Dem Admiral schmeckt auch Obst. © Werner Zempelin

Natur

Schmetterlinge zum Staunen: Sechs Fakten rund um die schönen Falter

Schmetterlinge haben sich in diesem Jahr rar gemacht wegen. Das ist schade, denn die farbenprächtigen Falter gehören nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den geheimnisvollsten Tieren.

Olfen

, 23.08.2021 / Lesedauer: 4 min

Werner Zempelin aus Olfen hat einen Garten und eine Kamera - eigentlich beste Voraussetzungen, um im Sommer viele schone Aufnahmen von den Tieren zu machen, die zu den größten Schönheiten im Tierreich gehören. So oft, wie er sich das wünschte, konnte Zempelin aber nicht auf den Auslöser drücken. Ein Phänomen, das auch andere Naturfreunde schmerzlich registriert haben - auch die Experten des Naturschutzbundes Nordrhein-Westfalen (Nabu).

2021 sei kein gutes Schmetterlingsjahr, lassen die Fachleute mitteilen. „Viele Regentage, bewölkter Himmel und windiges Wetter machen es den Faltern und ihren Beobachtern in diesem Jahr nicht leicht, die verschiedenen Arten zu entdecken.“ Entsprechend mager sei die Ausbeute der diesjährigen Schmetterlingszählung gewesen. Immerhin: Der Kohlweißling kam wieder auf Platz eins. Mit 1300 Nennungen wurde er wie in den Vorjahren der am meisten beobachtete Schmetterling im Land.

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Werner Zempelins Gartengäste - die wenigen, die vor die Kamera traten - sind nicht weiß, sondern kunterbunt: Tagpfauenauge (Platz 2 bei der Nabu-Zählung), der Admiral (Platz 3) und Schwalbenschwanz. An ihnen wie an ihren mehr oder weniger bunten Kollegen sind nicht nur die Namen geheimnisvoll. Wir haben sechs spannende Schmetterlings-Fakten zusammengestellt.

1. Schönheit ist nicht alles

Schmetterlinge leisten eine wichtige Aufgabe in der Natur als Bestäuber von Pflanzen. Sie flattern von Blume zu Blume, saugen Nektar durch ihre Rüssel und werden dabei mit Pollen bedeckt, den sie unterwegs an die nächste Blüte weitergeben. „Da viele Falter durch ihre Rüssellänge sogar extra an spezielle Pflanzen angepasst sind, fliegen sie immer dieselbe Pflanzengattung an und sorgen so für deren Vermehrung“, ergänzt die Deutsche Wildtierstiftung.

2. Es gibt ein Leben nach dem Tod

Diese Erfahrung macht der Schmetterling zumindest - und das gleich dreimal. Obwohl: Genau genommen stirbt er nicht zwischendurch, sondern entwickelt sich weiter: vom Ei, zur Raupe, zur Puppe und schließlich zum Tagfalter. Stets handelt es sich um eine radikale Typänderung. Die jeweilige Dauer der vier Stadien ist unterschiedlich. In der Regel ist das Dasein als Puppe immer die längste Phase. Bis in der Puppe aus einer Raupe ein Schmetterling wird, können Monate bis Jahre vergehen. Das Schmetterlingsdasein dauert höchstens Monate, manchmal auch nur Tage: die kürzeste Phase.

3. Liebe geht nicht immer durch den Magen

Als Raupe hat der Schmetterling unbändigen Appetit. An die Fortpflanzung verschwendet er in dieser Phase seines Daseins aber noch keinen Gedanken. Das kann sich später als Falter komplett ändern. Einige flatternde Schönheiten konzentrieren sich ausschließlich auf die Partnersuche. Darüber vergessen sie das Essen nicht nur. Sie verschwenden erst gar keinen Gedanken daran. Das ist auch besser so. Denn die Natur hat ihnen erst gar kein Mundwerkzeug mitgegeben. Das Kleine Nachpfauenauge oder der Braune Bär - er wurde in diesem Jahr zum „Schmetterling des Jahres“ gekürt - gehören zu den Sorten, die nur von Licht und Liebe leben müssen - und nach wenigen Tagen sterben.

Tagpfauenauge - hier auf einem Schmetterlingsbaum - überwintern als Schmetterling auf Dachböden oder In Schuppen. © Werner Zempelin

4. Frostschutz im Blut kann nützlich sein

Vorsicht, das gilt nur für Schmetterlinge. Genau genommen: nur für den Zitronenfalter, der sich nicht nur wegen seiner gelben Farbe von allen flatternden Kollegen unterscheidet. Der Zitronenfalter ist im Frühjahr der erste Schmetterling, der sich zeigt. Kein Wunder: Er braucht nicht erst mühsam aus seiner Puppe zu schlüpfen, sondern ist schon da. Als einzige heimische Art überwintert er draußen - nicht etwa in einem Schuppen, sondern ungeschützt unter dem Laub. Das funktioniert nur dank eines körpereigenen Frostschutzmittels: Glyzerin, das das Gefrieren verhindert. Viel gäbe es ohnehin nicht. Der Falter lässt zu Beginn der Winterruhe nahezu alles Wasser ab. So kann er Temperaturen bis zu minus 20 Grad aushalten.

5. Krokodilstränen weinen ist das eine, sie trinken etwas ganz anderes

Wer Krokodilstränen weint, heuchelt. Wer sie trinkt, nimmt dagegen wertvolle Mineralien auf. Zugegeben, auf der Nahtstelle zwischen Ruhrgebiet und Münsterland lässt sich das nicht beobachten, sondern eher in Costa Rica. Aber auch hier trinken Schmetterlinge Tränenflüssigkeit. Vermutlich dienen die Tränen den Insekten als Salzlieferant – ein wichtiger Nährstoff, der in Nektar nicht vorkommt, wie es im Magazin National Geographic heißt. In unseren Breiten sieht man dagegen regelmäßig Schmetterlinge an Pfützen Wasser trinken - wohl aus demselben Grund.

Der Schwalbenschwanz ist einer der größten Falter der Region. © Werber Zempelin

6. Schmetterlingsbäume für Schmetterlingsträume

Werner Zempelin hat die meisten Schmetterlinge auf den Blüten des Sommerflieder fotografiert, dem sogenannten Schmetterlingsbaum. Anders als die vom Nektar begeisterten Schmetterlinge sieht der Nabu den ursprünglich aus China als Zimmerpflanze eingeführten Blütenstrauch ambivalent. Der Sommerflieder habe sich in Europa so gut etablieren können, dass er heimische Pflanzen zu verdrängen drohe. Niemand braucht deshalb seinen Schmetterlingsbaum abzusägen. Schmetterlingsfreunde, die aber gerade Neuanpflanzungen planen, empfiehlt der Nabu Alternativen: Blutweiderich, Echter Baldrian oder Gewöhnlicher Wasserdost. Sie blühen auch im Spätsommer und bieten Schmetterlingen Nahrung, wenn andere Nektar-Quellen schon versiegt sind. Diese Pflanzen besitzen zudem den Vorteil, dass sie - anders als der Sommerflieder - auch von den Raupen als Futterpflanzen genutzt werden können.

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