Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Selm Schulerweiterungen machbar, aber wohl teuer

Ganztagsbetreuung in Selm: Schulerweiterungen machbar, aber wohl teuer
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Die gute Nachricht vorab: Um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab dem 1. August 2026 stufenweise umsetzen zu können, sind räumliche Lösungen an den Grundschulstandorten Grundschule Äckern in Bork und Cappenberg sowie Ludgerischule in Selm denkbar und möglich. Die schlechte Nachricht: Das würde nach ersten Ergebnissen der Machbarkeitsstudie, die die Stadt Selm in Auftrag gegeben hat, teuer. Rund 30 Millionen Euro nach ersten Einschätzungen. Und: Nicht alle Pläne kommen bei den Schulen gut an.

Studie zur räumlichen Entwicklung für drei Grundschulen heißt das Werk, in dem das Architekten- und Städtebaubüro Schamp & Schmalöer versuchen soll, zu ergründen, welche räumlichen Voraussetzungen an den Standorten der Grundschule Auf den Äckern in Bork und Cappenberg sowie der Ludgerischule in Selm geschaffen werden müssen, um ab dem 1. August 2026 dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung gerecht zu werden. Den Standort der Overbergschule klammert die Studie aus, weil dort bereits ein Anbau hochgezogen wird.

In der Sitzung des Ausschusses für Schule, Bildung und Sport stellte Architektin und Städteplanerin Susanne Schamp am Montag, 11. September, erste Ergebnisse vor. Und zwar basierend auf Workshops mit Vertretern der Schulen und der Stadtverwaltung. Inklusive Stärken- und Schwächenanalyse der Standorte.

Entwurfskonzept

Daraus hat das Büro ein Entwurfskonzept erstellt.

Für die Ludgerischule, die im Stadtbild besonders sei, „weil sie eine alte Schule ist“, schlägt die Architektin vor, das Schulgebäude zu erweitern. Die Idee: einen Teil des Bestandsgebäudes abzureißen und das Gesamtgebäude durch einen Anbau zu erweitern und per Aufzug barrierefrei zu machen. Das Gebäude würde nach Süden hin verlängert. Der Gebäudeteil entlang der Südkirchener Straße bliebe unverändert. Insgesamt würde die Ludgerischule von derzeit 6590 Quadratmetern nach dem Entwurfskonzept auf 7474 Quadratmeter vergrößert.

Die Grundschule Auf den Äckern in Bork könnte durch Teilabriss und Erweiterung wachsen. Wobei ein Gebäudeteil im Norden der Schule abgerissen und durch einen größeren Neubau ersetzt werden könnte, sagt Susanne Schamp. Dieser Schulstandort würde nach dem Entwurfskonzept von 7179,4 Quadratmetern Gesamtfläche auf 8399,8 Quadratmeter wachsen. Nach diesem Konzept muss der benachbarte Tennisverein Grün-Weiß Bork für die Erweiterung der Äckernschule keinen Tennisplatz abgeben.

Der Standort Cappenberg der Grundschule Auf den Äckern würde insofern räumliche Veränderungen erfahren, dass das Gebäude aufgestockt und Richtung Norden durch einen Anbau erweitert werden könnte. Das bisherige Gebäude würde quasi gespiegelt. Daraus würde sich eine Gesamtflächenvergrößerung von 3479,9 Quadratmetern auf 4101,1 Quadratmeter ergeben.

Auch die Ludgerischule in Selm könnte per Teilabriss eines Gebäudeteils und einen größeren Anbau erweitert werden.
Auch die Ludgerischule in Selm könnte per Teilabriss eines Gebäudeteils und einen größeren Anbau erweitert werden. © Arndt Brede (Archiv)

Die Studie macht auch Aussagen zur Größe der Spiel- und Aufenthaltsbereiche, die sich wegen der Erweiterungsbauten auch verändern wird. Für die Ludgerischule würde das bedeuten, dass der Spiel- und Aufenthaltsbereich von circa 3380 Quadratmetern auf rund 2805 Quadratmeter schrumpfen würde. Die Grundschule auf den Äckern am Standort Cappenberg müsste statt mit ungefähr 1980 Quadratmetern nur noch mit rund 1665 Quadratmetern auskommen. Am Standort Bork verringert sich nach dem Entwurfskonzept der Spiel- und Aufenthaltsbereich von circa 2855 Quadratmetern auf circa 2495 Quadratmeter.

Dem liegt eine Berechnung zugrunde, wonach pro Schüler fünf Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen müsse, sagte Torsten Schneidereit, Leiter der Selmer Schulverwaltung. Demnach seien die Spiel- und Aufenthaltsbereiche aller drei Schulstandorte ausreichend bemessen.

Schulbetrieb möglich?

Für die UWG drückte Fraktionschef Dr. Hubert Seier die Sorge aus, wie an den Standorten der Äckernschule in Bork und der Ludgerischule in Selm, bei denen Teilabrisse und Neubauten anstehen könnten, während der Bauzeit ein Schulbetrieb möglich sei. Zudem erklärte Ausschussvorsitzender Michael Merten (CDU), bei Abriss des WCs im Außenbereich der Ludgerischule müssten Möglichkeiten für die WC-Nutzung durch Schüler geschaffen werden.

Bürgermeister Thomas Orlowski erklärte, was in der Sitzung vorgestellt worden sei, sei ein erstes mögliches Konzept. „Selbstverständlich werden wir uns Gedanken machen und Konzepte haben müssen, wie vernünftiger Unterricht gewährleistet werden kann, wenn Teilabrisse anstehen.“

Laut einem Entwurfskonzept würde die Grundschule Auf den Äckern am Standort Cappenberg aufgestockt und per Anbau erweitert.
Laut einem Entwurfskonzept würde die Grundschule Auf den Äckern am Standort Cappenberg aufgestockt und per Anbau erweitert. © Daniel Magalski (Archiv)

Kritik an einem Teil der Planungen kam - neben Lob für das bisherige Procedere - von Anja Knipping, Leiterin der Grundschule Auf den Äckern: „Wir hatten damit gerechnet, dass es für die überbaute Fläche der Grundschule Auf den Äckern in Bork auf dem Schulgelände einen Ausgleich geben würde. Durch einen Anbau fiele die Lauffläche auf dem Schulhof weg.“ Ihr Appell an Stadt und Architektenbüro: „Denken Sie bitte mehr Bewegungsfreiheit und Platz für die Kinder mit.“ Auch der Schulhof der Ludgerischule sei jetzt schon zu klein. Pausen würden in Schichten absolviert. Das werde in den weiteren Planungen berücksichtigt, sagte Torsten Schneidereit.

Alle Erweiterungen an den drei Schulstandorten würden insgesamt rund 30 Millionen Euro kosten. Wobei Schulverwaltungsamtschef Schneidereit schon ankündigte, dass die Kosten höher liegen werden, wenn nämlich Faktoren wie Gutachten (Schadstoffe etc.), Risikoaufschlag und Steigerungen von Baunebenkosten hinzugerechnet werden.

Die Fördermittel vom Land NRW für den Ausbau der Ganztagsbetreuung würden laut einer Berechnung der Verwaltung bei etwas über einer Million Euro liegen. Dazu erklärte Bürgermeister Thomas Orlowski: „Eine Million Euro an Landesförderung ist unverschämt.“

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