Schräg gegenüber des Cafés Alte Kegelbahn im Park vor dem Schloss Cappenberg zieht ein Pilz alle Blicke auf sich.

Schräg gegenüber des Cafés Alte Kegelbahn im Park vor dem Schloss Cappenberg zieht ein Pilz alle Blicke auf sich. © Sylvia vom Hofe

Schlossgarten in Cappenberg: Gelber XXL-Pilz ist ein tragischer Star

rnNatur

Er ist wieder da: der wohl am meisten fotografierte Pilz der ganzen Region. Was Spaziergänger vorm Schloss Cappenberg fasziniert, ist nicht nur außergewöhnlich gelb, sondern auch tragisch.

Cappenberg

, 26.09.2022, 10:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ob mit dem Handy oder mit der Fotokamera: Wer auf dem Cappenberger Schlossgelände unterwegs ist, kommt nicht umhin, an einer Stelle Fotos zu machen. Schräg gegenüber des Cafés Alte Kegelbahn steht im Schlossgarten eine mächtige alte Roteiche. Sie allein wäre ein schönes Motiv. Doch erst etwas schreiend Gelbes an seinem dunklen Stamm zieht die Blicke der Menschen auf sich.

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Das gelbe Etwas, das groß und fächerförmig aus dem fast 200 Jahre alten Stamm zu quellen scheint, ist ein Pilz. Genau genommen: ein Vertreter der Gattung „Gemeiner Schwefelsporling“. „Gemein“ passt im doppelten Wortsinn. Denn der Pilz ist nicht nur weit verbreitet, sondern auch eine hinterhältige Gefahr.

Der Parasit ist vor mehreren Jahren über eine Wunde im Stamm in die Roteiche eingedrungen. ein Todesurteil für den stolzen Baum. Wenn auch ein Sterben auf Raten. Niemand könne sagen, wie lange es dauern werde, hatte Elmar Berks, Revierförster im Wald des Grafen von Kanitz, bereits im vergangenen Jahr gesagt. Vielleicht müsse der Baum in zwei Jahren gefällt werden, vielleicht auch erst in 15 Jahren. fest steht: Der Pilz hat im Baum eine intensive Braunfäule ausgelöst. Dadurch werde früher oder später seine Bruch- und Standsicherheit gefährdet werden. Vorsorglich sind jetzt schon Äste durch Seile gesichert.

Roter Barbarossa lockt Menschen zum gelben Pilz

Seit der Eröffnung der Ausstellung „Barbarossa, das Vermächtnis von Cappenberg im Museumstrakt des Schlosses sind mehr Gäste als ohnehin schon im Schlossgarten unterwegs. Wer weit angereist ist, um sich über für den rotbärtigen Kaiser zu informieren, bleibt ebenso fasziniert vor dem Riesenpilz stehen wie jeder, der mit den Kindern oder Enkeln nur im Sonnenschein Kastanien zum Basteln sammeln möchte.

Die stolze Roteiche vor Schloss Cappenberg scheint der Pilz zu schmücken. Tatsächlich wir er den Baum aber töten.

Die stolze Roteiche vor Schloss Cappenberg scheint der Pilz zu schmücken. Tatsächlich wir er den Baum aber töten. © Sylvia vom Hofe

Der Pilz ist nicht nur wegen seiner schwefelgelben Farbe ein Blickfang, sondern auch wegen seiner Größe. Wie Dachziegel türmt sich eine Schicht über die nächste - noch. Denn bald werden die gelben Wulste verblassen und danach abfallen, erst einmal. Denn dass der Pilz im nächsten Jahr - vermutlich ab Mitte Juni - zurückkehren wird, ist für Elmar Berks und alle anderen Fachleute eine ausgemachte Sache.

Hühnchen der Wälder im Schlosspark nicht genießbar

Der englische Name von Schwefelsporling lautet „Chicken of the woods“: Waldhühnchen. Im sehr jungen Zustand soll der Pilz genießbar sein und gegart nach Hühnchen oder Krabben schmecken: eine Zutat für vegane Chicken Nuggets. Am Cappenberger XXL-Sporling sollte jedoch besser niemand zu knabbern versuchen. Zum einen ist der Pilz roh ohnehin ungenießbar und Ende September alles andere als jung, also selbst gegart nicht mehr zu essen. Außerdem wächst er an einer Eiche, die bekannt ist für ihre Gerbsäure: eine Eigenart des Wirtsbaums, die sich auch im Pilz wiederfinden wird, der von ihm lebt.

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