Borker Traditionsgeschäft
„Rund ums Rad“ schließt nach zwei Jahrzehnten
Ausgerechnet im Jubiläumsjahr hängen die Schilder im Borker Traditionsgeschäft „Rund ums Rad“: „Wir schließen“. Nach 20 Jahren gibt Horst Reschkowski sein Geschäft an der Hauptstraße in Bork auf. Die Entscheidung ist dem Zweiradmechaniker nicht leicht gefallen.
Horst Reschkowski (l.) mit seinem Mitarbeiter Felix Grafeld (24) und Ehefrau Claudia Reschkowski. Im Oktober gibt der Zweiradmechaniker sein Geschäft an der Borker Hauptstraße auf.
„Nach 20 Jahren hängt da viel Herzblut dran“, sagt der 60-Jährige. Gesundheitliche Gründe sind der Auslöser für seinen Entschluss. Auch die Konkurrenz aus dem Internet macht dem Betrieb zu schaffen.
Die Verkäufe von Fahrrädern seien immer weniger geworden. „Früher gab es noch das typische Weihnachts-Fahrrad“, sagt Claudia Reschkowski. Die Ehefrau arbeitet im Laden mit, kümmert sich unter anderem um die Buchhaltung. Heute würden Fahrräder erst dann gekauft „wenn man sie braucht“, sagt die 46-Jährige.
Für „Rund ums Rad“ bedeutet dies, dass der Laden in der Sommersaison genügend Marge auch für die Wintermonate mitmachen muss. Das sei früher anders gewesen. Zudem bestellen die Kunden immer mehr Räder und Ersatzteile online, kommen damit ins Geschäft und wollen sie höchstens noch auf- oder eingebaut haben. „Mit den Internet-Preisen können wir nicht mithalten“, sagt Claudia Reschkowski.
Immer weniger Umsatz
Auch der Umsatz bei Reparaturen, eines der Kerngeschäfte des Ladens, sei weniger geworden. Die häufigsten Anliegen, mit denen die Kunden über viele Jahre ins Geschäft gekommen sind, hat Horst Reschkowski sofort parat. „Das war der klassische platte Reifen“, sagt der Zweiradmechaniker.
Das Reparieren von Fahrrädern sei seine Leidenschaft. „Ich habe nie etwas anderes gemacht“, sagt der 60-Jährige, der bereits mit 14 in die Lehre gegangen ist und 1986 seinen Meister gemacht hat. „Es gibt keine Schraube, die ich nicht schon mal in der Hand hatte“, sagt er.
Einer der Höhepunkte für die Geschäftsleute war der jährliche Besuch der Eurobike, der Fachmesse der Radindustrie. „Da haben wir immer das Neueste vom Neuesten getestet und konnten so auch immer die aktuellsten Modelle bestellen“, sagt Claudia Reschkowski. Im Schnitt 45 Räder stehen bei „Rund ums Rad“ auf 75 Quadratmetern, darunter Trekking- und Tourenräder, Citybikes und Kinderräder.
"Das tut weh"
Das alles hinter sich zu lassen fällt dem Ehepaar nicht leicht. „Die ganzen Kunden, die wir gehabt haben, nicht mehr zu sehen, das tut weh“, gibt die 46-Jährige zu. Ihr Mann pflichtet ihr bei. „Viele Stammkunden fragen uns, wo sie jetzt hinsollen. Das ist leider so“, sagt der 60-Jährige. Reschkowski geht in den Ruhestand, den wohlverdienten, wie er sagt. „Nach 45 Jahren Arbeitsjahren“. In all der Zeit habe er immer nur „Zweirad gemacht, vom Motorrad bis zum kleinsten Fahrrad“.
Seine Ehefrau hat sich eine neue Branche gesucht, um viel mit Menschen in Kontakt zu kommen. Sie arbeitet dann in einer Bäckerei. Am 31. Oktober soll vollständig Schluss sein, dann schließt „Rund ums Rad“ für immer. Zuvor gibt es 40 Prozent Rabatt auf Ersatzteile, schon jetzt sind Zweiräder um 15 Prozent reduziert. Schließlich müsse der Laden leer werden.