Es soll mit über 2,5 Millionen Euro die größte Investition im laufenden Jahr sein – die meisten Selmerinnen und Selmer werden sie allerdings niemals zu Gesicht bekommen. Profitieren sollen dennoch alle von dem Bauwerk an der Münsterstraße.
Das Pumpwerk Seiland – nördlich des Neubaugebietes „Am Auenpark“ – sorgt seit 1962 dafür, dass Abwasser abtransportiert und Regenwasser der Umgebung in den Selmer Bach geleitet wird. In der vergangenen Ratssitzung präsentierte das beauftragte Ingenieurbüro die Möglichkeiten, wie es mit dem in die Jahre gekommenen Bauwerk weiter gehen könnte.
Abplatzungen, Risse, Verrostungen und ein allgemein schlechter Zustand des Betons zeigten sich bei der Untersuchung des Pumpwerkes, sodass die Experten dem Gebäude einen „sanierungsbedürftigen Gesamtzustand“ bescheinigten. Mittelfristige Beeinträchtigungen der Standsicherheit könnten nicht ausgeschlossen werden, so das Ingenieurbüro. Im Bericht dazu heißt es: „Um eine langfristige Nutzung des Gebäudes zu ermöglichen, müssen daher zwingend Instandsetzungsarbeiten erfolgen.“
Neubau: Höhere Kostensicherheit
Bei einer Sanierung müsste neben der Instandsetzung des Gebäudes selbst auch die Pumptechnik erneuert werden. Zuletzt wurde das in den 80er-Jahren durchgeführt. Auch ein Neubau des Schaltanlagenraumes und der Notstromversorgung ist den Experten nach zu erneuern. Zusammen mit weiteren notwendigen Arbeiten schätzten sie den finanziellen Bedarf ohne Baunebenkosten im Februar 2023 auf rund 1,5 Millionen Euro.
Allerdings sehen die Ingenieure hier einige Probleme: Wegen der beengten Verhältnisse könnten im Bestandsbau lediglich 800 Liter Wasser pro Sekunde von den Pumpen transportiert werden, die gerade bei Starkregenereignissen schnell erreicht sind. Zudem seien die „hydraulische Zulaufsituation“ sowie die Anordnung der Rechenanlage im Ausleitungsbauwerk ungünstig. Insgesamt zu viele Kompromisse, weshalb das Ingenieurbüro zu einem Neubau rät, den die Verwaltung mit 2,55 Millionen Euro im diesjährigen Haushalt reservieren möchte.

Ein neues Pumpwerk, das dem aktuellen Stand der Technik entspreche, könne mindestens 50 Jahre genutzt werden. Die Ingenieure versprechen eine höhere Kostensicherheit im Vergleich zu einer Sanierung des bestehenden Baus, das ein aufwändiges und kostenintensives Provisorium sei.
Drei Regenwasserpumpen mit jeweils 500 Litern Förderleistung pro Sekunde fänden in dem Bauwerk Platz. Weil eine davon als Ausfallreserve dienen soll, könnten im Normalbetrieb insgesamt 1000 Liter pro Sekunde befördert werden – 200 Liter mehr als bisher.
Kein Ratsbeschluss
Zusätzlich berücksichtigt die Planung drei Schmutzwasserpumpen mit einer Leistung von insgesamt 125 Litern pro Sekunde und eine Rechenanlage zur Grobstoffentfernung. Mit der Förderleistung des Neubaus würde die Stadt den heutigen Anforderungen gerecht werden, es sei allerdings fraglich, ob die zur Berechnung der Bedarfe herangezogenen Statistiken wegen der mittlerweile häufiger vorkommenden Starkregenereignisse noch zeitgemäß sind, merkte der Vertreter des Ingenieurbüros in der Ratssitzung an.

Darüber, dass beim Pumpwerk zeitnaher Handlungsbedarf besteht, herrschte weitgehende Einigkeit unter den Mitgliedern des Rates. Einige von ihnen teilten ihr Unverständnis darüber, dass die Verwaltung in diesem Punkt lediglich einen Bericht – und nicht direkt einen Beschluss dazu – auf die Tagesordnung setzte.
Das könnte zur nächsten Sitzung am 14. März passieren. Ob dann auch bereits das Geld für einen Neubau im Haushalt eingeplant werden kann, ist unwahrscheinlich. Wegen der notwendigen Erstellung eines Haushaltssicherungskonzeptes könnte sich das verzögern.
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