
© Jura Weitzel
Schützenbruderschaft St. Fabian und Sebastian: Das ist der neue König
Schützenfest Selm
Geplant war das so nicht, die Freude war trotzdem groß, als der zähe Vogel am Sonntag endlich unten war: Die Schützenbruderschaft St. Fabian und Sebastian hat einen neuen König.
Es ist 17.37 Uhr, als Reinhard Lobeck sich ungläubig die Hand vor den Mund schlägt. Gerade hat er den 944. Schuss auf den Vogel abgegeben, hatte das zähe Zielobjekt der Schützenbruderschaft St. Fabian und Sebastian beim diesjährigen Schützenfest eigentlich, so wird er es später sagen, nur noch ein bisschen für die anderen locker machen wollen. Tja. Der Plan ging so nicht auf. Stattdessen stand Reinhard Lobeck am Ende als König da, ließ sich Sekunden nach dem letzten Schuss von seinen Kameraden feiern. Auch wenn das so nicht unbedingt geplant war: „Es ist schön so, wie es jetzt ist“, sagte der 56-jährige Landwirt aus der Bauerschaft Ternsche glücklich.
Wobei: Dass es um diese Zeit mit jeden Schuss ernst werden könne, hatten die Schießleiter schon vorher sehr deutlich gemacht. Und das nicht nur einmal: Der Vogel Hubbet I. stellte sich als besonders zäh heraus - zeitmäßig zog sich das Schießen, das schon am Vormittag begonnen hatte, dadurch ziemlich in die Länge. Laut Zeitplan hatte der König um 16 Uhr feststehen sollen - tatsächlich fiel Hubbert erst rund eineinhalb Stunden später. Über 900 Schüsse brauchten die Schützen, um ihn kleinzukriegen. Zum Vergleich: Beim letzten Schützenfest hatte Hubert Plogmaker den Vogel nach 664. Schuss von der Stange geholt.
Spannendes Schießen dauert bis in die Abendstunden
Langweilig wurde das Ringen um die Königswürde allerdings nicht: Bis zum Ende trat immer wieder ein harter Kern aus drei Anwärtern den kurzen Gang zum Schießstand an, machte ernst. Christian Reuter und Ralf Irmer wechselten sich teilweise in der Schießreihenfolge ab - aber immer wieder mischten sich auch noch weitere Aspiranten unter sie. Darunter Georg Rethmann, Stefan Teuber, bis etwa eine halbe Stunde vor Schluss (auch da rechneten die Besucher schon minütlich mit dem Fall) Michael Zolda. Und eben Reinhard Lobeck, der in jedem zweiten bis dritten Durchgang mitschoss. Sie lieferten sich einen spannenden und intensiven Kampf - die Zuschauer scherzten schon, dass es vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Schützenbruderschaft St. Fabian und Sebastian ein Schießen bei Flutlicht geben könnte.
Das ist der Hofstaat
- König Reinhard Lobeck hat Getrude May zu seiner Königin genommen.
- Erste Ehrendame ist Esther Lobeck, ihr Begleiter Franz-Josef May.
- Zweite Ehrendame ist Anne Lobeck, ihr Begleiger ist Michael Lobeck.
- Der Hofstaat bilden: Annika und Christian Medding, Lisa und Philipp Witthoff, Brigitte und Bernhard Kimmlinghoff, Silvia und Andreas Lobeck sowie Christa und Günther Schulte.
- Folgende Schützen schossen die Insignien ab: Max Witthoff (Apfel), Malte Woesmann (Krone), Philipp Sobbe (rechter Flügel), Marvin Meyer (linker Flügel), Matthias Bartkowiak (Zepter).
Aber so weit kam es nicht: Reinhard Lobeck war am Ende der Glückliche und trug ab 17.37 Uhr ein Lächeln, das sich irgendwo zwischen ungläubig und euphorisch einpendelte, im Gesicht. Sein erster Anruf nach dem finalen Schuss galt übriges seiner Frau: Sie war gar nicht beim Schützenfest dabei. „Das war ja eigentlich alles gar nicht so geplant“, erklärte Reinhard Lobeck das im Gespräch mit der Redaktion. Schützenkönig zu sein, sei zwar schon immer sein Wunsch gewesen, aber das es ausgerechnet dieses Jahr etwas würde, darüber war die Überraschung offensichtlich groß. Trotzdem waren Hofstaat und Königin schnell gefunden. Der Landwirt aus der Ternsche wählte mit Gertrude May seine Nachbarin zu Königin. Seine Frau ist erste Ehrendame.
Ein tolles Schießen sei es gewesen, kommentierte Reinhard Jäger, der Vorsitzende der Schützenbruderschaft St. Fabian und Sebastian. Er freute sich auch darüber, dass alle fünf Schützenvereine aus der Stadt Selm mit einer Abordnung vertreten waren, um zusammen mit ihnen zu feiern.
Zusammen zogen die neuen Majestäten dann am Abend dann ins Festzelt ein und ließen sich von den Schützenbrüdern feiern. Reinhard Lobecks Gefühle standen ihm dabei deutlich ins Gesicht geschrieben. Aber er sagte sie auch noch mal: „Ich freue mich!“
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.

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Freier Fotograf. Mag den Umgang mit der Spiegelreflex - auch bei schwierigen Lichtverhältnissen.
