicht in städtischer Hand, sondern in Trägerschaft der Bürgerfreibad Selm gGmbH ist? Nein, sagt Benedikt Sträter. Der Projektträger habe erkannt, dass im Gegensatz zu einem privaten Betreiber keine kommerziellen Interessen gegeben sind. Zudem sei im Gesellschaftsvertrag festgelegt, dass, wenn es zu einer Beendigung kommen sollte, sämtlicher Besitz an die Stadt übergehe.
Gibt es Stolpersteine in Sachen Umwidmung der Fördergelder? Auch diese Frage ist mit nein zu beantworten. Mit der Sanierung des Freibades statt des Hallenbades werden laut Sträter „nicht grundsätzlich sämtliche Projektziele aufgegeben“. Projektziele wie Förderung von Schwimmsport, Ausbau von Vereinsschwimmen und grundsätzliche Ausweitung von Nutzungszeiten für Schwimmen in Selm.

Stadium der Ideen
Die Stadt Selm habe mittlerweile einen Änderungsantrag gestellt, unter anderem mit aktualisiertem Zeit- und Finanzierungsplan. Sollte der Projektträger Jülich den Änderungsantrag für förderwürdig befinden, gibt es einen abgeänderten Zuwendungsbescheid, teilt der Fokus-Chef mit. „Die Signale sind sehr positiv, dass wir den auch erhalten.“
Was ist denn bei einer Sanierung, finanziert mit Bundesmitteln, geplant? Saniert werden könnten laut Sträter Aufbereitungs- und Filter- sowie Chlorgasanlagen. Es könnte eine Wassererwärmungsanlage aufgebaut werden. Der Umkleide-, Dusch- und Sanitärbereich könnte saniert werden.
In der Sitzung des Schulausschusses fragte Erdal Macit (SPD), ob man erstens über eine Verlängerung der Nutzungszeiten, zweitens über die Möglichkeit, Schulschwimmen im Freibad anzubieten, und drittens zumindest über eine Teilüberdachung des Umkleidetrakts nachdenken könne.
„Eines der Förderziele ist, die Nutzungszeiten des Freibades insgesamt auszuweiten“, erklärt Benedikt Sträter. Nämlich unter anderem mit Hilfe einer Wassererwärmung. Eventuell könne die Freibadsaison dann sogar von Anfang April bis Ende Oktober dauern, wenn es denn realisierbar sei.
Ob überdachte Umkleiden machbar sind und ob Schulschwimmen auch im Freibad angeboten werden kann, sei jetzt noch nicht zu sagen, erklärte Beigeordnete Sylvia Engemann. Man befinde sich noch im „Stadium der Ideen“.
Allerdings gebe es schon erste Kostenansätze für die Sanierung, sagt Sträter. So würde eine Wasseraufbereitungsanlage 600.000 Euro kosten, für eine Wassererwärmungsanlage würden 1,3 Millionen Euro angesetzt und für eine Umkleidesanierung 900.000 Euro. Ob das alles ausgeführt werden kann, hängt von den Fördermitteln ab. Alle Augen richten sich auf den Projektträger in Berlin.
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