
© Arndt Brede (Archiv)
Jüdisches Leben hat auch in Bork seine Spuren hinterlassen
Kultur in Selm
Ganz im Zeichen von „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ steht der 12. September (Sonntag) in Selm-Bork. Dabei reicht der Bogen auch musikalisch über viele Jahrhunderte.
Im Rahmen des bundesweiten Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ veranstaltet die Evangelische Stadtakademie Bochum das Festival „Musik & Kultur“ in westfälischen Landsynagogen. Auch Selm-Bork ist ein Standort der Feiern. Am Sonntag, 12. September, gibt es von 14 bis 18 Uhr drei Veranstaltungen, die sich mit der Kultur und dem jüdischen Leben in der Region beschäftigen.
Briefwechsel ist bisher unveröffentlicht
Der Briefwechsel zwischen Marga Spiegel und Imo Moszkowicz bildet den Start von 14 bis 15 Uhr in der Katholischen Pfarrkirche St. Stephanus. Gemeinsam mit Sprecherin Carolin Wirth und Sprecher Carsten Bender wird die Literaturwissenschaftlerin Dr. Iris Nölle-Hornkamp die bisher unveröffentlichten Briefe vorstellen. Rothschild (1912 bis 2014) verschlug es durch ihre Heirat mit dem Pferdehändler Siegmund Spiegel nach Ahlen in die westfälische Provinz. Die Familie Spiegel wurde 27 Monate von westfälischen Bauern versteckt und entging so der Deportation. Darüber berichtete Marga Spiegel in ihrem Buch Retter in der Nacht, das 2009 verfilmt wurde. Imo Moszkowicz (1925 bis 2011) lebte in Westfalen als Sohn einer ostjüdischen Schuhmacherfamilie mit sechs Geschwistern. Sie alle wurden deportiert und ermordet. Nur er überlebte Auschwitz und kehrte nach Westfalen zurück.
Auf jüdische Spuren in Selm-Bork geht es von 15.15 bis 16.45 Uhr. Mit der Historikerin Dr. Alexandra Bloch Pfister, Münster, und dem Chronisten des Heimatvereins Bork, Fredy Niklowitz, Stadtarchivar von Lünen, wird in zwei Gruppen die Spurensuche aufgenommen. Die erste Gruppe wird auf einem Fußweg durch den Ortskern Borks die Spuren der jüdischen Familien nachvollziehen. Stolpersteine markieren letzte Aufenthaltsorte der 1941 und 1942 deportierten Juden aus Bork. Die Synagoge wird Endpunkt des Rundgangs sein.
Eine zweite Gruppe begibt sich von der Synagoge zum etwa zwei Kilometer entfernten jüdischen Friedhof. Etwas Zeit für den Weg per Auto sind einzuplanen. Auf dem Friedhof werden anhand der Grabsteine aus 100 Jahren die Familienwege nachgezeichnet. Beide Gruppen treffen sich im Anschluss im Bürgerhaus der Stadt Selm.
Konzert beschließt den Tag
Ein „Musikalisches Kaleidoskop – Jüdische Identität und Vielfalt“ gibt es von 17 bis 18 Uhr im Konzertsaal im Bürgerhaus am Willy-Brandt-Platz 2. Über
die chassidischen Tanzrhythmen und Melodien aus dem 18. Jahrhundert reicht die Spannweite bis zum bewegenden Violinmonolog des 1933 aus Deutschland geflohenen Paul Ben-Haim und zu „Tikkun“. Spielen werden Liv Migdal (Violine), Matan Goldstein (Cajón) und Jona Kümper (Klavier).
Infos gibt es bei Manon Pirags von der VHS im FoKuS Selm, Tel. (02592) 922804 oder m.pirags@stadtselm.de
Seit über zehn Jahren als freier Journalist tätig und seit einigen Jahren auch für die Ruhr Nachrichten. Ich schreibe gerne über Menschen und ihre Geschichten.
