Polizei

Schüsse in Cappenberg: Räuberpistole nimmt ihren Anfang mitten in Lünen

Die Schüsse am frühen Montagmorgen in Cappenberg haben eine Vorgeschichte in Lünen. Sie beginnt um 3.30 Uhr morgens vor einer roten Ampel: eine Räuberpistole, die fast bis nach Münster führt.

Cappenberg, Lünen

, 31.05.2022 / Lesedauer: 3 min

„Wir sind noch mitten in den Ermittlungen“, sagt Vera Howanietz, die Sprecherin der Kreispolizeibehörde Unna. Noch ist der versuchte Raub in Cappenberg, bei dem auch Schüsse fielen, nicht aufgeklärt. 24 Stunden nach der Tat gibt es aber neue Erkenntnisse. Sie machen das Ausmaß des Geschehens noch größer. Der versuchte Überfall auf den Auslieferungsfahrer, der den Cappenberger Dorfladen belieferte, ist nur der Höhepunkt eines mehrstündigen Krimis.

Bereits zwei Stunden, bevor auf der Cappenberger Rosenstraße Schüsse knallen, passiert mitten in Lünen Ungeheures. Zwei Männer - darunter der spätere Schütze - entern ein Auto: nicht etwa einen geparkten Pkw, sondern einen mit laufendem Motor und nichts Böses ahnenden Fahrer.

Fluchtauto stand vor der roten Ampel

Es war spät geworden bei Freunden. Mitten in der Nacht hatte sich ein 34-jähriger Lüner nach eigenen Angaben auf den Heimweg gemacht. Gegen 3.30 Uhr steht er vor der roten Ampel an der Kreuzung Kurt-Schumacher-Straße/Bebelstraße: eigentlich eine der am meisten befahrenen Straßen der Stadt. Zu dieser Zeit ist aber kaum jemand unterwegs - bis auf zwei Männer.

Wie aus dem Nichts seien die ihm völlig Unbekannten aufgetaucht, hätten die Türen geöffnet und sich hineingesetzt. So gibt es später der 34-Jährige zu Protokoll. Ob die Männer ihren unfreiwilligen Chauffeur mit der später in Cappenberg zum Einsatz kommenden Waffe bedroht haben, teilt die Polizei nicht mit.

Zwei Stunden nach dem Vorfall war auf den ersten Blick nichts zu erahnen von dem Überfall auf der Rosenstraße in Cappenberg. © Sylvia vom Hofe

Aber offenbar lassen sie ihm so oder so keine Wahl: Der 34-Jährige muss

die Zwei „durch die Gegend“ fahren, wie es im Polizeibericht heißt. Woher genau, bleibt offen. Fest steht, dass das Trio gegen 5.35 Uhr in Cappenberg ist - gerade zu dem Zeitpunkt, als ein 54-jähriger Wittener Zeitungspakete in den Cappenberger Dorfladen trägt.

Täter zielt auf Zeugen in Cappenberg

Einer der beiden ungebeten Beifahrer zieht sich die Mütze über das Gesicht und steigt aus. Er bedroht den Auslieferungsfahrer mit der Waffe und fordert Geld. Als nichts passiert, schießt der Angreifer erst in die Luft und schlägt dann seinem Gegenüber die Waffe auf den Kopf. Das beobachtet ein Cappenberger, der gerade auf dem Weg zur Arbeit das Haus verlässt. Als auch er gesehen wird, fällt wieder ein Schuss - dieses Mal auf ihn, den unwillkommenen Zeugen. Das Geschoss verfehlt sein Ziel, und der Schütze flieht auf dem Beifahrersitz des wartenden Fluchtwagens. So hatte es der mit dem Schrecken davon gekommene Cappenberger am Montag zu Protokoll gegeben. Inzwischen ist klar: Es war das Auto des 34-jährigen Lüners, der zu diesem Zeitpunkt immer noch hinter dem Steuer sitzt.

Die Flucht führt nicht zurück nach Lünen oder ins Ruhrgebiet, sondern umgekehrt ins Münsterland. Vera Howanietz gibt sich einsilbig, wenn es um die weitere Fahrt geht. „Im Bereich Münster“ hätten die beiden Männer schließlich den 34-Jährigen verlassen. Sie seien umgestiegen in ein dort angestelltes Auto. Wo genau das war und um was für ein Fahrzeug es sich handelte? Aus ermittlungstaktischen Gründen werde das nicht öffentlich gemacht, sagt die Polizeisprecherin.

Lüner hat sich nicht gemeldet, sondern wurde ermittelt

Warum der 34-jährige Lüner nicht sofort die Polizei ruft, als er endlich wieder alleine ist in seinem Auto? Auch auf diese Frage gibt es keine Antwort. Den Notruf gewählt hatte allein der Mann aus Cappenberg, dem am Montagmorgen der Schreck seines Lebens in die Glieder gefahren ist. „Das Fluchtfahrzeug und der berechtigte Nutzer des PKW konnten zwischenzeitlich ermittelt werden“, heißt es nur seitens der Polizei. Die ermittelnden Beamten haben noch eine Bitte:

„Zeugen, die im Bereich der Kreuzung Kurt-Schumacher-Straße/Bebelstraße in Lünen am Montag gegen 3.30 Uhr verdächtige Beobachtungen gemacht haben, wenden sich bitte an die Polizei in Werne unter der Rufnummer 02389 921 3420.“

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